Detroit überrascht oft mit Vierteln, die man so nicht erwarten würde. Östlich an Downtown angrenzend liegt gut versteckt in einer grünen, urbanen Oase der historische Distrikt “Lafayette Park”. Kein Geringerer als der in Aachen geborene und 1939 in die USA ausgewanderte Bauhaus Architekt “Ludwig Mies van der Rohe” hat sie zwischen 1956 – 1959 gebaut. Sie ist die weltweit größte Wohnanlage van der Rohes und ein einmaliges Beispiel der Idee Bauhaus. Der Lafayette Park umfasst 186 Einfamilien-Häuser, 3 Apartmenthäuser, eine Schule, einige Einzelhandelsgeschäfte und eine Grünfläche. Das Viertel ist im “National Register of Historic Places” gelistet und seit 2015 als “National Historic Landmark” des United States National Park Service. Es soll Menschen geben, die aus Kalifornien nach Detroit ziehen, nur um in einem Mies van der Rohe Haus zu leben. In einigen Teilen der Stadt kann man noch Häuser ab 500 Dollar kaufen. Für eine Mies Einheit werden jedoch aktuell um eine halbe Million Dollar für ca. 140 Quadratmeter aufgerufen.
Polizeichef Captain Renault fährt in “Casablanca” damit vor. In “Der Pate” kommen gleich mehrere zum Einsatz. Präsident Roosevelt nutzte ihn als Dienstlimousine. Automobile der “Packard Motor Car Company” zählten in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zum Feinsten, was die amerikanische Autoindustrie zu bieten hatte. Die ursprünglich aus Ohio stammenden Packard Brüder lassen sich 1904 am East Grand Boulevard nieder. Dort, wo zuvor deutsche Einwanderer ihre Farmen betrieben, entsteht die erste Autofabrik aus Stahlbeton. Auf 16 Hektar Land baut der legendäre Architekt Albert Kahn einen Komplex mit 325.000 Quadratmetern Gebäudeflächen. Die Packard Plant ist Teil des gewaltigen industriellen Aufschwungs im Mittleren Westen der USA und beschäftigt zu ihren Hochzeiten fast 40.000 Menschen. Der Zweite Weltkrieg bringt die Produktion zum Erliegen. Packard produziert während der Kriegsjahre Flugzeugmotoren für Rolls Royce. Nach Kriegsende passieren wieder luxuriöse Automobile die Werkstore. Jedoch kämpft das Unternehmen gegen die mächtige Konkurrenz der “Big Three” Ford, General Motors und Chrysler. In einem Versuch, die Produktionskosten zu senken, fusioniert Packard 1954 mit dem kleineren Wettbewerber Studebaker. Das letzte reine Packard Model läuft 1956 am East Grand Boulevard vom Band. Die neue Unternehmensführung hat die Schließung der Packard Plant beschlossen. Über die nächsten 60 Jahre wird sie zur größten Industrieruine der Welt.
Teilbereiche der Fabrik werden in den folgenden Jahrzehnten zunächst durch verschiedene Firmen belegt, der Rest beginnt zu verfallen. Nach und nach ziehen Mieter aus, 2006 verlässt das letzte Unternehmen die Packard Plant. Das gigantische Areal ist nun endgültig dem Verfall ausgesetzt. Wo einst luxuriöse Fahrzeuge zusammengeschraubt wurden, riskieren nun “scraper” (Metalldiebe) für schnellen Cash Gesundheit und Leben. Sie flexen Stahl und Eisen aus den Gebäuden heraus. Holz wird in ihren Häusern verfeuert. Eine tote Autofabrik wird demontiert, um das eigene Überleben zu sichern. Es brennt oft tagelang. Schmelzende Eisenträger sorgen für weitere Zerstörung. Andere nutzen die riesige Ruine zu ihrem Vergnügen und veranstalten in den Trümmern Paintball-Schlachten und Techno-Partys. Graffiti Künstler machen die Wände der ehemaligen Autofabrik zu ihrer Leinwand. Fotografen und Neugierige aus aller Welt sind fasziniert von der bizarren, desolaten Schönheit der Ruine. 2010 wird sogar ein Wandbild des anonymen britischen Künstlers Banksy entdeckt. Zahlreiche Filme wie Transformers und Batman vs Superman werden hier gedreht. Die Natur erobert sich im Laufe der Jahre große Teile zurück. Bäume wurzeln im Inneren und auf den Dächern, giftige Pilze sprießen aus den Holzböden.
