“Yooper” for a week
Hi there!
In der letzten Woche waren wir gemeinsam mit Freunden aus Deutschland “Yooper” (UP’ers – so nennen sich die Bewohner der Upper Peninsula), oder “Trolls auf Urlaub” (so nennen die Bewohner der Upper Peninsula die Bewohner der unteren Halbinsel von Michigan). Angeblich träumen viele Kobolde von “unten” von einem Leben “oben”, wenn es denn nur genug Jobs auf der UP gäbe. Meilenweit unberührte Natur gibt es dafür reichlich. Und jede Menge Superlativen, wie sie der Amerikaner – neben dem Reisen mit großem Hausstand (Pick-Up, Boot, Grill, Wohnmobil mit Auto und Zweirad am Hänger, XXL-Cooler) ja gerne mag:
Wald, viel Wald, unglaublich viel Wald!
Mücken, viele Mücken, schrecklich viele Mücken!
Wasserfälle, überall kleine und größere Wasserfälle. Über 100.
Motel, viele Motels, viele davon leider heruntergekommen oder verlassen.
Den größten Frischwasser-See (Oberfläche) der Erde: Lake Superior (Oberer See). So groß wie Österreich. Einen schönen Vergleich dazu lieferte der Kapitän unserer Boot-Tour: Wenn man den gesamten Inhalt des Lake Superior aufnehmen und über dem Grand Canyon wieder ausspucken würde, stünde ganz Amerika nach dem Überlaufen 5 feet (im außerhalb der USA verwendeten metrischen Systems sind das 1,52 m) under water. Impressive! Genau wie seine Temperatur … 12 Grad an der Oberfläche, frische 2 Grad am Grund! Applaus bitte: ich habe es bis zum Kinn rein geschafft!!
Den größten Schiffs-Friedhof der Welt. 1500 Wracks liegen auf dem Grund des Lake Superior. Das extrem kalte und sauerstoffreiche Wasser sorgt für ihre Konservierung. Stille Zeitzeugen der kommerziellen Schifffahrt, die im 17. Jahrhundert auf den Großen Seen ihre Anfänge nahm. Größtes und berühmtestes Beispiel der modernen Schifffahrt ist der Frachter SS Edmund Fitzgerald, der 1975 im Lake Superior sank. So friedlich die Seen bei gutem Wetter im Sommer wirken, so heftig und zerstörerisch können die Winterstürme sein.
Whitefish (der fühlt sich in den kühlen Gewässern der nördlichen Hemisphäre besonders wohl) everywhere! Und in jeglicher Form: fresh, smoked oder als Wurst verarbeitet. Yummie!!!
The word’s best Pasties (Pasteeeeeees) – Mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen, eingeführt von Einwanderern aus Cornwall. Sie kamen nach Entdeckung der Eisenerz und Kupfer Vorkommen ab 1840 auf die Insel, um in den Minen zu arbeiten. Auf der UP wurden unglaubliche Werte der begehrten Mineralien aus der Erde geholt und über die Großen Seen verschifft. Weit mehr, als beim Goldrausch in Kalifornien. So, und jetzt poste ich ausnahmsweise mal mein Abendessen … neben den Resten der beeindruckenden Anlage, die das Eisenerz auf die Schiffe verteilte.
Uuuuund: Michigan’s No 1 Adventure Destination: Boat Cruises entlang des Pictured Rock National Lakeshore! Die Pictured Rocks sind fantastische Sandstein-Felsformationen entlang der Küstenlinie, die in vielen Braun- und Ockertönen (entstanden durch unterschiedliche Mineralien im Gestein) ein kontrastreiches Bild zum grün-blauen Wasser des Lake Superior bilden. Wie die Arbeit eines Malers, der mit der Palette der Natur aus Farben, Formen und Texturen diese eindrucksvolle Szenerie geschaffen hat.
Wir haben alles mitgemacht und doch nur einen kleinen Ausschnitt der UP erlebt. Dafür aber 3 von 10 (in Worten zehn!) Tagen sommerlich warmen Wetters, wie uns ein echter Yooper versicherte. In den ersten Tagen haben wir daher auch die Postkarten mit bibbernden Bikini-Schönheiten nicht verstanden. Dabei sind die Strände ein Traum.
Kurz vor Eintritt in die südliche Hemisphäre von Michigan, gab es noch einen Zwischenstopp auf Mackinac Island. Kontrastprogramm zu den endlosen Weiten der UP: eine kleine, feine, autofreie Insel, die so pittoresk daher kommt, dass man glaubt, hier wären Disney’s Designer am Werk gewesen. Wie aus einer anderen Zeit. Pferdekutschen und Räder dienen als Transportmittel (ja richtig, kein Auto nirgends!) Die Vorgärten der wunderschönen Häuser sind bunt und oft adrett in Reihe bepflanzt. Schön, aber irgendwie auch ein wenig unwirklich. Als würde Briefträger Heini (genau, der von “Neues aus Uhlenbusch”) gleich die Post an Oma Piepenbrink ausliefern. Wenn die Tagesbesucher am Abend wieder auf dem Festland sind und die Sonne langsam im Meer (äh, im Lake Huron … noch so ein großer See 😉 verschwindet, ist es schönsten.
Weil so viel Idylle niemand auf Dauer erträgt und ich im Grunde meines Herzen ja ein Stadtmädchen bin, freue ich mich jetzt wie Bolle auf das ganz große Kontrastprogramm: Summer in my hometown (ok, fast) Cologne.
See you there!