In the Motor City

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Hi there! Start your engines …

Jedes Jahr im Januar übernimmt die “North American International Auto Show” mit viel glänzendem Chrom und Lack die Bühne im Cobo Center in Downtown Detroit. Sie ist eine der wichtigsten Automobilmessen der Welt. Selbst in den schwierigsten Zeiten der Automobilwirtschaft öffnete sie ihre Tore. Diese Woche, und zum ersten Mal in seiner Amtszeit, machte auch Präsident Obama einen Messe-Rundgang. Meine persönliche Premiere in Sachen Auto Show fand schon letzten Freitag statt: “Charity Preview”. Der Vorabend der offiziellen Messeeröffnung steht traditionell im Zeichen der Wohltätigkeit und gilt als das gesellschaftliche Ereignis in Detroit. Hui, hui – musste ich erst mal shoppen gehen. Zwischen Jeans und Kapuzenpulli gab selbst der große begehbare Kleiderschrank nix her, das dem Dresscode “Black Tie” auch nur annähernd gerecht geworden wäre.

Et voilà: zwischen poliertem Stahl gab es viel glänzendes bei den Damen, die Herren trugen mehrheitlich Smoking, bzw. “Tuxedo”, wie der feine Zwirn mit Fliege in den USA heißt. Weniger fein ging es an der Bar zu, wo der Schampus – ganz stilecht amerikanisch – in Plastikkelchen gereicht wurde. Stil hin oder her: das Happening erzielt jedes Jahr rund 5 Millionen Dollar, die wohltätigen Organisationen im Bereich Kinder und Jugendliche in Detroit und Michigan zu Gute kommen. Da schmeckt die Prickelbrause halt auch mal aus Plastik.

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Aber zurück zum Auto … da war doch was … ja, genau, das Automobil hat uns überhaupt erst nach Michigan verschlagen. Detroit. Die Motor City. Die Geburtsstätte der modernen Automobilindustrie. Auch wenn die Tage als DER Standort der Autoproduktion im Land längst vorbei sind, schlägt in Detroit auch heute noch das Herz der amerikanischen Automobilwirtschaft. Hier haben die “big three”, Ford, General Motors und (Fiat)Chrysler ihre Konzernzentralen. Hier hat Henry Ford das berühmte Model T (Tin Lizzie) entwickelt und 1913 angefangen, erschwingliche Autos in hohen Stückzahlen zu produzieren. Hier überraschte er 1914 mit der Ankündigung, den Tageslohn seiner Fabrikarbeiter auf 5 Dollar zu verdoppeln. Mit dem neuen Einkommen konnten sich Ford Mitarbeiter neben einem Eigenheim auch die von ihnen gebauten Autos leisten. Hier in Detroit entstand in den Hochzeiten der Automobilindustrie eine neue Mittelklasse. Detroit eine schillernde Stadt mit schicken Geschäften, Bars und Restaurants und einer lebendigen Theater- und Musik-Szene. Man lebte und arbeitete in Downtown Detroit. Bis die Zeiten schwieriger wurden.

Ein besonderer Ort, der auf bizarre Weise dokumentiert, wie eng Aufstieg und Niedergang der Stadt Detroit mit dem Automobil verknüpft ist, ist das ehemalige “Michigan Theatre” im Zentrum Detroits. Liebe Auto-Freaks verzeiht mir: es gibt jetzt keine weiteren bunten Bilder mit Fahrzeugen der neuesten Generation. Viel spannender finde ich es, diese Geschichte zu erzählen:

In einem Kohlenschuppen hinter seinem Wohnhaus in der Bagley Street in Downtown Detroit hat Henry Ford 1898 sein erstes Fahrzeug, das Quadricycle, zusammen geschraubt. Was folgte, ist Geschichte. Ein Nachbau dieses Schuppens steht heute im historischen Freilichtmuseum “Greenfield Village” in Dearborn. 1926 eröffnete an genau dieser Stelle das prunkvolle “Michigan Theatre” mit 4000 Sitzplätzen. Stars wie Frank Sinatra, Louis Amstrong, Glenn Miller, Doris Day, Benny Goldmann standen hier bis in die späten 40er Jahre auf der Bühne. Außerdem war das Michigan Theater ein Film-Theater. Die Besucher blieben aus, als immer mehr Menschen aus der Innenstadt in die Vorstädte zogen. 1967 flimmerte der letzte Film im Michigan Theatre Detroit über die Leinwand.

Nach einigen Jahren als “Supper Club” fanden hier ab 1973 für kurze Zeit Rockkonzerte statt. David Bowie, The Stooges, Aerosmith, Bob Seger spielten hier, bis der Veranstaltungsort 1976 endgültig seine Tore schloss, und kurz darauf zu einem der ungewöhnlichsten Parkhäuser der Welt wurde. Unfassbar, aber in den im italienischen Renaissance Stil erbauten prunkvollen Innenraum wurden kurzerhand drei Parkebenen eingezogen. Detroiter parkten nun unter den bröckelnden Decken- und Wandornamenten und dem rotem Bühnenvorhangs des einst glanzvollen Theaters ihre Autos. Seltsame Ironie des Schicksals: der Ort ist in gewisser Weise zu seiner ursprünglichen Nutzung zurück gekehrt. Glücklicherweise beginnt aber auch das Leben seit einiger Zeit wieder in die Innenstadt zurück zu kehren.

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Übrigens wurden in dem heutigen Parkhaus einige Szenen des Eminem Films “8 Mile” (1995) gedreht. Der Filmtitel bezieht sich auf den Highway “8 Mile”. Er bildet eine Art Grenzlinie zwischen den heute überwiegend schwarzen, ärmeren Vierteln der Innenstadt und den überwiegend von der weißen Mittelklasse bewohnten Vororten im Norden von Detroit.

“It’s alright, it’s OK, I’m gonna make it anyway, I’ma make it, I’ma make it, I’ma make it.., somehow…”      

(Intro “8 Mile”, Eminem)

Detroit wird es irgendwie hinkriegen … somehow.