Auch mich hat die Packard Plant wie andere “lost places” in Detroit immer wieder magisch angezogen. Ich war sprachlos ob der Größe und der Zerstörung des verlassenen Komplexes, der sich über fast einen Kilometer quer durch den Stadtteil zieht. Wir haben die Industrieruine gerne unserem Besuch aus Deutschland gezeigt. Um Vergangenheit und Gegenwart der Stadt zu verstehen. Die Packard Plant als Teil der glanzvollen industriellen Erfolgsgeschichte von Detroit, des Mittleren Westen, der gesamten USA. Gleichzeitig als trauriger Zeuge des beispiellosen Niedergangs der Stadt und einer ganzen Region. Lässt man sich darauf ein, kann man trotzdem nachfühlen, dass hier einmal geschäftiges Leben herrschte. Als tausende Mitarbeiter durch Werkstore und Bürotüren ein- und ausgingen und glänzende Karossen die Rampen verließen. Dann haben die Menschen den Ort verlassen. Das macht wohl einen großen Teil der Faszination aus. Was passiert, wenn Menschen Großartiges schaffen und es dann sich selbst und den Elementen überlassen.
2013 schreibt die Stadt Detroit die Packard Plant zur Versteigerung aus. Trotz der massiven Zerstörung sind große Teile der Baustruktur noch sehr robust. “Wenn das die Zukunft repräsentiert, dann ist das hier “nichts”. Wir brauchen jemanden, der aus “nichts” etwas macht”, sagt eine Bewohnerin aus der angrenzenden Nachbarschaft in der von “Detroit Free Press” Fotograf Brian Kaufmann 2014 gedrehten Dokumentation “Packard: The Last Shift”. Der Entwickler und Investor Fernando Palazuelo aus Peru hat Großes mit der Packard Plant vor. Er ersteigert sie 2013 für 405.000 US Dollar. Sein Ziel: Den total heruntergekommene Komplex über einen Zeitraum von 10 – 15 Jahren und einem Budget von über 300 Million Dollar in einen lebendigen Stadtteil mit vielfältigen Möglichkeiten zu entwickeln. Es ist nicht das erste Revitualisierungs-Projekt, das Palazuelo mit seiner Firma “Arte Express” anpackt. Seit 35 Jahren renoviert und entwickelt der gebürtige Spanier weltweit historische Bauten und Stadtteile. Seine Projekte aus der jüngsten Vergangenheit umfassen mehr als 100 Gebäude in den historischen Altstädten von Lima, Palma de Mallorca, Barcelona und Madrid. Und nun die Packard Plant, Detroit – das größte industrielle Modernisierungsprojekt in den USA.
“Die Packard Plant ist nur noch eine Hülle. Ich glaube nicht, dass es Hoffnung für einen Wiederaufbau gibt. Auf der anderen Seite war sie Teil einer industriellen Revolution”, sagt Stadthistoriker Jim Balfour im Film. Sie wird es hoffentlich wieder. Teil einer neuen, anderen Erfolgsgeschichte für Detroit. Im Herbst 2019 soll der erste Gebäuderiegel bezugsfertig sein. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der “Packard Motor Car Company” werden acht Unternehmen, u.a. eine Beratungsfirma, ein Ingenieurbüro, ein Barber-Shop, eine Galerie einziehen. In einem anderen Gebäude wird ein Steakhaus mit Event-Räumen eröffnen. Ein Museum über die wechselvolle Geschichte der Packard Plant in geplant. Außerdem wird ein Trainingszentrum gegründet, in dem Menschen aus dem lokalen Umfeld für Jobs, die sich zukünftig hier ergeben, ausgebildet werden. Arte Express hat weiteres Land um die Packard Plant herum erworben, um die zukünftige Entwicklung des gesamten Viertels positiv mit zu gestalten. Sie haben aber auch das Versprechen abgegeben, niemanden aus seinem Haus “heraus zu kaufen”. Im Gegenteil: sie beziehen die Menschen mit ein, halten regelmäßige Treffen mit den Bewohnern der Nachbarschaft ab.
Das gigantische Renovierungsprojekt ist unfassbar ehrgeizig. Die Original-Struktur soll so weit wie möglich erhalten bleiben. Möglichst viele vorhandene Materialien sollen Verwendung finden. Auch Graffitis sollen, wo immer es geht, in das neuen Konzept integriert werden. “Living around art”, dafür steht “Arte Express”. Allein die Aufräumarbeiten verschlingen Millionen. In den letzten vier Jahren wurden fast ausschließlich baufällige Teile niedergerissen, kontaminierte Erde gereinigt und unglaubliche Mengen an Trümmern beseitigt. Dabei helfen auch Menschen aus der angrenzenden Nachbarschaft, die von Arte Express eingestellt wurden. Die Suche nach Investoren und zukünftigen Mietern wie kleinen Manufakturen geht weiter. Man braucht eine enorme Vorstellungskraft und muss absurd optimistisch sein, um sich statt dieser Hülle voll mit Schrott einen dynamischen Stadtteil vorzustellen. Aber man möchte so gerne an eine positive Zukunft glauben. Eine, die auch Happy Endings für diejenigen hat, die die letzten Jahre und Jahrzehnte kaum Chancen im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld von Detroit hatten.
