Flower House Detroit

Every flower must grow through dirt.
Laurie Jean Seenot

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Hi there!

Während die Natur bunte Blätter in irre intensiven Farben präsentiert, hat sich in Detroit ein altes, leer stehendes Haus in ein Meer aus frischen Blüten und Pflanzen verwandelt. Blossoms against Blight. Blüten gegen den Verfall. ‘Beauty’ und ‘Blight’ gaben ein ungleiches, und doch harmonisches Paar bei dieser außergewöhnlichen floralen Installation ab.

Eine Floristin aus Ann Arbor hatte das Haus mit angrenzenden Grundstücken im letzten Jahr für 250 Dollar (!) erworben. Inspiriert wurde ihre Idee zum “Flower House Detroit” von Christo und Jeanne Claude, die 2012 eine Pariser Villa anlässlich der Dior Fashion Show mit Blumen füllten.

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Das Flower House Detroit macht bereits von außen seinem Namen alle Ehre. An der verwitterten Fassade der Rückseite hat die lokale Künstlerin Ouizi ein buntes Blumenbouquet aufgemalt. Überall ums Haus ranken Blumen und Blüten. Im Haus gibt es 15 Räume. In jedem dieser Zimmer haben über 30 Flower-Designer aus dem ganzen Land ungewöhnliche Blumenarrangements geschaffen. Mal protzig prächtig, mal zart und fein. Alle dabei verwendeten Blumen und Pflanzen stammen aus amerikanischem Anbau.

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Nach dem Veranstaltungswochenende wird das Gebäude sorgfältig zurück gebaut. Unterstützt von ReClaim Detroit, die die Materialien für andere Wiederaufbau-Projekte in Detroit einsetzen. Auf dem Grundstück wird eine Blumen-Farm und ein Design Zentrum entstehen. “Leidenschaft für Nachhaltigkeit. Liebe zur floralen Kunst. Verantwortung und Respekt für die Geschichte der Stadt Detroit”, von diesen Ideen lässt sich die Initiatorin und Besitzerin Lisa Wand leiten. Möglichst viele Menschen möchte sie mit ihrer Arbeit bereichern.

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Mit dem “Flower House Detroit” ist das hervorragend gelungen. Die farbenfrohe, üppig blühende Kunst aus Blüten, Blättern, Pflanzen und Gemüse sah fantastisch aus. Schönheit in jeder Ecke. Prächtige Details für Augen und Seele. Pure Freude über die Schönheit von Mutter Natur.

Genießt die bunten Bilder. Und die letzten goldenen Oktobertage, in denen die Natur noch mal alles gibt!

Detroit Ruins – Inside

Hi there!

Detroit hat viele Geschichten zu erzählen, wenn man sich auf das große “D” einlässt. Ich mag diese kantige Stadt, die mich oft an Berlin kurz nach dem Mauerfall erinnert. Letzte Woche war ich gleich zwei Tage in Folge in Detroit und der Gegensatz hätte nicht krasser ausfallen können. Donnerstag: Sightseeing bei Hochglanzwetter für meinen Besuch aus Deutschland.

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Freitag: Dicke Wolken über Detroit. Foto-Tour durch verlassene Gebäude. Mit einer deutschen Freundin, die auch zur Zeit hier lebt und wie ich von Detroit fasziniert ist. Warum guckt man sich so was an? Um die Stadt und ihre reiche, aber komplizierte Geschichte zwischen Boom und Abschwung, zwischen Abgrund und Aufbruch ein wenig besser zu verstehen.

Als ich 2013 zum ersten Mal das Ausmaß des urbanen Verfalls in Detroit sah, war ich schockiert. Absolut ungläubig darüber, wie eine nordamerikanische Stadt so derartig herunter kommen konnte. Ich blickte fassungslos auf gigantische Industrieruinen, leer stehende Bürohäuser und Hotels in Downtown, verlassene Schulen, Theater, Kirchen und Krankenhäuser, verwaiste Straßenzüge in den Neighborhoods, herunter gebrannte, verlassene, zerstörte Häuser. So deprimierend der Anblick auch war, ich konnte mich nur schwer der Faszination dieser zum Teil morbiden Schönheit entziehen. Find beauty in the ruins. Wie muss es erst im Inneren der Gebäude aussehen? Welches Zeugnis einer ehemals lebendigen Vergangenheit legen sie ab?  “Detroit Urbex” führt kleine Gruppen durch leer stehende, seit vielen Jahren verlassene Gebäude. Über 70.000 gibt es davon heute in Detroit. Seit den 50er Jahren, als viele Produktionsstandorte der Automobilindustrie die Stadt verließen, ist die Einwohnerzahl von knapp 2 Millionen auf heute rund 700.000 geschrumpft. Mit verheerenden Folgen für die Infrastruktur im gesamten Stadtgebiet.

Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis die ungenutzten Gebäude abgetragen oder einer alternativen Nutzung zugeführt worden sind. Ich finde es unglaublich spannend, Detroit eine Weile dabei zuzusehen, wie es wieder auf die Beine kommt. Zu spüren, wie sich diese Stadt neu erfindet. Die Ruinen, der Verfall, all das gehört heute zu Detroit dazu, ist ein Stück authentischer Zeitgeschichte. Wie die Berliner Mauer.

Ich bin noch immer ganz geflasht von dem Erlebten. Ich hätte nie gedacht, dass ich selber einmal vom Dach einer Industrieruine auf Detroit schauen würde. Mich berührt am meisten, dass dies alles “moments in time” sind, denn Detroit verändert sich jeden Tag. Beim nächsten Mal ist ein Gebäude vielleicht nicht mehr zugänglich, abgerissen oder Renovierungsarbeiten haben begonnen. Who knows. Viele kleine Dinge werden dabei hoffentlich schon bald wieder zu einem großen Ganzen.

So, jetzt aber! Eine kleine 😉 Auswahl meiner Foto-Ausbeute ..

John S. Gray Branch (built 1906), first branch of the Detroit Public Library 

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“EYE DONT CARE ABOUT REAL LIFE – Servite High School (built 1924), East Side Detroit

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St. Margaret Mary Catholic Church (built 1923), East Side Detroit, von 1984-2011 als Baptist Church genutzt

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Fisher Body Plant 21 (built 1926 by Albert Kahn), 1926 von General Motors übernommen, 1984 wird hier die letzte Karosserie produziert, seit 2000 ist die Stadt Detroit Eigentümer. Der Besitzer des Berliner Techno-Clubs Berghain wollte hier einen Club aufmachen. Der Nutzungsplan der Stadt sieht dies offenbar nicht vor. Für 300.000 Dollar steht die asbestbelastet Industrieruine zum Verkauf.

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