About Britta Ullrich

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Posts by Britta Ullrich:

Free to land

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Hi there,

“Remember, remember always, that all of us, and you and me especially, are descended from immigrants and revolutionists”. Theodore Roosevelt

Was ist Ihr Beruf? Können Sie lesen und schreiben? Aus welche Land kommen Sie? Wer hat für Ihre Überfahrt bezahlt? Wieviel Geld haben Sie dabei? Möchten Sie in Amerika arbeiten? Waren Sie in eine Gefängnis, Armenhaus oder einem Irrenhaus? Wohin in den USA wollen Sie?

Bis es “free to land” für Einwanderer auf Ellis Island hieß, mussten viele Fragen beantwortet und ein langer Immigrations-Prozess durchlaufen werden. Ellis Island erzählt die Geschichten von zwölf Millionen Männern, Frauen und Kindern, die hauptsächlich zwischen 1892 und 1924 auf der im Hafengebiet New Yorks gelegenen Insel eintrafen, und auf eine Zukunft in Amerika hofften. Ganz oben auf meiner persönlichen “bucket list” steht seit vielen Jahren die Schiffspassage von Europa nach New York. Einmal im Leben den Atlantik per Schiff überqueren. Sich New York langsam vom Wasser aus nähern. Einmal wie ein Einwanderer aus vergangenen Zeiten in der neuen Welt ankommen. Sechs Tage ohne Horizont für den einen erhebenden Augenblick. So jedenfalls stelle ich mir das vor.

Letzte Woche hatte ich Gelegenheit, den bekanntesten aller “Entry Points” – Ellis Island – zu besuchen. Isle of hope, isle of tears (Insel der Hoffnung, Insel der Tränen), wie die Einwanderer-Insel auch genannt wurde. Und man kann noch heute sehr gut nachspüren, wie es gewesen sein muss, hier voller Hoffnung auf ein besseres Leben anzukommen. Aber auch voller Angst, abgewiesen zu werden.

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Die erste Fähre bringt meine Schwester und mich an einem trüben Sonntag im Februar von der Südspitze Manhattans hinüber. Erster Stopp: die Freiheitsstatue. Hier steigen die meisten Besucher erst mal aus. Wir fahren weiter nach Ellis Island mit einem Ticket für die “Hard Hat Tour”. Bevor wir uns die schicken Baustellenhelme auf den Kopf setzen müssen, um den unrenovierten, über 60 Jahre lang geschlossene Krankenhaus-Komplex zu besichtigen, können wir einen schnellen Blick in die noch menschenleere Registrierungshalle im ersten Stock des Hauptgebäude des heutigen Museums werfen. An diesem Morgen ruhig und menschenleer, während der Immigrationsjahre auf Ellis Island täglich proppenvoll und laut. Hier mussten die Neuankömmlingen warten, bis sie von einem Beamten zur Befragung aufgerufen wurden. Die Hauptfunktion von Ellis Island war es, unerwünschte Einwanderer heraus zu filtern. Solche, die nicht arbeitsfähig waren, unheilbare Krankheiten hatten oder als kriminell eingestuft wurden. Nach der ersten Befragung ging es weiter durch “America’s Gate” zur ärztlichen Untersuchung, in manchen Fällen intensiveren juristischen Befragungen oder Überprüfung der mentalen Gesundheit. Diesen schrittweisen Prozess kann man als Besucher auch durchlaufen und landet schließlich an den “Stairs of Separation”. Drei Treppenabgänge führen nach unten. Rechts: Bahntickets. Links: Fährtickets. Mitte: Arrest für weitere Befragungen oder Untersuchungen. In diesen Treppenstufen kam es zu Trennungen von Familien und Freunden, hier mussten in wenigen Minuten Entscheidungen getroffen werden. Einmal festgehalten, konnte es Tage, Wochen oder auch Monate dauern, bis man Ellis Island verlassen konnte.

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2% der 12.000.000, die über Ellis in die USA gelangen wollten, wurden in ihre Heimatländer zurückgeschickt. Für die Vorfahren jedes dritten Amerikaners begann die Einwanderungsgeschichte auf Ellis Island. Wenn es nach allen Strapazen “Free to land” hieß, wandelten sich Angst und Verzweiflung in Freude und Erleichterung. Am “Kissing Post” warteten oft schon Verwandte oder Freunde, von denen man jahrelang getrennt war. Großes Glück und großes Leid nah beieinander.

Eine ansteckende Krankheit bedeutete nicht automatisch das Aus für die Einreise. Ellis Island unterhielt einen riesigen, für damalige Verhältnisse super modernen Krankenhaus-Komplex. Seit einiger Zeit bietet der “National Park Service” Führungen durch Teile der verlassenen Gebäude an. “Ruinen-erprobt und -begeistert” von Detroit war ja klar, dass ich die buchen musste. Der Krankenhaus-Komplex verfügte über 725 Betten, Laborräume, Operationssäle, Küchen, Waschhäuser, Leichenhalle und Wohnungen für Ärzte und Schwestern. Während der Immigrationsjahre starben hier 3.500 Menschen, darunter 1.400 Kinder. Aber es wurden auch 355 Babies geboren. Wie immer bin ich fasziniert von endlosen Gängen, maroden Treppenhäusern und modrigen Räumen, die ihre eigenen Geschichten erzählen. Der französische Künstler JR hat an einigen Wänden und Fenstern lebensgroße historische Fotografien von Einwanderern angebracht. “Unframed Ellis Island” ist eine Hommage an diesen Ort und an die Menschen, für die er eine besondere Bedeutung hatte. “When I am here, I feel the tears got stuck in-between the walls”, sagt er in einem Interview über das Projekt. Die Bilder wirken beinahe so, als würden sie hierher gehören, wären schon immer da gewesen. Aber dem Betrachter ist auch klar, dass sie vergänglich sind. Moments in time. Denn die Zukunft der Gebäude ist ungewiss.

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Unser Tour Guide hat eine starke Bindung zu Ellis Island, auch ihre Familiengeschichte begann hier. Aber auch als bloßer Besucher spürt man an diesem Ort Amerika’s besondere Geschichte als Einwanderungsland. Die Menschen, die hier ankamen, haben das Land mit ihren Persönlichkeiten, Talenten und Fähigkeiten geprägt und geformt. Ellis Island ist nicht nur ein physischer, sondern auch ein sehr emotionaler Ort. Und er scheint zeitlos. Gerade im aktuellen politischen Klima Amerikas und der Welt. Heute, wo wieder so unfaßbar viele Menschen auf der Flucht vor Krieg, Unterdrückung und Armut sind. Eines ist auch geblieben: die Angst derjenigen, die schon im Land sind, vor denjenigen die noch kommen möchten.

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Wie krieg’ ich jetzt die Kurve zum Karneval, der gerade in meiner Heimatstadt gefeiert wird? Ganz einfach. Mit ein paar Zeilen aus dem “Stammbaum” von den Bläck Fööss, eines meiner kölschen Lieblingslieder. 

“Su simmer all he hinjekumme,
mir sprechen hück all dieselve Sproch.
Mir han dodurch su vill jewonne.
Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing.
Dat es jet, wo mer stolz drop sin.”

 

One stitch at a time

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Foto: The Empowerment Plan 

Hi there!

Es gibt rund 20.000 obdachlose Menschen in Detroit. Die Zahl hat mich total umgehauen. Denn bei meinen Besuchen in der Stadt habe ich nur selten obdachlose Menschen gesehen. Im Gegensatz zu Los Angeles, wo ich vor einigen Wochen angesichts der offensichtlich großen Anzahl von Menschen ohne Dach über dem Kopf schockiert war. In Detroit sind sie mehr oder weniger unsichtbar. Sie halten sich vorrangig in den vielen verlassenen Gebäuden der Stadt auf. Veronika Scott kennt keine Berührungsängste gegenüber Menschen, die auf der Straße leben. Sie ist selbst am Rande der Gesellschaft in Detroit aufgewachsen und weiß um die Situation und die Sorgen der Betroffenen. Ihre berufliche Karriere hat sie mit der Hilfe für Obdachlose verknüpft. Ihr Non-Profit-Unternehmen “The Empowerment Plan Detroit” stellt hauptsächlich alleinerziehende Frauen aus Obdachlosenheimen ein, gibt ihnen Arbeit und ihre Würde zurück. Stich für Stich.