Was eigentlich als ein Beitrag mit vielen bunten Bildern – genauer gesagt Wandbildern (Murals) – mit wenig Text gedacht war, braucht nun doch ein paar mehr Worte. Denn wenn man vom Kunst-Festival “Murals in the Market” erzählt, geht das nicht, ohne über das hoch interessante und für die Stadt Detroit so wichtige Umfeld, in dem das Festival stattfindet, zu berichten.
“Eastern Market” ist das größte und älteste (seit 1891) Marktgelände in Amerika, das ganzjährig geöffnet hat. Ende der 40er Jahre ließen sich neben dem Wochenmarkt auch Großhändler und kleine Lebensmittelmanufakturen in die Nachbarschaft nieder. Viele davon sind Fleisch verarbeitende Betriebe. Fünf historische Markthallen und zahlreiche Backsteinbauten umfasst das Viertel. Während der Woche werden hier ab den frühen Morgenstunden Lebensmittel, das meiste davon aus der Region, en gros verkauft. Es geht lebhaft zu, auch bei den zahlreichen inhabergeführten Einzelhändlern und Restaurants.
An 52 Samstagen im Jahr bekommt “lebhaft” jedoch eine völlig andere Dimension. Dann brummt es am Eastern Market. Die Stände quellen über, alles ist grün und bunt. Spare Ribs brutzeln auf dem Grill vor Bert’s Marketplace. Über allem wabert Jazz, Blues und Motown Sound. Der Besuch ist ein authentische Detroit Erlebnis, ein buntes Miteinander der Kulturen. Eine einmalige Einkaufserfahrung mit Live Musik, Food Trucks und einer wunderbar quirligen Atmosphäre. Mehr als 40.000 Menschen zieht der Markt wöchentlich an. 300 Stände versorgen Detroiter und Besucher gleichermaßen mit Saisonalem – von den ersten Blumen im Frühling, über die bunte Vielfalt an Früchten und Gemüse im Sommer, bis hin zu Michigan Äpfeln im Herbst und Weihnachtsbäumen im Winter. Vieles kommt von den kleinen Farmen, die im Laufe der letzten Jahre im gesamten Stadtgebiet entstanden sind. Die Marktverwaltung hat mit zahlreichen Initiativen dafür gesorgt, dass die frischen Lebensmittel, Backwaren, Fleisch und Fisch für alle Detroiter zugänglich sind. Nicht nur für gut verdienende Foodies.
So lebhaft wie heute ging es nicht immer zu. In den siebziger Jahren war der Markt ziemlich heruntergekommen, das Geld in Detroit knapp. Als erste Maßnahmen zur Wiederbelebung und Verschönerung wurden große bunte Wandbilder an die Markthallen und umliegenden Gebäude angebracht. Weitere Verbesserungen und ein steigendes Interesse an frischen, lokalen Waren zogen wieder mehr Käufer an. 2006 übertrug die Stadt Detroit den Markt einer non-profit Organisation. Nach und nach werden die historischen Hallen renoviert. In einer von ihnen befindet sich eine industrielle Küche. Hier werden angehende Unternehmer bei der Gründung ihrer Lebensmittel-Firma mit Trainingsmaßnahmen unterstützt. Es gibt ehrgeizig Pläne, das gesamte Gebiet “Eastern Market” in den nächsten Jahren weiter zu entwickeln. Was hier zu gelingen scheint, ist die sicherlich eine der größten Herausforderungen für Detroit’s Städteplaner. Eine Balance finden zwischen neuen schicken Lofts und hippen Restaurants, wo die gut verdienende (meist weiße) Mittelschicht wohnt und ausgeht, und den vielen sanierungsbedürftigen Nachbarschaften mit mehrheitlich schwarzer Bevölkerung.
Zurück zur Kunst. Das Phantasietier “Veggie-Ta-Bull” ist eines der bekanntesten, älteren Murals. Es vereint zwei der wesentlichen Produkte des Eastern Market: Gemüse und Fleisch. Street Art hat hier also eine lange Tradition. Die setzte das Design-Festival “Murals in the Market” nun im dritten Jahr in Folge fort. Acht Tage lang sprühten und pinselten im September wieder mehr als 50 lokale und internationale (auch aus Deutschland) Künstler ihre farbenfrohen Werke auf Wände, Ladenfassaden und andere freie Flächen. Als am vergangenen Wochenende Farbtöpfe und Sprühflaschen eingepackt wurden, war die Zahl der fantastischen, riesigen Wandbilder auf 150 angestiegen. Diese extreme Dichte an Kunst im öffentlichen Raum ist nicht nur wunderschön, sie macht das Viertel um den Eastern Market zu einem “must-see” in Detroit. Das zieht zusätzliche Besucher an, die einen Spaziergang durch die bunte Kunstszene machen und mit dem ein oder anderen Dollar die lokale Wirtschaft unterstützen.
