Lieber Sommer 2020!

„Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbienen den Honig“, sagte sie. „Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn es nicht mehr Sommer ist.“ 

aus: Ronja Räubertochter, Astrid Lindgren

Lieber Sommer 2020,

der Herbst hat dich schon vorletzte Woche abgelöst. Aber ich möchte dir gerne noch ein paar Zeilen schreiben. Du warst ein besonderer Sommer, in sehr besonderen Zeiten. „Wir müssen halt das Beste draus machen“, hörte man oft im Zusammenhang mit deinen großen Ferien. Hand auf’s Herz: ich habe das auch einige Male gedacht. Das Beste? Eigentlich komisch, dass damit gar nicht das Beste gemeint ist. „Das Beste“ meint in dieser Formulierung bestenfalls einen Kompromiss. Einer schlechten Situation irgendwie etwas Gutes abringen. Hoffen, dass man in all‘ dem Schlechten doch noch eine kleine Freude findet.

Das Beste aus dem Urlaub machen, hieß rein praktisch für viele Menschen Urlaub in Deutschland. Kein ‚Dolce Vita‘ in Italien, kein ‚Buenos Dias Matthias‘ in Spanien, kein „Savoir vivre“ in Frankreich. Höchststrafe? Nein! 

Und wenn dann „das Beste“ noch viel besser wird, ist die Überraschung perfekt. Ganz nah reisen, aber gefühlt ganz weit weg sein. Geht. 

Sehr, sehr nah in der eigenen Stadt, ein bisschen weiter raus in der Eifel, etwas weiter nordöstlich in die Hauptstadt und in den hohen Norden an die See. #heimatentdecken. #wirbleibenindeutschland. 

Jetzt wird es Zeit zum Einwecken der Erinnerungen an dich, lieber Sommer 2020. Ich werde meinen großen Sommerklumpen ein wenig entbröseln und nach und nach ein paar frische Blog-Geschichten daraus machen.

Endlich fließen wieder Worte in meine virtuelle Feder. Lange Zeit fiel es mir schwer, zu schreiben. Die Pandemie überstrahlte alles. Keine Geschichte erschien mir wichtig genug in dieser bedrückenden Zeit, in der wir uns alle auf das Wesentliche und „Systemrelevante“ zu konzentrieren schienen. Aber irgendwann wurde auch klar, dass die Freude nicht auf der Strecke bleiben darf. Wir uns Dinge suchen müssen, die „Freuderelevant“ sind. 

Ach, du lieber Sommer 2020, ich habe dich mit unzähligen Geschichten gefüllt. Viele wunderbare Erinnerungen gemacht, an die ich noch lange zurückdenken werden. 

Und du hast mich endlich verstehen lassen, was meine Eltern mit dem Satz „Davon werden wir noch lange zehren“ meinten. 

Während des Lockdowns habe ich oft (und sehr viel intensiver als sonst) an die Zeit in den USA und unsere vielen Erlebnisse und Reisen dort denken müssen. Und siehe da, so vieles wirkt nach. Und wie. Die Erinnerungen an all’ die nachhaltigen Eindrücke und an das viele Schöne legen sich wie eine gemütliche Kuscheldecke auf meine Seele. Ich bin nicht unglücklich darüber, dass das Reisen aktuell eingeschränkt ist. Ich bin zufrieden und versöhnt mit allem, was ich bis hierher erleben durfte. Dankbar für das Bilder in meinem Kopf, die dadurch erst möglich geworden sind.

Nun halte ich deine besonderen Geschichten fest, lieber Sommer 2020. Werde im Herbst und Winter davon zehren. Wenn es früher dunkel wird, der Regen an die Scheibe prasselt und wir weniger Zeit draußen verbringen. Aber es wird auch dann Gelegenheiten geben, kleine Reisen zu machen und daraus neue Energie und Motivation zu schöpfen. Ganz sicher.