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Foto: Brian Kelly 

Während ihres Design-Studiums sollte Veronika für eine Projektarbeit ein nützliches Produkt entwickeln. Der brutale Winter von Detroit brachte sie auf die Idee, einen Mantel-Schlafsack für Obdachlose zu nähen. Tagsüber ein Mantel, nachts ein wärmender Schutz zum Schlafen. Sie verbrachte viel Zeit in verschiedenen Obdachlosenheimen, um die Bedürfnisse der Betroffenen kennen zu lernen. “The crazy coat lady” wurde sie dort genannt. Und als sie schließlich nach zahlreichen Prototypen einige Mantel-Schlafsäcke an obdachlose Menschen verteilte, brüllte sie eine Frau wütend an: “Ich brauche keinen Mantel, ich brauche einen Job”. Bei Veronika machte es ein zweites Mal “klick”. Ihr Produkt war nur so etwas wie ein Pflaster, um die Symptome zu lindern. Sie wollte einen Schritt weiter gehen und die Ursache bekämpfen. Menschen aus der Obdachlosigkeit heraus anstellen. Ihnen Fertigkeiten zur Ausübung eines Jobs vermitteln. Sie war damals 22 Jahre alt und versuchte, Unterstützer für ihre Idee zu finden. “Niemand hat zunächst an den Erfolg geglaubt. Viele trauten Obdachlosen nicht einmal zu, sich ein ordentliches Sandwich zu machen, geschweige denn, Nähen zu lernen”, sagt sie in einem Interview. Mit ersten privaten Spendengeldern versucht sie es dennoch, und stellt zunächst zwei Frauen ein.

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Fotos: Geoff George

Nach ihrem College-Abschluss 2012 gründet sie dann “The Empowerment Plan” und zieht mit dem jungen Unternehmen ins “Ponyride”. In dem alten Lagerhaus im Detroiter Stadtteil Corktown können junge Unternehmer mit sozial orientierten, nachhaltigen Geschäftsideen günstige Räumlichkeiten als Starthilfe anmieten.

Ich hatte schon öfter über das Projekt gelesen. Ich fand die Idee großartig, die Produktion eines sinnvollen Produktes mit der Chance für Menschen, den Teufelskreis von Armut und Obdachlosigkeit zu durchbrechen, zu verknüpfen. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch, dass die junge Gründerin sich mit einer unglaublichen Energie gegen alle Widerstände durchgesetzt hat. Sehr inspirierend. Und beispielhaft für eine neue Generation in Detroit, die die Stadt mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität Tag für Tag wieder nach vorne bringen möchte. Dank eines zufälligen Email-Kontaktes bekam ich eine Einladung, mir das Projekt vor Ort anzuschauen. Sightseeing Detroit einmal anders. Auch für meine deutsche Freundin, die letzte Woche zu Besuch war. Ich bin jetzt ein wenig stolz, diese Geschichte hier im Blog erzählen zu können.

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Die Gründerin Veronika haben wir zwar nicht angetroffen, aber die PR-Frau Erika George. Sie ist eigentlich Grundschullehrerin, hat an der University of Michigan in Ann Arbor studiert. Gleich nach ihrem Abschluss hat sie bei Empowerment Plan angefangen und ist geblieben. “Ich habe einen unglaublichen Respekt vor den Frauen, die hier arbeiten. Die meisten sind nicht älter als ich, haben Unglaubliches erlebt und oft schon mehrerer Kinder zu versorgen”, sagt sie. Man merkt, dass die Aufgabe bei Empowerment Plan kein reiner Job für sie ist. Und so erzählt sie uns mit unglaublicher Begeisterung und positiver Energie von dem “Plan”, der Frauen befähigt, ihrem Leben wieder Stabilität zu geben. 39 ehemals obdachlose Menschen (die Mehrzahl davon alleinerziehende Frauen) wurden hier zu Näherinnen ausgebildet und erhielten einen Vollzeit Job. Alle haben wieder ein Dach über dem Kopf, viele konnten nach einer Weile in andere Unternehmen wechseln. Empowerment Plan versteht sich als Übergangsstation. Ziel ist es, möglichst vielen Menschen die Chance zu einem Neuanfang zu geben. Die Kapazität der aktuellen Räumlichkeit hat daher ihr Limit erreicht. Für 2017 ist ein Umzug in größere Räume geplant, um bis Jahresende 40 Näherinnen parallel beschäftigen zu können. Aktuell fertigen rund 20 Frauen 35 Mäntel täglich. Die seit Gründung vor 5 Jahren produzierten 20.000 Mäntel wurden von Hilfsorganisationen gekauft und in 41 US-Staaten, 6 kanadischen Provinzen und verschiedene Übersee-Länder verteilt.

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Foto: The Empowerment Plan

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Die in Detroit beheimatete Bekleidungsfirma Carhartt ist eine der Hauptsponsoren. Neben Industrienähmaschinen liefert sie das wetterfeste Außenmaterial für die Mäntel. Autobauer General Motors steuert das warme Innenfutter bei, recycelte Isoliermaterialien. Seit dem ersten Mantel haben sich Design und Funktionalität ständig verbessert. Neueste Ergänzung ist das abnehmbare Fußteil, das auch als Tasche verwendbar ist. Der Mantel lässt sich außerdem so zusammenrollen, dass er bequem über der Schulter getragen werden kann. Das multifunktionale Kleidungsstück kommt auch bei Menschen mit festem Wohnsitz gut an, der Verkauf an Privatpersonen ist für dieses Jahr geplant.

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Das Projekt findet weltweit Beachtung in der Presse, Prominente interessieren sich für Empowerment Plan. So stattete der in Detroit aufgewachsene Popstar Madonna der kleinen Manufaktur 2014 einen Besuch ab und finanzierte die Ausbildung von drei neuen Näherinnen.

Auch wenn ihr Anspruch an den Mantel hoch ist und sie jedes Jahr gemeinsam mit dem Team ein neues Modell heraus bringt, der Hauptfokus von Veronika Scott liegt auf den Menschen, die ihn produzieren. Ihnen bringt sie nicht nur das Nähen bei. Es gibt Trainingsangebote für viele andere Lebensbereiche, wie der Umgang mit den persönlichen Finanzen, professionelles Auftreten und Vorbereitungskurse für den Highschool Abschluss.

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Foto: The Empowerment Plan

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“At the end of the day, the coat is a vehicle for us to employ people”, sagt Veronika Scott. Die Frauen im Team nennt sie “Badass”, knallharte Typen, ohne die der Empowerment Plan kein solcher Erfolg wäre. One stitch at a time.

www.empowermentplan.org

 

English version

Detroit has 20.000 homeless people. This number was a total surprise for me. During my visits all over to the city I rarely noticed homeless people. Unlike in Los Angeles, where I was shocked a few weeks ago seeing so many homeless living in the streets or at the beach. In Detroit they seem to be invisible. Most of them hide in the many abandonned buildings throughout the city. Detroit native Veronika Scott grew up in poverty and knows about their troubles and worries. She combines her professional career with the help for homeless people. Her non-profit organization “The Empowerment Plan Detroit” hires mostly single parents from homeless shelters and gives them a job and their dignity back. One stitch at a time.