Das Foto eines 10jährigen Jungen, das der Detroiter Fotograf Rick Williams am Eastern Market schoss, diente als Vorlage für dieses Mural. Brandan “BMike”Odums aus New Orleans setzte es in Knallfarben in Szene. “Es war der extrem intensive Blick seiner Augen, die mich angezogen haben”, sagt Williams über den Jungen auf dem Foto in einem Interview. Er wird eine Blume in der Hand halten und das Mural wird um die Worte “They tried to bury us. They didn’t know we were seeds” ergänzt. Damit schlägt “BMike” eine Brücke zu einem seiner anderen Projekte in New Orleans. “I think that’s what Detroit is about, and that’s what New Orleans is about,” sagt der Künstler.
Wir sind bereits überzeugte und begeisterte Eastern Market “Touristen”, und nehmen gerne Besuch aus Deutschland mit auf diese besondere Bilder-Tour. Fast immer machen wir dann auch bei der “Division Street Boutique” halt. So auch am vorletzten September-Sonntag, als wir vielen Street Art Künstlern über die Schulter schauen konnten. Und schwupp landete eines der kultigen “Detroit hustles harder” T-Shirts in der Tüte. Ja, Detroit muss sich meist sehr viel mehr anstrengen. Dafür kommen ungewöhnliche, einzigartige Sachen heraus. Nothing stops Detroit!
“As a songwriter I wanted to write about what people needed, wether it was love, a reason to dance, a reason to cry.”
aus Berry Gordy’s Biografie “To be loved. The Music, The Magic, The Memories of Motown”
Hi there!
Ich hatte mal wieder lieben Besuch aus Deutschland. Das heißt in der Regel: auf nach Detroit! Ich freue mich immer, wenn ich diese faszinierende Stadt unseren Gästen zeigen darf. Erste Station an diesem kalten sonnigen Michigan Wintermorgen: ein Einfamilienhaus am West Grand Boulevard, in dem Musikgeschichte geschrieben wurde. Hier entstand der legendäre Motown-Sound. Hier traten junge, talentierte, aber unbekannte “Kids” aus Detroit durch eine Tür hinein, und gingen durch eine andere als Stars hinaus. Ihre Scheiben landeten von hier auf den Plattentellern der DJs des Landes und darüber hinaus.
Diana Ross, Marvin Gaye, Stevie Wonder, die Temptations, Smokey Robinson, Martha Reeves, die Supremes, die Four Tops, … sie alle nahmen ihre Hits im legendären “Studio A” auf. Der junge Afro-Amerikaner Berry Gordy gründete 1959 das Schallplatten-Label “Motown Records”. Er war Songschreiber, Produzent und kreativer Kopf von “Hitsville U.S.A.”, wie die erfolgreiche Hit-Fabrik auch genannt wurde. Die Jackson Five mit Michael Jackson sangen hier, in der ehemaligen Garage des Hauses, 1968 zum ersten Mal vor. In der oberen Etage des heutigen Museums liegen die silbernen Handschuhe und der schwarze Hut von Michael Jackson’s erstem Moonwalk hinter Glas. Der spätere Superstar hat sie dem Museum gespendet.
Das Motown Museum kann man nur per Tour besichtigen. Innenaufnahmen sind strengstens untersagt. Dafür steckt die Begeisterung unseres weiblichen Tourguides für die Geschichte und die Musik von Motown sofort an. Sie unterhält uns so lebhaft mit Fakten und Anekdoten, dass man gut nachspüren kann, was für eine aufregende Zeit dies in Detroit gewesen sein muss.
Berry Gordy erwirbt das blau-weiße Haus 1959 mit einem 800 Dollar Darlehen seiner Familie. Dem Einstieg ins Musikgeschäft gehen verschiedene andere berufliche Stationen voraus. Er boxt, arbeitet im Lebensmittelgeschäft seiner Eltern, auf dem Bau, und schließlich bei der Ford Motor Company. Dort gefällt ihm zwar die monotone Arbeit am Fließband nicht, jedoch lässt er sich von den Klängen der Maschinen inspirieren und schreibt nach Feierabend Songs dazu. Der Motown-Sound, der hier in Downtown Detroit kreiert wird, ist neu. Anders, als alles, was man bisher gehört hat. Der Sound vereint Black Gospel Music mit Jazz. Kirchenmusik mit weltlichen Klängen. Zur Begleitung der Sänger und Sängerinnen spielen fast täglich die “Funk Brothers” im Studio A auf. Diese sorgfältig zusammengestellte Gruppe von Studiomusikern ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Motown. Die Musik der Band ist auf mehr Nr. 1 Platten zu hören, als Elvis, The Beatles, The Rolling Stones und The Beach Boys zusammen hatten. Im angrenzenden Kontrollraum werden die Songs gemischt, meist entstehen zahlreiche Versionen. Berry Gordy ist ein Perfektionist und gibt sich nur mit dem perfekten Song zufrieden. Eine “Echo-Kammer” im ersten Stock dient als Resonanzkörper, lange bevor Synthesizer oder Computer diese Aufgabe übernehmen. Das Stück “Shop around” von den “Miracles” wird Motown’s erster Millionen-Hit.
