Abends um 7 …
Hi there!
Der September-Himmel hier in Michigan hatte sich mit meinem Blog abgesprochen: er war fast jeden Tag blau! Und so schön sommerlich warm, dass ich am liebsten 24/7 draußen gewesen wäre. Die Wetterstatistiker stehen schon mit “Hottest September in Michigan ever” in den Startlöchern. Trotz herrlicher Tage und Abende bleiben aber viele Amerikaner innerhalb ihrer – meist klimatisierten – vier Wände. Auch im 3. Jahr finden wir das immer noch total komisch …
Deutschland, abends um 7 an einem warmen Sommerabend: Geschirrgeklapper, Gewusel, Gespräche, Kinderlachen. Das Leben spielt sich draußen ab, ob auf Balkonien, Terrasse oder im Garten. Und das vom ersten wärmeren Frühlingstag bis zum letzten Hurra des Sommers.
Amerika (Vorstadt), abends um 7, auch schön warm: kein Mensch, kein Laut, nirgends. Verlassene Terrassen, Gartenmöbel und Hollywoodschaukeln, die vergeblich auf Gäste (oder Pokerrunden … ;-)) warten. Oft steht auf dem großen Holzdeck (Standardfarbe: irgendwas zwischen Vollmilch und Prinz Harry-Rot), das offenbar im Bausatz mit jedem Haus geliefert wurde, aber auch nur ein XL-Grill – oder: gar nichts. Leer – den ganzen wunderschönen Sommer lang.
Erklärungsversuche: zu heiß, zu windig, zu viele Fliegen, kein Fernseher, draußen nur Kännchen? Gegrillt wird manchmal an der frischen Luft, gegessen aber garantiert drinnen. Tür zu, Klimaanlage an. Unser Deck ist hier in der Nachbarschaft weit und breit das einzige, auf dem regelmäßig gelebt und mit Geschirr geklappert wird. Jedenfalls solange kein Schnee liegt ;-). Wahrscheinlich finden unsere Nachbarn das total seltsam.
Denn um uns herum schirmt man sich zusätzlich sommers wie winters, bei Tag und in der Nacht mächtig ab. Überall dichte Rollos oder schwere Gardinen. Der Amerikaner mag es nach unseren Beobachtungen offenbar gerne dunkel. Und das nicht nur im eigenen Heim. Ihm macht es auch nichts aus, in schummrigen Restaurants mit dunklen Holzvertäfelungen und schweren, dunklen Möbeln zu essen. Tageslicht wird von uns wohl total überbewertet. So manches Restaurant haben wir schon für geschlossen gehalten. Hätte da nicht ein grelle Neonschriftzug “Open” angezeigt.
Ein beliebter Indoor-Aufenthaltsort (egal wie herrlich es draußen sein mag) ist auch das Auto. Selbstverständlich bei laufendem Motor, um eine gleichmässige (tendenziell Kühlschrank) Temperatur zu gewährleisten. “Nicht aufregen, nur wundern”, hat man mir als Kind oft gesagt.
Na denn. Auf einen goldenen, hellen Oktober! Wo immer Ihr dies hier gerade lest.
Troempert Werner
1. Oktober 2015 @ 07:18
Hallo Britta,
ja, von diesem Phänomen konnten wir uns ja schon im Sommer 2014 überzeugen. Frühstück, Grillen, Mittags und Abends auf Eurer schönen Terrasse, während unseres Besuchs bei Euch in AnnArber, haben wir sehr genossen, auch, oder gerade deshalb, weil ringsum alle Balkone und Terrassen verwaist waren.
Ich vermute, dass Eure amerikanischen Mitbürger allergisch sind gegen Wespen,Bienen,Moskitos,Hummeln,Hornissen,Schnaken, Spinnen und sonstiges Getier in der seenreichen Luft von AnnArbor.
Genießt noch lange die Zeit bei blauem Himmel an der frischen Luft. Wir tun das Gleiche bei strahlendem goldenen Oktoberwetter hier.
Viel Spaß dabei, und liebe Grüße, über den Teich, an Euch alle
Papa u. Romy
Britta
15. Oktober 2015 @ 11:18
Lieber Papa, liebe Romy,
Hauptsache Ihr seid nicht allergisch gegen fliegendes Getier, und genießt mit uns im Sommer 2016 noch mal Terrasse & Co. 🙂 Liebe Grüße nach bella Orta! Eure Britta