While attending “The College for Creative Studies” in Detroit she had to create a product that would fill a need in her community. In the brutal Detroit winter she came up with the idea of a coat for the homeless that transforms into a sleeping bag. A coat during the day, a warm protection during the night. She did her research in several homeless shelters to find out about the needs of those who should benefit from her idea. It was during that time that she gained the nick name “The crazy coat lady”.  When she finally distributed some of the coats to homeless people a women jelled at her: “I don’t need a coat, I need a job”. That incident was the beginning of the idea of Empowerment Plan. Veronika wanted to go a step further and not just cure the symptoms, but fight the cause. Hire homeless individuals and train them for a job. She was 22 years old when she tried to find supporters for her plan. “Nobody believed in the success of my idea. People did not trust homeless people to fix themselves a proper sandwich, let alone learn how to sew”, said Veronika in one of her interviews later. But she moved on with her vision and hired two women with private donations to start sewing coats.

After her graduation 2012 she founded “The Empowerment Plan Detroit” and moved the young company to “Ponyride”, an old warehouse downtown Detroit where young entrepreneurs with community oriented, sustainable business ideas can rent cheap spaces to help them grow their business. I had read about the project several times and loved the idea to combine the production of a product that fulfills a need with the opportunity to break the cycle of poverty and homelessness. But what impressed me most, was that Veronika Scott prevailed against all obstacles and and pushed her idea through. Very inspiring. And characteristic for a new generation of creative and progressive people in Detroit, who work every single day to bring the city back. Thanks to an email contact with The Empowerment Plan I got an invitation to check out the project on site. An alternative way of “Sightseeing Detroit” for me as well as for my friend visiting from Germany. Now I am a little proud to tell this story here in my blog.

We did not meet founder and CEO Veronika Scott, but Development Directer Erika George. She is a graduate from the University of Michigan. Right after her graduation she started her career at Empowerment Plan and stayed. “I have such tremendous respect for the women who work here. Most of them are not older than myself. They have gone through extreme difficult times and they already have children to care for”, she says. It’s obvious, her commitment at Empowerment Plan is so much more than a job for her. With great enthusiasm and a huge amount of positive energy she tells us about the “plan” that empowers women to regain stability over their lives. 39 former homeless (most of them single women) have been trained here to be seamstresses and work full time. All have moved into permanent housing and a lot of them were able to move on to other jobs. Empowerment plan wants to serve as a transition place with the goal to give as many people as possible the chance for a new beginning. The actual location has reached its limit. To be able to employ 40 seamstresses at the same time, the organization plans to move to a larger location this year. Right now about 20 women sew 35 coats a day. Since the beginning 5 years ago a total of 20.000 coats have been produced. Charities bought the coats and distributed them to 41 US states, 6 Canadian provinces and several countries overseas.

Carhartt, a Detroit based clothing company, is one of the main donors. Besides industrial sewing machines they deliver the durable, waterproof fabric for the outer shell. Carmaker General Motors donates upcycled automotive insulation for the warm lining inside. Since the first coat design and functionality have constantly been improved. Newest addition is the removable feet part that can be used as a bag during the day. The coat rolls up easily and can be carried over the shoulder. Since the multifunctional piece has as well drawn a lot of attention outside homeless shelters a retail sale is planned.

The Empowerment Plan has been featured in the media across the globe and a lot of celebrities show interest in the project. Popstar Madonna, who grew up in the suburbs of Detroit, visited the little factory 2014 and paid for the training of three new seamstresses. Although Veronika’s expectations of the coat quality are high – together with her team she creates a new model every year – her main focus remains on the the people who produce the coats. Besides sewing, The Empowerment Plan offers training in other parts of live, such as financial literacy, professional development courses and GED classes.

“At the end of the day, the coat is a vehicle for us to employ people. Without this team of badass women Empowerment Plan would not be successful”, says Veronika Scott. One stitch at a time.

www.empowermentplan.org

 

Detroit – the Motor City

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Foto: Walter P. Reuther Library, Archives of Labor and Urban Affairs, Wayne State University
Ford Model T auf einer winterlichen Ausfahrt auf der Belle Isle, Detroit 

Hi there,

während ich die Eindrücke unserer Winterferien an die Westküste noch auf mich wirken lasse, schiebe ich erst mal einen Beitrag aus der Motor City ein. In Detroit dreht sich gerade alles wieder um die Zukunft unserer Mobilität, auf der “North American International Autoshow”. In den Messehallen des Cobo-Centers blinkt traditionell viel poliertes Chrom. Aber Detroit und Michigan haben sich über die Fahrzeugproduktion hinaus auch als globale Forschungszentren für autonome Fahrzeug-Technologie etabliert. Dieser Entwicklung trägt der Bereich “AutoMobiliD” auf der Messe Rechnung. Hier decken Hersteller, Zulieferer und Tech Start-ups die Bereiche Autonomes Fahren, Elektro-Mobilität und Konzepte für urbane Mobilität ab. Hier werden Technologien und Initiativen gezeigt und diskutiert, die uns zukünftig “bewegen” werden.

Detroit also wieder. Mehr als 100 Jahre nachdem Henry Ford in dieser Stadt das Fließband als neuen Produktionsprozess für sein legendäres “Model T” etablierte, und damit den Grundstein für die Motorisierung der Welt legte. Die Motor City, in der das historische Herz der amerikanischen Automobilindustrie schlägt, möchte erneut Geschichte in Sachen Mobilität schreiben.

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Aus den Pionierzeiten der automobilen Entwicklung sind leider nicht mehr viele Orte in Detroit erhalten. Ein Juwel hat die bewegten Zeiten jedoch überdauert, die “Ford Piquette Avenue Plant”. Ein dreistöckiger Backsteinbau, in dem Henry Ford 1904 mit 41 Jahren den zweiten Sitz der “Ford Motor Company” einrichtete. Das Gelände wird heute von der non-profit Organisation “Model T Automotive Heritage Complex” als Museum betrieben und gilt als älteste öffentlich zugängliche Autofabrik der Welt. Trotzdem ist es ein wenig Geheimtipp, denn die meisten Detroit Besucher touren die “River Rouge Factory” von Ford, in der noch heute produziert wird. Aber wenn man sehen will, wo alles angefangen hat, wo das berühmte Model T geboren wurde, dann kommt man hierher, ins ehemalige Herz des automobilen Detroits. Reist zurück in die Pionierzeiten der Automobils, atmet historische Luft und hat fast das Gefühl, Henry Ford säße noch in seinem Büro oder tüftle im Entwicklungsraum an jenem Produkt, dass unsere Lebensweise so massiv veränderte wie kaum ein zweites. “From here, he put the world on wheels”, sagt einer der freiwilligen Tour-Guides und ehemaliger Ford Mitarbeiter stolz zu Beginn unserer Tour. In Kleidung jener Zeit wird hier die Geschichte erzählt, die den Transport und die amerikanische Industrie revolutionierte. Aber eins nach dem anderen …

Dem Model T gingen verschiede Modelle voraus, aber keines war geeignet für die Serienproduktion. Schließlich ließ Henry Ford einen “Experimental Room” im dritten Stock des Piquette Avenue Gebäudes einrichten, wo er mit einem kleinen Team an einem neuen Model arbeitete. Endlich 1908 gelang es, das Fahrzeug, von dem der umtriebige Tüftler geträumt hatte, zu entwickeln. Es war leichter als seine Vorgänger, günstiger in der Produktion, einfach zu fahren, auch auf schlechten Landstraßen oder in widrigen Wetterbedingungen, sehr stabil, und hatte fünf Sitzplätze. In den nächsten 15 Monaten rollten 12.000 (!) Model T’s aus der Piquette Avenue Plant und wurden von hier auf die Schiene verladen. Ich bin immer noch beeindruckt, das in diesen heute so nostalgisch anmutenden Räumen tatsächlich so viele Autos – quasi von Hand – gefertigt worden sind.