Berry Gordy sorgt aber nicht nur für den richtigen Sound, er entwickelt die Künstler auch zu Stars, mit allem was dazu gehört. Viele stammen aus sehr einfachen Verhältnissen. Hier lernen sie, sich in der Welt der Stars zu bewegen. Das elegante Erscheinungsbild seiner Musiker wird zum Markenzeichen von Motown Records. Um mehr Raum für all diese Aktivitäten zu schaffen, kauft Berry Gordy weitere 7 Häuser entlang des West Grand Boulevard. Wie bei einer Fertigungsstraße (auch diese Idee stammte aus seiner Zeit bei Ford) erfüllt jedes Haus eine andere Funktion. Im “Artist Development House” lernen die Künstler Tanzschritte, Choreographie und gutes Benehmen. Im “Publishing Office” werden die Plattenverkäufe organisiert, zwei weitere Häuser sind für Marketing und Reisen der Stars zuständig, eines für “International Talent Management” und im “Money House” holen die Künstler sich ihre Schecks ab. Motown operiert praktisch rund um die Uhr. Berry Gordy wollte die musikalische Kreativität nicht von Öffnungszeiten abhängig machen. Zwischen 1959 und 1972 haben 450 Menschen in Detroit am Erfolg von Motown Records gearbeitet. 1966 erzielt das Unternehmen einen Vorsteuergewinn von 20.000.000 US Dollar. 1968 zieht die Motown Record Corporation in ein größeres Gebäude innerhalb Detroits um, bevor Berry Gordy das Plattenlabel Anfang der 70er Jahre nach Los Angeles verlegt.
Seit 1985 ist es ein Museum, gegründet von Esther Gordy Edwards, der jüngsten Schwester von Berry Gordy, die während der 60er Jahre für Motown Records arbeitete. Sie war es, die ihren Bruder Berry in Kalifornien anrief, als die ersten Tour-Busse am West Grand Boulevard vorfuhren. “Gordy, I think we made history here”, soll sie gesagt haben. Der Sound, der aus dem Studio A auf den Plattentellern und Bühnen der Welt landete, hat in der Tat Musikgeschichte gemacht. Gleichzeitig schafft es die Musik der schwarzen Motown-Künstler auch, Rassen-Barrieren zu durchbrechen. “Unsere Musik brachte schwarz und weiß zusammen, die Menschen tanzten gemeinsam und hielten sich an den Händen” erinnert sich Smokey Robinson.
Der Besuch des Motown Museums ist ein Flashback in die 60er Jahre. Neben Studio, Kontrollraum, Plattenarchiv, Büro und Empfang ist auch die Wohnung von Berry Gordy und seiner Familie im Originalzustand erhalten. Die Farben orange, braun und beige dominieren. Im Süßigkeiten-Automaten stecken noch Schoko-Riegel aus dieser Zeit. Der Zigarettenautomat sieht genau so aus, wie jene in deutschen Dorfkneipen, an denen wir mit einem Fünfmarkstück Zigaretten für unsere Eltern gezogen haben.
Unsere Tour endet im Studio A. Hier steht ein alter Steinway-Flügel, dessen Rechnung für die aufwändige Restaurierung vor einigen Jahren kein geringerer als Sir Paul McCartney übernahm. Überhaupt schauen immer mal wieder Musikgrößen in “Hitsville U.S.A.” vorbei. Usher, Beyoncé und Jay Z durfte unser quirliger Tourguide erst vor Kurzem die Hände schütteln. Das erhält sie uns stolz, und schwärmt von Usher’s gutem Aussehen.
Für einen kurzen Moment dürfen auch wir uns wie Motown Stars fühlen. Tanzschritt rechts, Tanzschritt links singen wir gemeinsam “My girl” von den Temptations . “I’ve got sunshine on a cloudy day. When it’s cold outside I’ve got the month of May. I guess you’d say. What can make me feel this way? My girl … Talkin’ ’bout my girl …”
Noch schnell eine Runde “Shop around” im Giftshop, bevor wir im klirrend kalten Detroit auch vom Monat Mai träumen.