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Der “Experimental Room” mit Zeichentisch und Henry Ford’s Sitzplatz 

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Das Model T wurde zu einem der beliebtesten Fahrzeuge und die Ford Piquette Plant schnell zu klein, um den steigenden Bedarf zu decken. Mit dem Umzug in die neu gebaute “Highland Park Plant” schlug Ford ein neues Kapitel in der Automobilproduktion auf. Highland Park wurde 1913 die erste Produktionsstätte weltweit, die Autos per Fließband produzierte. Die Produktionszeit eines Model T sank von 728 auf 93 Minuten. Kostete ein Fahrzeug in der herkömmlichen Methode 700 Dollar, konnte es nun für 350 Dollar angeboten werden. Das machte es für die meisten Amerikaner erschwinglich. Henry Ford wollte, dass auch seine Arbeiter sich einen Ford leisten konnten und zahlte ihnen mit 5 Dollar pro Stunde einen drei Mal höheren Stundenlohn als allgemein üblich. Außerdem reduzierte er die Arbeitszeit von 9 auf 8 Stunden und etablierte einen 3-Schichtbetrieb. Das Model T wurde nun rund um die Uhr produziert und zum meistverkauften Auto der Welt. Zwischen 1908 und 1927 wurden in den USA 15 Millionen Stück gebaut. Heute existieren nur noch ca. 1% aller gefertigten Exemplare. Das Konzept des Fließbandes entstammt übrigens nicht einem Geistesblitz von Henry Ford. Er schaute sich das Prinzip der Fertigungsstraße auf den großen Schlachthöfen von Chicago ab, und kopierte es nach monatelangen, aufwändigen Versuchen für seine Autofertigung.

Trotz mehrfacher Erweiterung der Highland Park Plant, wurde Ende 1920 ein weiterer Umzug in die “River Rouge Plant” notwendig. Über die Rouge Plant, wo heute der Pick-up Truck F-150 produziert wird, dann ein anderes Mal. Für heute mag ich es bei einem Stück faszinierender Industriegeschichte belassen.

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Als wir den Geburtsort des Model T verlassen und noch einmal zurück blicken, scheint es fast so, als würde Henry Ford uns hinterher schauen …

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Hi there,

dieses Jahr haben wir zum amerikanischen Familien-Feiertag Thanksgiving mal das gemacht, was alle Amerikaner machen – wir sind nach Hause gereist. Zwar gab es in Deutschland keinen Truthahn, dafür aber andere lang vermisste Leckereien. Allen voran Gans mit Rotkohl und Klößchen. Ach, was hatte ich mich darauf gefreut. Und Feldsalat. Der wird hier einfach nicht angebaut. Auch zu Kasseler mit Sauerkraut und Kartoffelpüree (mashed potatoes können die Amis allerdings auch meist richtig gut) habe ich mich hinreißen lassen. Fehlten eigentlich nur noch Reibekuchen mit Apfelmus. Dafür hatte Glühwein Konjunktur und ich habe mich vom Lichter- und Sternenglanz auf den Kölner Weihnachtsmärkten verzaubern lassen. Ach, was viel schön!

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Ich war sehr gespannt, wie so ein kurzer, irgendwie spontan eingeschobener Heimaturlaub sich anfühlen würde. Es war extrem anstrengend und intensiv, aber auch wunderschön! Als wir Sonntag wieder im Flieger nach Detroit saßen, kam es mir fast vor, als hätte ich das alles nur geträumt. Mein Elfjähriger fragte mich dann irgendwann über dem Atlantik: “Mama, wie fand’s du es?” Da fiel mir nur spontan die Zeile eines meiner BAP Lieblingslieder (Jradaduss) ein: “Et woor schoen, et woor joot, ahm Eng e bessje ze kort …” (für Nicht-Kölner: “Es war schön, es war gut, am Ende ein wenig zu kurz”). Ob er BAP kenne, frage ich überflüssigerweise. “Was denkst du denn. Ich bin doch ein kölscher’ Jung”. Na denn.

Seit das möglicherweise letzte Jahr für uns hier in Michigan angebrochen ist, werde ich bei einigen Sachen sehr wehmütig. Das fing am Ende des Sommers an, als ich am letzten Pool-Tag bis zum Ende blieb. Gleich am nächsten Tag folgte ein vielleicht letztes Mal “Back to school”, die möglicherweise letzte Michigan Football Saison hatte begonnen (nicht das ich ein Riesenfan dieses Sports bin, aber an Spieltagen herrscht eine ganz besondere Atmosphäre in der Stadt), die Blätter färbten sich eventuell ein letztes Mal so irre intensiv bunt, wie ich es bisher nicht kannte, Halloween, Christmas, … Ach herrje, wie wird es werden, das Zurückkehren in die eigentliche Heimat? Ich habe mich entschieden, nicht mehr zu viel darüber nachzudenken. “Go with the flow” oder so ähnlich. Nicht im Sinne von passiv “treiben lassen”, vielmehr aktiv das gestalten und bewusst erleben, was sich ergibt. Ohne Fünfjahresplan. Ohne zwischen den beiden Welten diesseits und jenseits des Atlantiks hin- und hergerissen zu sein.

Genug herum philosophiert, zurück in die reale Ann Arbor Welt. It’s beginning to look a lot like Christmas. Als wir abgereisten, standen noch die Kürbisse vor den Türen und das ein oder andere Gruselelement war noch von Halloween übrig geblieben. Szenenwechsel: alles ist erleuchtet und blinkende Rehe und überdimensionale Blow-up Santas haben wieder das Terrain in unserer Hood übernommen. Da müssen wir noch dringend nachrüsten. Außerdem wird es Zeit, wieder ein paar Späße mit “Elf on the shelf” zu treiben. Die lustige Elfe ist hier in vielen Familien eine vorweihnachtliche Tradition. Eine Art Adventskalender. Über Nacht kommt sie vom Nordpol zurück und sucht sich jeweils einen neuen Platz im Haus. Nach dem Aufwachen laufen die Kinder aufgeregt durch alle Zimmer und suchen nach dem rot-weißen Püppchen. Gefunden, darf sie nicht berührt werden, sonst verliert sie ihren Zauber. Tagsüber beobachtet sie, ob die Kids “naughty or nice” sind und gibt Santa am Nordpol dann allabendlich Rapport.

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Mein kölscher Junge glaubt zwar nicht mehr an Santa, aber die Elfe wird trotzdem allmorgendlich erwartet. Wie war das mit dem Glauben an den Weihnachtsmann? “Der Weihnachtsmann lebt, und ewig wird er leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird er da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen,” schreibt der Kolumnist der “New York Sun”, Francis P. Church, der achtjährigen Virginia aus New York. Sie hatte sich 1897 mit der Frage “Gibt es einen Weihnachtsmann?” an die Tageszeitung gewandt. Der Briefwechsel wurde über ein halbes Jahrhundert – bis zur Einstellung der “Sun” 1950 jedes Jahr zur Weihnachtszeit auf der Titelseite abgedruckt. Später hat die Welt am Sonntag diese Tradition übernommen. In diesem Sinne: feel the christmas spirit! Ach ja, und den Truthahn gibt es bei uns zur Bescherung.

The day after.

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Hi there!

Wer hätte gedacht, dass ich heute schon wieder einen Blogbeitrag schreibe. Aber ich kann nicht anders. Nach dem ich meine Hoffnungen am “Election Day” so hoch gehangen hatte, bin ich umso entsetzter darüber, dass es nicht gereicht hat, die Glasdecke zu durchbrechen. Stattdessen hat sich Amerika für einen Präsidenten entschieden, der mir und vielen anderen die pure Angst einjagt. Ein trauriger Tag für Amerika, ein trauriger Tag für die ganze Welt. Ein trauriger Tag für Eltern, die ihren Kindern erklären müssen, wie das sein kann. Wie ein Mann, der so wenig als Vorbild taugt, in das höchste Amt der Welt aufsteigen kann. Heute Nachmittag erreichte uns eine Mail der Superintendantin des Ann Arbor Public School Distrikts, in der sie versichert, dass sich der gesamte Schuldistrikt seiner verantwortungsvollen Rolle in einem Umfeld mit vielen unterschiedlichen Nationen und Religionen nach dieser Wahl bewusst sei. Jeder Schüler und jede Familie sei in der Ann Arbor Schulgemeinde willkommen. Erschreckend, dass ein solcher Hinweis am Tag nach einer US-Wahl notwendig zu sein scheint.

Nach einer langen Fernseh-Nacht, die irgendwann auf das Unfassbare zusteuerte, wollte ich mich heute morgen mit Sport ablenken. Viele von uns ließen ihren Tränen freien Lauf, als die Kursleiterin ihre Gedanken zum “After-Election-Blues” formulierte. Am Ende wurde es eine therapeutische Kursstunde, nach der ich mich ein wenig leichter fühlte.

Trotzdem frage ich mich schon den ganzen Tag, was vom Gefühl her schlimmer war/ist: 9/11 oder das hier. Meine Stimmungslage heute fühlt sich jedenfalls ganz ähnlich an. Besorgt, ängstlich, beunruhigt, irgendwie beklemmend. Bitte versteht das nicht falsch: ich vergleiche hier keineswegs diese beiden Ereignisse miteinander, nur meine Gefühlslage. Es ist das beherrschende Thema hier, egal wo man hinkommt. Manche sagen: “Lass uns nicht über die letzten 24 sprechen”. Andere äußern klar ihr Unwohlsein darüber, jetzt in einem Land zu leben, in dem rund die Hälfte der Menschen Rassismus, Sexismus, Homophobia und so manches mehr offenbar vollkommen in Ordnung finden. Und alle hoffen irgendwie, morgen aufzuwachen, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen.

Das wird nicht passieren. Und so können wir wohl nur versuchen, unsere positive und hoffnungsvolle Grundhaltung wiederzufinden. Und uns entsprechend unserer Möglichkeiten für Einheit, Toleranz, Respekt, Offenheit und Frieden einzusetzen. Im Swing State Michigan, in Deutschland und überall auf der Welt. Einmal mehr ist mir klar geworden, wie wenig selbstverständlich es ist, in einem freien, demokratischen, weltoffenen Umfeld zu leben.

Hang in there! Let’s keep our spirits up and our hopes high! Tomorrow is a new day.

 

Election Day!

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Hi there!

Um es mal mit den Worten meiner Lieblings-Komikerin Cordula Stratmann zu sagen: “Det wird knapp, is aber zu schaffen.”

Während Cordula es in dieser wunderbaren Nummer nur zum Flughafen Tegel schaffen muss, braucht Hillary die Stimmen von 270 Wahlmännern und -frauen, um ins Weiße Haus einzuziehen. Die US-Bürger wählen ihren Präsidenten und Vizepräsidenten nicht direkt. Sie bestimmen “nur” die Wahlmänner/-frauen in ihrem Bundesstaat, die dann Präsident und Vize wählen. 538 (FiveThirtyEight) sogenannte “Electors” bilden das “United States Electoral College”. Jeder Bundesstaat verfügt über so viele Wahlmänner/-frauen, wie er Vertreter in beiden Häusern des Kongresses zusammen hat. Bis auf Maine und Nebraska gilt in allen Staaten das Prinzip “The winner takes it all”, die einfache Mehrheit der Stimmen entscheidet. Details eines unglaublich komplizierten amerikanischen Wahlsystems.

Um überhaupt wählen zu dürfen, muss man sich registrieren lassen. Es gibt in den USA kein Meldesystem. In den letzten Wochen bis zum Ende der Registrierungsfrist für Michigan bin ich in der Stadt zig’ mal von freiwilligen Wahlhelfern angesprochen worden, ob ich mich registrieren lassen wolle. Nach meinem Hinweis, dass ich kein US-Bürger sei und somit nicht wählen dürfe, gaben mir so einige die Aufforderung mit auf den Weg, aber mit meinen amerikanischen Freunden zu sprechen. Go out and vote! In den USA wählen seit 1972 nur rund die Hälfte aller Wahlberechtigten. Zum Vergleich: die niedrigste Wahlbeteiligung in Deutschland (seit 1949) gab es 2009 mit knapp 71%. Man darf gespannt sein, wie hoch die Wahlbeteiligung 2016 ausfallen wird. Nach einem Wahlkampf, den man hier so noch nie erlebt hat. Der vielen Amerikanern peinlich ist. Für den viele meinen, sich entschuldigen zu müssen. Der tiefe Gräben aufgerissen hat.

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Bin ich froh, wenn der ganze Wahl-Wahnsinn vorbei ist. So unerträglich die Berichterstattung auch geworden ist, sie hat mich doch täglich auf’s Neue magisch angezogen. Seit New Hampshire den Auftakt bei den Vorwahlen machte, verfolge ich den Wahlprozess. Habe unzählige Debatten und anschließende Analysen geschaut. Seit der Endspurt begonnen hat, bin ich super aufgeregt. Was mache ich bloß ab Mittwoch mit all’ der freien Zeit? Endlich mal wieder meinen Lieblingssender “Home & Garden TV” gucken? Weihnachtskarten schreiben? 😉 Heute stand mein Vormittag aber erst mal wieder im Zeichen des Wahlkampfes. Präsident Obama war in Ann Arbor. Und ich live dabei. Wow. Gänsehaut-Feeling. Unter blauem Himmel, im blauen Hemd und begleitet von “Go Blue” Rufen hat er im Baseball Stadium der University of Michigan um Michigan’s Stimmen für Hillary Clinton geworben.

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In der Schule meines Sohnes fand heute eine sogenannte “Mock up Election” statt. Da hat Hillary mit 72% gewonnen. Die “Green Party” kam auf Platz 2. Aber Ann Arbor ist halt nicht Amerika. Der republikanische Präsidentschaftskandidat dagegen wird als Anti-Beispiel eines guten Vorbildes gehandelt. “We do not want the Trump Effect at our school” hieß es vor einigen Wochen in einer Schulversammlung, als das Thema Mobbing adressiert wurde. Wenn das nicht alarmierend ist.

Als Hillary Clinton 2008 die Kandidatur an Barack Obama verlor, und damals nicht die erste weibliche Präsidentschaftskandidatin der USA wurde, hat sie ihren Anhängern zugerufen: “Although we were not able to shatter that highest and hardest glass ceiling this time, thanks to you it has 18 million cracks in it, and the light is shining through like never before, filling us all with the hope and the sure knowledge that the path will be a little easier next time, and we are going to keep working to make it so, today keep with me and stand for me, we still have so much to do together, we made history, and lets make some more.”

Hillary Clinton mag für viele nicht die perfekte Kandidatin sein. Aber Amerika hat aus meiner Sicht keine Alternative in dieser historischen Wahl. Ich drücke jedenfalls ganz fest die Daumen, dass die Glasdecke heute durchbrochen wird.

“Det wird knapp, kannse aber schaffen.”

Borderlines

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Hi there!

“Mr. Gorbatschow. Tear down this wall,”
Ronald Reagan

1987 forderte der damalige US-Präsident Ronald Reagan in seiner historischen Rede am Brandenburger Tor das Ende der Berliner Mauer. Zwei Jahre später fiel sie. Friedlich. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Fernsehbilder von vor fast 27 Jahren denke. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich im August 1990 zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor ging. Der Potsdamer Platz damals noch eine riesige Brache. Aber die Idee der Freiheit hatte sich durchgesetzt. Heute möchte ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat wieder Mauern errichten. “Beautiful” soll sie werden, und die Mexikaner sollen für sie bezahlen. Eines der traurigen und verstörenden Details des US-Wahlkampfes 2016. Diese Woche flimmerte das letzte TV-Duell Clinton vs. Trump über die amerikanischen Bildschirme, live aus Las Vegas. Anlässlich des Mega-Events säumte eine Mauer aus Taco Food-Trucks das Trump International Hotel. Als symbolischer Protest gegen den Hass, den der Hotelbesitzer immer wieder gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen sät.