Es gibt rund 20.000 obdachlose Menschen in Detroit. Die Zahl hat mich total umgehauen. Denn bei meinen Besuchen in der Stadt habe ich nur selten obdachlose Menschen gesehen. Im Gegensatz zu Los Angeles, wo ich vor einigen Wochen angesichts der offensichtlich großen Anzahl von Menschen ohne Dach über dem Kopf schockiert war. In Detroit sind sie mehr oder weniger unsichtbar. Sie halten sich vorrangig in den vielen verlassenen Gebäuden der Stadt auf. Veronika Scott kennt keine Berührungsängste gegenüber Menschen, die auf der Straße leben. Sie ist selbst am Rande der Gesellschaft in Detroit aufgewachsen und weiß um die Situation und die Sorgen der Betroffenen. Ihre berufliche Karriere hat sie mit der Hilfe für Obdachlose verknüpft. Ihr Non-Profit-Unternehmen “The Empowerment Plan Detroit” stellt hauptsächlich alleinerziehende Frauen aus Obdachlosenheimen ein, gibt ihnen Arbeit und ihre Würde zurück. Stich für Stich.
Foto: Brian Kelly
Während ihres Design-Studiums sollte Veronika für eine Projektarbeit ein nützliches Produkt entwickeln. Der brutale Winter von Detroit brachte sie auf die Idee, einen Mantel-Schlafsack für Obdachlose zu nähen. Tagsüber ein Mantel, nachts ein wärmender Schutz zum Schlafen. Sie verbrachte viel Zeit in verschiedenen Obdachlosenheimen, um die Bedürfnisse der Betroffenen kennen zu lernen. “The crazy coat lady” wurde sie dort genannt. Und als sie schließlich nach zahlreichen Prototypen einige Mantel-Schlafsäcke an obdachlose Menschen verteilte, brüllte sie eine Frau wütend an: “Ich brauche keinen Mantel, ich brauche einen Job”. Bei Veronika machte es ein zweites Mal “klick”. Ihr Produkt war nur so etwas wie ein Pflaster, um die Symptome zu lindern. Sie wollte einen Schritt weiter gehen und die Ursache bekämpfen. Menschen aus der Obdachlosigkeit heraus anstellen. Ihnen Fertigkeiten zur Ausübung eines Jobs vermitteln. Sie war damals 22 Jahre alt und versuchte, Unterstützer für ihre Idee zu finden. “Niemand hat zunächst an den Erfolg geglaubt. Viele trauten Obdachlosen nicht einmal zu, sich ein ordentliches Sandwich zu machen, geschweige denn, Nähen zu lernen”, sagt sie in einem Interview. Mit ersten privaten Spendengeldern versucht sie es dennoch, und stellt zunächst zwei Frauen ein.
Fotos: Geoff George
Nach ihrem College-Abschluss 2012 gründet sie dann “The Empowerment Plan” und zieht mit dem jungen Unternehmen ins “Ponyride”. In dem alten Lagerhaus im Detroiter Stadtteil Corktown können junge Unternehmer mit sozial orientierten, nachhaltigen Geschäftsideen günstige Räumlichkeiten als Starthilfe anmieten.
Ich hatte schon öfter über das Projekt gelesen. Ich fand die Idee großartig, die Produktion eines sinnvollen Produktes mit der Chance für Menschen, den Teufelskreis von Armut und Obdachlosigkeit zu durchbrechen, zu verknüpfen. Am meisten beeindruckt hat mich jedoch, dass die junge Gründerin sich mit einer unglaublichen Energie gegen alle Widerstände durchgesetzt hat. Sehr inspirierend. Und beispielhaft für eine neue Generation in Detroit, die die Stadt mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität Tag für Tag wieder nach vorne bringen möchte. Dank eines zufälligen Email-Kontaktes bekam ich eine Einladung, mir das Projekt vor Ort anzuschauen. Sightseeing Detroit einmal anders. Auch für meine deutsche Freundin, die letzte Woche zu Besuch war. Ich bin jetzt ein wenig stolz, diese Geschichte hier im Blog erzählen zu können.
Die Gründerin Veronika haben wir zwar nicht angetroffen, aber die PR-Frau Erika George. Sie ist eigentlich Grundschullehrerin, hat an der University of Michigan in Ann Arbor studiert. Gleich nach ihrem Abschluss hat sie bei Empowerment Plan angefangen und ist geblieben. “Ich habe einen unglaublichen Respekt vor den Frauen, die hier arbeiten. Die meisten sind nicht älter als ich, haben Unglaubliches erlebt und oft schon mehrerer Kinder zu versorgen”, sagt sie. Man merkt, dass die Aufgabe bei Empowerment Plan kein reiner Job für sie ist. Und so erzählt sie uns mit unglaublicher Begeisterung und positiver Energie von dem “Plan”, der Frauen befähigt, ihrem Leben wieder Stabilität zu geben. 39 ehemals obdachlose Menschen (die Mehrzahl davon alleinerziehende Frauen) wurden hier zu Näherinnen ausgebildet und erhielten einen Vollzeit Job. Alle haben wieder ein Dach über dem Kopf, viele konnten nach einer Weile in andere Unternehmen wechseln. Empowerment Plan versteht sich als Übergangsstation. Ziel ist es, möglichst vielen Menschen die Chance zu einem Neuanfang zu geben. Die Kapazität der aktuellen Räumlichkeit hat daher ihr Limit erreicht. Für 2017 ist ein Umzug in größere Räume geplant, um bis Jahresende 40 Näherinnen parallel beschäftigen zu können. Aktuell fertigen rund 20 Frauen 35 Mäntel täglich. Die seit Gründung vor 5 Jahren produzierten 20.000 Mäntel wurden von Hilfsorganisationen gekauft und in 41 US-Staaten, 6 kanadischen Provinzen und verschiedene Übersee-Länder verteilt.