Auch Detroit hat eine Mauer, die “8 Mile Wall”. Die knapp einen Kilometer lange Mauer wurde 1940 als physische, wenn auch mehr symbolische Barriere, errichtet, um schwarze und weiße Wohngebiete voneinander zu trennen. Einheimische nennen sie auch “Berlin Wall of Detroit”. Die erste große Welle an schwarzen Einwanderern aus dem Süden kam mit dem ersten Weltkrieg um 1914 nach Detroit. Sie siedelten sich auf der einen Seite der später errichteten Mauer an. In der wachsenden Automobilindustrie der 20er und 30er Jahre fanden Schwarze wie Weiße Einwanderer neue Chancen in Detroit. Wo einst nur Farmland war, fand nun eine rasante industrielle Entwicklung statt. Damit einher ging eine flächenmäßige Ausdehnung der Stadt und die Errichtung neuer Wohngebiete. Der Häuserbau wurde teilweise über Regierungskredite finanziert. Diese Kredite wurden jedoch oft nicht für Häuser in Nachbarschaften mit überwiegend schwarzer Bevölkerung gewährt. Somit blieben die Schwarzen um die 8. Meile herum zunächst unter sich. Als eine Baufirma nach neuen Möglichkeiten der Landerschließung suchte, kam sie auf die Idee, eine visuelle Trennung zwischen den bestehenden schwarzen und den geplanten neuen weißen Vierteln zu errichten. Diese absurde Maßnahme reichte, um weitere Regierungskredite zu erhalten.

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Über die Jahre gelang dann doch mit der Bürgerrechtsbewegung und einer wachsenden schwarzen Mittelschicht eine gewisse Integration. Nach den schlimmen Rassenunruhen 1967 beginnt die weiße Bevölkerung jedoch die Innenstadt Detroits zu verlassen und hinter die 8. Meile in die Vororte zu ziehen. Heute hat Detroit einen schwarzen Bevölkerungsanteil von 85%. Künstler aus Detroit haben die Mauer 2006 mit bunten Wandgemälden bemalt. Die plakativen Szenen zeigen Bilder und Botschaften eines friedlichen und freiheitlichen Miteinanders, unabhängig von der Hautfarbe. Sie erinnern u.a. an die enormen Anstrengungen der Bürgerrechtsbewegung im Kampf gegen die Rassentrennung.

Ein Abschnitt zeigt sie die bekannte Bürgerrechtlerin Rosa Parks beim Einsteigen in jenen gelben öffentlichen Bus, in dem sie sich im Dezember 1955 in ihrer Heimatstadt Montgomery (Alabama) den Anweisungen des Busfahrers widersetzt, ihren Sitzplatz für Weiße zu räumen. Diese mutige Aktion und ihre anschließende Verhaftung führten zu einem über ein Jahr andauernden Bus-Boykott der schwarzen Bevölkerung von Montgomery. Sie boykottierten solange die Busse, bis die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln im Bundesstaat Alabama schließlich aufgehoben wurde. Erst 1964 beende der “Civil Rights Act” offiziell überall in den USA die Rassentrennung.

Rosa Parks verlor trotz allem ihren Job, und zog zwei Jahre später mit ihrem Mann nach Detroit. Bis zu ihrem Tod 2005 setzte sie sich für eine Chancengleichheit von African Americans ein. Sie wird hier wie im ganzen Land auch heute noch als “First Lady of the Civil Rights” verehrt. Im US Kapitol in Washington D.C. steht ihre Statue zwischen anderen amerikanischen Persönlichkeiten, die das Land entscheidend prägten. Der gelbe Bus steht übrigens im Henry Ford Museum in Dearborn. Das “Charles H. Wright Museum of African American History” in Detroit erzählt ihre beeindruckende Geschichte.

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Von einer echten Chancengleichheit scheint Amerika auch über 50 Jahre nach der Aufhebung der Rassentrennung noch weit entfernt zu sein. Das hat leider auch der erste schwarze Präsident nicht ändern können. Ganz sicher wird es jemand, der den Wahlkampf mit rassistischen Äußerungen vergiftet, nicht ändern. “When they go low, we go high”, hat Michelle Obama in ihrer beeindruckenden Rede auf dem Parteitag der Demokraten gesagt. Ich spiel’ jetzt mal die Frauenpower Karte aus und hoffe, dass im Januar die erste Mrs. President ins Weiße Haus einziehen wird.

Stundenplan war gestern

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Hi there!

Der gute alte Stundenplan … ich habe ihn geliebt. Er lag im Schreibwarenladen aus, es gab ihn in der Apotheke oder bei der Bank. Erst mal alle mitnehmen, dann für ein Design entscheiden. So habe ich das jedenfalls zu meiner Schulzeit gemacht. Und später gab es Eigenkreationen, damit sie ins entsprechende Mäppchen passten. Ach, nicht zu vergessen meine Snoopy Kalenderbücher, die ich eine zeitlang als Hausausgabenbücher genutzt habe. Die gesammelten Werke vergangener Schultage schlummern immer noch in irgendeiner Kiste in Köln.

Ein amerikanischer Middle Schooler braucht keinen old school Stundenplan. Abgesehen davon, dass hier jeder Tag gleich abläuft, ist das gesamte Leben des Schulkindes online einsehbar. “Power School” heißt das Zauberwort. Den Begriff hatte ich wohl als Randnotiz auf dem Info-Abend vor den großen Ferien notiert, über dessen Tragweite war ich mir jedoch im Juni noch nicht bewusst. Als die Zugangsdaten dann kurz vor Schulstart einflogen, war ich noch im Ferienmodus. Zurück im Ann Arbor Public School Gebiet habe ich mich dann gleich mal eingeloggt. Aha: Tagesablauf, Noten, Hausaufgaben, Cafeteria-Guthaben, Anwesenheit .. alles online 24/7 einsehbar. So weit, so gut. Neue Verwunderung entstand, als mir eine befreundete Mutter einen Screenshot ihres Kindes schickte, um zu schauen, ob die Jungs gemeinsame Kurse haben. Mmmmh, das sah ganz anders aus, als auf meiner PC-Ansicht. “Ja, hast du dir denn die App noch nicht aufs’ smart phone geladen?” die überraschte Info auf meine offenbar naive Nachfrage. Puuh, hatte ich etwa noch vor Schulbeginn den Anschluss an die schöne neue digitale Schulwelt verpasst? Nachsitzen! Nostalgie hin- oder her, die Power School App befindet sich nun auch auf meine ersten phone-Seite. Jederzeit bereit für das nächste Update.

Toll!! Jetzt kann ich beim Warten an der Supermarktkasse, beim Friseur, beim Lunch oder grad’ mal an der roten Ampel checken, was so in der Schule läuft. Hat Kind auch die Englisch Hausaufgaben rechtzeitig abgegeben? Wieviele Punkte gab es im Spanisch-Test? Wie steht es mit der Beteiligung in World History? Ah, den Extra-Bonus in Mathe eingeheimst, sehr schön! Ups, zu spät zu Science erschienen? Waaas??? Im Unterricht dazwischen gequatscht? Das ideale Tool für alle Helikopter Moms and Dads, die ihre Kreise am liebsten auch im Klassenzimmer und auf den Fluren ziehen würden. Ich persönlich möchte das alles gar nicht im Stundentakt wissen! Ich bin auch keine (Achtung neuer Begriff! Und ich schwöre: das habe ich mir nicht ausgedacht!!) “Pop-Up-Mom”. So bezeichnen sich Mütter, die immer mal wieder unangemeldet im Klassenraum ihrer Kinder auftauchen (und noch mächtig stolz darauf sind), um nach dem Rechten sehen. Liebe Schüler der 80er: jetzt stellt euch mal vor, eure Muttis wären einfach so im Klassenraum erschienen. Ihr hättet doch gedacht, euer Haus wäre abgebrannt oder der Opa gestorben.