Foto: The Empowerment Plan
Die in Detroit beheimatete Bekleidungsfirma Carhartt ist eine der Hauptsponsoren. Neben Industrienähmaschinen liefert sie das wetterfeste Außenmaterial für die Mäntel. Autobauer General Motors steuert das warme Innenfutter bei, recycelte Isoliermaterialien. Seit dem ersten Mantel haben sich Design und Funktionalität ständig verbessert. Neueste Ergänzung ist das abnehmbare Fußteil, das auch als Tasche verwendbar ist. Der Mantel lässt sich außerdem so zusammenrollen, dass er bequem über der Schulter getragen werden kann. Das multifunktionale Kleidungsstück kommt auch bei Menschen mit festem Wohnsitz gut an, der Verkauf an Privatpersonen ist für dieses Jahr geplant.
Das Projekt findet weltweit Beachtung in der Presse, Prominente interessieren sich für Empowerment Plan. So stattete der in Detroit aufgewachsene Popstar Madonna der kleinen Manufaktur 2014 einen Besuch ab und finanzierte die Ausbildung von drei neuen Näherinnen.
Auch wenn ihr Anspruch an den Mantel hoch ist und sie jedes Jahr gemeinsam mit dem Team ein neues Modell heraus bringt, der Hauptfokus von Veronika Scott liegt auf den Menschen, die ihn produzieren. Ihnen bringt sie nicht nur das Nähen bei. Es gibt Trainingsangebote für viele andere Lebensbereiche, wie der Umgang mit den persönlichen Finanzen, professionelles Auftreten und Vorbereitungskurse für den Highschool Abschluss.
Foto: The Empowerment Plan
“At the end of the day, the coat is a vehicle for us to employ people”, sagt Veronika Scott. Die Frauen im Team nennt sie “Badass”, knallharte Typen, ohne die der Empowerment Plan kein solcher Erfolg wäre. One stitch at a time.
www.empowermentplan.org
English version
Detroit has 20.000 homeless people. This number was a total surprise for me. During my visits all over to the city I rarely noticed homeless people. Unlike in Los Angeles, where I was shocked a few weeks ago seeing so many homeless living in the streets or at the beach. In Detroit they seem to be invisible. Most of them hide in the many abandonned buildings throughout the city. Detroit native Veronika Scott grew up in poverty and knows about their troubles and worries. She combines her professional career with the help for homeless people. Her non-profit organization “The Empowerment Plan Detroit” hires mostly single parents from homeless shelters and gives them a job and their dignity back. One stitch at a time.
While attending “The College for Creative Studies” in Detroit she had to create a product that would fill a need in her community. In the brutal Detroit winter she came up with the idea of a coat for the homeless that transforms into a sleeping bag. A coat during the day, a warm protection during the night. She did her research in several homeless shelters to find out about the needs of those who should benefit from her idea. It was during that time that she gained the nick name “The crazy coat lady”. When she finally distributed some of the coats to homeless people a women jelled at her: “I don’t need a coat, I need a job”. That incident was the beginning of the idea of Empowerment Plan. Veronika wanted to go a step further and not just cure the symptoms, but fight the cause. Hire homeless individuals and train them for a job. She was 22 years old when she tried to find supporters for her plan. “Nobody believed in the success of my idea. People did not trust homeless people to fix themselves a proper sandwich, let alone learn how to sew”, said Veronika in one of her interviews later. But she moved on with her vision and hired two women with private donations to start sewing coats.
After her graduation 2012 she founded “The Empowerment Plan Detroit” and moved the young company to “Ponyride”, an old warehouse downtown Detroit where young entrepreneurs with community oriented, sustainable business ideas can rent cheap spaces to help them grow their business. I had read about the project several times and loved the idea to combine the production of a product that fulfills a need with the opportunity to break the cycle of poverty and homelessness. But what impressed me most, was that Veronika Scott prevailed against all obstacles and and pushed her idea through. Very inspiring. And characteristic for a new generation of creative and progressive people in Detroit, who work every single day to bring the city back. Thanks to an email contact with The Empowerment Plan I got an invitation to check out the project on site. An alternative way of “Sightseeing Detroit” for me as well as for my friend visiting from Germany. Now I am a little proud to tell this story here in my blog.