Die wirklich wichtigen Informationen kommen übrigens noch mit der guten alten Email. Zum Beispiel, dass ein Schüler eine Waffe auf dem Schulcampus gesehen haben will und darauf hin unter riesigem Sicherheits-Brimborium sämtliche Spinde, Rucksäcke und Klassenräume durchsucht wurden. Ein paar Stunden später am gleichen Tag erhielt ich dann noch einen Anruf, der mich (zusätzlich zum Vermerk in Power School und via Stimme vom Band) über das Zuspätkommen meines Schülers in einem Kurs informierte. Bei meinem Rückruf habe ich freundlich aber bestimmt deutlich gemacht, was mich wirklich beunruhigt. Yikes! Welcome to Middle School.2016! Und einen wehmütigen Gruß an die guten alten Schultage mit handgeschriebenen Stundenplänen!

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This is the place !

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… soll Mormonenführer Brigham Young ausgerufen haben, als er mit seinem Treck von den Wasatch-Bergen auf die staubige Wüste und den Salzsee blickte. Das Salt Lake Valley soll ihm zuvor in einer Vision erschienen sein. Etwa eintausend Anhänger der “Church of Jesus Christ of the Latter-day Saints”, kurz LDS (Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage) hatten sich von Illinois aus auf den Weg gen Westen aufgemacht, um einen noch nicht besiedelten Ort zu finden, an dem sie nach ihren Vorstellungen und Gesetzen leben konnten.

Hi there,

man schrieb das Jahr 1847. 2015 wählte Salt Lake City, die Hauptstadt des “Mormonen-Staates” Utah und Hauptsitz der LDS Kirche, mit Jackie Biskupski die erste lesbische Bürgermeisterin. Diese Gegenpole zwischen heiligen und weltlichen Leben sorgen in Salt Lake City für ein aufregendes Spannungsfeld. Über den Gartenzaun und beim abendlichen Vorgarten-Schwatz mit unseren Nachbarn auf Zeit erhielten wir aufschlussreiche Einblicke in das gesellschaftliche Leben der Stadt und in das Nebeneinander von Mitgliedern der Mormonenkirche (das sind in Utah 62% der Bevölkerung, in Salt Lake City knapp unter 50%) und “Nicht-Mormonen”. Getreu des “Airbnb” Slogans “Erlebe einen Ort, als wärst du dort Zuhause”. Für vier Nächte waren wir zu Gast im Haus einer Professorin, die für ein Forschungssemester im benachbarten Idaho weilt. Bäume säumten die gemütliche Straße. Ein paar Blocks weiter: hippe Restaurants und Cafés, kleine originelle Läden, Yogastudios und den besten Eisladen östlich von Orta San Giulio. 😉

Das Viertel “9th & 9th” war für uns “the place to be”. Von hier aus bewegten wir uns entlang der weiten, langen Straßen (klassisches Schachbrett) zwischen gewachsenen Neighborhoods, neuen urbanen Orten, hohen Bergen im Osten und dem Großen Salzsee im Westen.

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Der Große Salzsee bedeckt eine Fläche von 4.400 Quadratkilometern

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On top of “Hidden Peak” (3353 m) in der Skiregion “Snowbird”

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Salt Lake City war Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002

Tag 1 katapultierte uns aber zunächst einmal zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts und mitten in die Geschichte der Mormonen. Im Herzen der Innenstadt liegt der “Temple Square”, das geistige Zentrum der Mormonen-Kirche. Eine meterhohe Mauer trennt den Temple Square vom geschäftigen Rest der modernen Innenstadt. Durch große Tore betritt man ein überaus gepflegtes, parkähnliches Terrain mit wunderschön angelegten Gärten. Eine andere Welt, leicht unwirklich. Ein wenig Disneyworld. Nur ohne ständig kehrende Mitarbeiter. Bekehren ist hier das erklärte Ziel. Es wimmelt von eifrigen jungen Frauen (Dresscode: flache, geschlossene Schuhe, mindestens knielanger Rock), die um keine Frage zur Kontaktaufnahme verlegen sind. How are you? Where are you from? Have you already been to the North Visitor Center? Would you like to do a tour? You don’t speak English: kein Problem, die Damen halten Schilder mit allen gängigen Sprachen dieser Erde in die Höhe. Hier soll kein potentielles neues Mitglied “unbearbeitet” bleiben. Die Damen sind sehr freundlich, keine Frage. Aber es ist schon leicht befremdlich, wenn man alle paar Meter aufs’ Neue angesprochen wird.

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Der Salt Lake Temple, weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt, ist für Besucher nicht zugänglich. Er bleibt den Mitgliedern zum Empfang der Sakramente wie Eheschließung oder Taufe vorbehalten. Der goldene Engel Moroni auf einer der vorderen Spitzen soll dem Gründer der Mormonenkirche, Joseph Smith, den Text für “Das Buch Mormon”, neben der Bibel Glaubensgrundlage der Kirche, offenbart haben. In den zwei gut ausgestatteten Besucherzentren sind wir hingegen herzlich willkommen. Hier wird eingehend und eindrucksvoll über Geschichte und aktuelles Wirken der Kirche informiert. Es gibt ein interaktives Bibelquiz, die Geschichte des “Book of Mormon” als Film, Szenen des alten Testamentes in Öl und als Wachsfiguren, eine riesige Christus Statue. Auch hier: junge, freundliche Damen mit schwarzen Namensschildern, deren Mission – nun auf hochflorigem Teppich – ebenfalls eindeutig ist.

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Die starke Prägung der frühen Geschichte Utahs durch die Mormonenkirche hat sich in viele Bereiche des 21. Jahrhunderts hinüber gerettet. Ursprünglich wollte die Glaubensgemeinschaft sogar einen eigenen Staat “The State of Deseret” gründen. Das bis dahin zu Mexiko gehörenden Land fiel jedoch ein Jahr nach Ankunft der Mormonen an die USA, wird zum Utah Territory und später 45. Bundesstaat. 1890 verbietet der damalige Präsident der Mormonen, Woodruff, auch offiziell die vom Gründer Joseph Smith propagierte Vielehe. “Deseret”, was im Buch der Mormonen Honigbiene heißt, hat trotzdem seinen Weg nach Utah gefunden. Das Symbol des Bienenstocks ist allgegenwärtig, es ziert das Staatswappen, die Treppengeländer des State Capital, und ist auf nahezu jedem Straßenschild zu sehen. Utah – “The Beehive State”. Und noch heute bleiben viele Geschäfte und Einkaufszentren im sonst so konsumfreudigen Amerika Sonntags geschlossen. Alkohol (außer Bier) kann man nur in speziell lizensierten Liquor Stores kaufen.

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Ich fand es hochspannend, eine Stadt mit einer derartig starken Präsenz einer einzigen Religion zu erleben. Der Mormonenglaube ist übrigens der einzige Glaube, der nicht mit den Einwanderern nach Amerika importiert wurde, sondern quasi in Amerika “erfunden”, oder “offenbart” wurde. Die Kirche engagiert sich sozial in aller Welt, produziert eigene Lebensmittel für Bedürftige. Die Gemeinschaft innerhalb der Kirche ist stark, die klassische Familie hat einen extrem hohen Stellenwert. So wie sich die LDS-Kirche in Salt Lake präsentiert hat, reicht mir ihr striktes, sehr dogmatisches Regelwerk jedoch eindeutig zu tief in die persönlichen Lebensbereiche hinein. Sie nimmt zudem ausgesprochen konservative Haltungen in gesellschaftlichen Fragen (z.B. Gleichstellung der Frau, Akzeptanz Homosexualität) ein. Unsere Salt Lake Nachbarn von nebenan (ihr ahnt es: keine Mormonen) erzählten aber auch, dass es zunehmend Mitglieder der Kirche gibt, die sich für liberalere Haltungen einsetzen. So nimmt die Gemeinschaft “Mormons building bridges” seit 2012 zum Beispiel an der “Utah Pride Parade” teil. Leben und leben lassen, würde der Kölsche dazu sagen.

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Mich haben die Mormonen ohnehin schon am frühen Morgen “verloren”, Kaffee ist nämlich tabu.

America the Beautiful !

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Hi there!

“We” are back to school! Nach einem zusätzlichen Jahr Schonfrist war es diese Woche unvermeidlich: mein “kleiner” Junge ist “off to Middle School”, oder “Junior High”, wie sie in anderen Staaten heißt. Vor genau 3 Jahren stieg ein 8-jähriger (der kaum ein Wort Englisch sprach) noch etwas verzagt zum ersten Mal in den großen gelben Schulbus. An diesem Dienstag Morgen brauste ein selbstbewusster 11-jähriger (English: fluently), dem ein Foto beim Einsteigen in den Bus zu uncool war, davon. Time flies! Hinter liegt ein heißer, schöner Sommer mit Besuchen von Familie und Freunden aus Deutschland, zwei langen Wochenenden am Lake Michigan (my happy place!) und einer Reise in den Westen der USA.

America the Beautiful! So ist es auf dem Jahrespass des “National Park Service” zu lesen. Die Amerikaner neigen ja an vielen Stellen zu blumigen Worten und benutzen gerne Superlative. Aber in diesem Fall ist die Wirklichkeit noch viel schöner und großartiger, als es das kreativste Marketingversprechen ausdrücken könnte. Der am 25. August 1916 von Präsident Wilson gegründete “National Park Service” schützt  seit 100 Jahren Amerikas’ Naturwunder und das historische Erbe des Landes. Grund zum Feiern! 2016 gehören 413 Anlagen (59 Nationalparks, 354 Wälder, Monumente, Historische Gedenkstätten, Naturparks, Flüsse und Küstenstreifen) zu seinen Kronjuwelen und werden für zukünftige Generation bewahrt. Als die ersten weißen Pioniere in den Westen des Landes vordrangen, stießen sie auf atemberaubende, nie zuvor gesehene Landschaften. Einige dieser “Entdecker” hatten glücklicherweise früh die Weitsicht, das diese einzigartigen Orte und spektakulären Wunder der Natur vor unkontrollierter Entwicklung in ihrer Gänze geschützt werden müssen. Außerdem sollten sie für jeden, der sich daran erfreuen wollte, zugänglich sein. Happy Birthday – was für eine weise, vorausschauende Idee!

44 Jahre bevor die staatliche Organisation “National Park Service” die Aufgabe übernahm, diese Orte zu managen, wurde 1872 im damaligen Wyoming Territory bereits der “Yellowstone National Park” von President Grant zum ersten Nationalpark der USA erklärt. Der älteste Park ist ein geologisches Wunderland mit unvergleichlichen Schätzen. Was für eine einmalige Show, die Mutter Natur dort präsentiert. Da fühlt man sich plötzlich ganz klein und möchte sich demütig verbeugen.

“No matter what brought you to Yellowstone – wildlife, geysers, scenery. It’s the volcano that effects everything you see.”

Der Yellowstone National Park ist nicht nur der älteste Nationalpark der USA, er ist auch der explosivste. Ein sogenannter “Supervulkan”, der sich auf einer Kontinentalplatte befindet. Besonders sein letzter massiver Ausbruch vor rund 600.000 Jahren hat seine heutige Landschaft massgeblich geprägt, und einen Krater hinterlassen, der sich über ein Viertel der Parkfläche erstreckt. Seine tief unter der Erde liegenden Magmakammern sind verantwortlich für die mehr als 10.000 geothermischen Phänomene, die uns über der Erde beeindrucken. Sprühende Geysire, rauchende “fumeroles”, blubbernde heiße Mineralquellen in allen Regenbogenfarben. Blue Star Springs, Beauty Pool, Morning Glory Pool, Excelsior Geysir, Sunday Geysir, Artist Paint Pot, Crackling Lake, Jupiter’s Cycle, Hurricane Vent … was sich liest wie werbewirksame Namen für Wellness-Anwendungen sind faszinierende geothermische Phänomene. Sie haben mir so manches “wow” entlockt und ich konnte mich kaum satt sehen an den tollen, teils psychodelischen Farben und bizarren Formen. Besonders am frühen Morgen, wenn sich der Frühnebel über die dampfenden Stellen erhob, erscheinen Teile des Parks wie mystische Märchenlandschaften.

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Überhaupt lautete das Motto: The early bird catches (ok: sees ;-)) the bear! Und: Yes! Wir haben einen Bären gesehen. Sogar zwei. Ein großer Grizzly mit frischer Bisonbeute im Yellowstone Park und einen kleinen Schwarzbären im Grand Teton National Park. Glück gehabt. Wie bei einem Geysir, der nur alle 4 – 5 Tage seine Wasserfontänen in die Höhe spritzt, waren wir zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Geysir-App half da wenig, kein Netz, fast nirgends im Park. Auch mal schön! Ohne Zeitplan und immer präsent sind die weiten, offenen Landschaften, eine reiche Tierwelt (neben Kollege Grizzly und Schwarzbär grast hier die weltweit größte, wilde Büffelherde, Elche, Antilopen, Wölfe), malerische Flusstäler, tiefe Schluchten, steile Wasserfälle, dichte Wälder, unzählige fantastische Wanderwege, erhabene Bergketten, weite Seen und der spektakuläre Grand Canyon of the Yellowstone. Dessen gelbe Felswände gaben dem Yellowstone River seinen Namen. Es ist die unglaubliche Vielfalt dieses riesigen Lebensraumes, die Yellowstone so einmalig unter den Nationalparks macht.

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Thank you Mother Nature! And thank you John Muir! Der schottische Einwanderer und Naturalist setzte sich neben einigen anderen früh für den Erhalt der unberührten Gebiete ein, und gilt heute als Gründervater der amerikanischen Nationalparks. Er hatte den Mut, sich für den Schutz der Natur um ihrer selbst willen einzusetzen. Eine radikale Idee in einer einer Zeit, in der europäische Siedler die Wildnis Nordamerikas für ein neues Leben nutzbar machen wollten.

“Keep close to nature’s heart and break clear away once in a while. Climb a mountain or spend a week in the woods. Wash you spirit clean.” John Muir

Und auch wenn der schlummernde Vulkan im Yellowstone Park irgendwann erwachen könnte (“He may erupt again.” steht schlicht auf einer Tafel in im Visitor Center des Canyon Village), ich würde jederzeit wieder in diese fantastische magische Naturwelt eintauchen. 

Unsere Reise führte uns anschließend in den ebenfalls wunderschönen “Grand Teton National Park”. Hier dominiert mit der Grand Teton Bergkette eine fantastische Bergwelt mit Gletschern und Seen. Fast ein wenig wie in den Alpen, wenn da nicht auch die weiten freien Flächen vor einem unendlichen Himmel wären. Große Teile des heutigen Parklandes wurden übrigens von dem New Yorker Geschäftsmann und Naturliebhaber Franklin D. Rockefeller erworben, der sie später dem National Park Service stiftete. Die charmante ehemalige Wildweststadt Jackson war Ausgangspunkt für unsere Erkundungen und Wanderungen im Grand Teton National Park. Verdammt viel Natur für ein Stadtmädchen 😉 Letzte Station: Salt Lake City im Mormonenstaat Utah. Hui … darüber muss ich dann mal gesondert berichten. Wenn ich mir all’ die Broschüren, die mir von den freundlichen unaufdringlich-aufdringlichen Mormonen-Anwerbern in die Hände gedrückt wurden, zu Gemüte geführt habe.

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