We did not meet founder and CEO Veronika Scott, but Development Directer Erika George. She is a graduate from the University of Michigan. Right after her graduation she started her career at Empowerment Plan and stayed. “I have such tremendous respect for the women who work here. Most of them are not older than myself. They have gone through extreme difficult times and they already have children to care for”, she says. It’s obvious, her commitment at Empowerment Plan is so much more than a job for her. With great enthusiasm and a huge amount of positive energy she tells us about the “plan” that empowers women to regain stability over their lives. 39 former homeless (most of them single women) have been trained here to be seamstresses and work full time. All have moved into permanent housing and a lot of them were able to move on to other jobs. Empowerment plan wants to serve as a transition place with the goal to give as many people as possible the chance for a new beginning. The actual location has reached its limit. To be able to employ 40 seamstresses at the same time, the organization plans to move to a larger location this year. Right now about 20 women sew 35 coats a day. Since the beginning 5 years ago a total of 20.000 coats have been produced. Charities bought the coats and distributed them to 41 US states, 6 Canadian provinces and several countries overseas.
Carhartt, a Detroit based clothing company, is one of the main donors. Besides industrial sewing machines they deliver the durable, waterproof fabric for the outer shell. Carmaker General Motors donates upcycled automotive insulation for the warm lining inside. Since the first coat design and functionality have constantly been improved. Newest addition is the removable feet part that can be used as a bag during the day. The coat rolls up easily and can be carried over the shoulder. Since the multifunctional piece has as well drawn a lot of attention outside homeless shelters a retail sale is planned.
The Empowerment Plan has been featured in the media across the globe and a lot of celebrities show interest in the project. Popstar Madonna, who grew up in the suburbs of Detroit, visited the little factory 2014 and paid for the training of three new seamstresses. Although Veronika’s expectations of the coat quality are high – together with her team she creates a new model every year – her main focus remains on the the people who produce the coats. Besides sewing, The Empowerment Plan offers training in other parts of live, such as financial literacy, professional development courses and GED classes.
“At the end of the day, the coat is a vehicle for us to employ people. Without this team of badass women Empowerment Plan would not be successful”, says Veronika Scott. One stitch at a time.
Foto: Walter P. Reuther Library, Archives of Labor and Urban Affairs, Wayne State University
Ford Model T auf einer winterlichen Ausfahrt auf der Belle Isle, Detroit
Hi there,
während ich die Eindrücke unserer Winterferien an die Westküste noch auf mich wirken lasse, schiebe ich erst mal einen Beitrag aus der Motor City ein. In Detroit dreht sich gerade alles wieder um die Zukunft unserer Mobilität, auf der “North American International Autoshow”. In den Messehallen des Cobo-Centers blinkt traditionell viel poliertes Chrom. Aber Detroit und Michigan haben sich über die Fahrzeugproduktion hinaus auch als globale Forschungszentren für autonome Fahrzeug-Technologie etabliert. Dieser Entwicklung trägt der Bereich “AutoMobiliD” auf der Messe Rechnung. Hier decken Hersteller, Zulieferer und Tech Start-ups die Bereiche Autonomes Fahren, Elektro-Mobilität und Konzepte für urbane Mobilität ab. Hier werden Technologien und Initiativen gezeigt und diskutiert, die uns zukünftig “bewegen” werden.
Detroit also wieder. Mehr als 100 Jahre nachdem Henry Ford in dieser Stadt das Fließband als neuen Produktionsprozess für sein legendäres “Model T” etablierte, und damit den Grundstein für die Motorisierung der Welt legte. Die Motor City, in der das historische Herz der amerikanischen Automobilindustrie schlägt, möchte erneut Geschichte in Sachen Mobilität schreiben.
Aus den Pionierzeiten der automobilen Entwicklung sind leider nicht mehr viele Orte in Detroit erhalten. Ein Juwel hat die bewegten Zeiten jedoch überdauert, die “Ford Piquette Avenue Plant”. Ein dreistöckiger Backsteinbau, in dem Henry Ford 1904 mit 41 Jahren den zweiten Sitz der “Ford Motor Company” einrichtete. Das Gelände wird heute von der non-profit Organisation “Model T Automotive Heritage Complex” als Museum betrieben und gilt als älteste öffentlich zugängliche Autofabrik der Welt. Trotzdem ist es ein wenig Geheimtipp, denn die meisten Detroit Besucher touren die “River Rouge Factory” von Ford, in der noch heute produziert wird. Aber wenn man sehen will, wo alles angefangen hat, wo das berühmte Model T geboren wurde, dann kommt man hierher, ins ehemalige Herz des automobilen Detroits. Reist zurück in die Pionierzeiten der Automobils, atmet historische Luft und hat fast das Gefühl, Henry Ford säße noch in seinem Büro oder tüftle im Entwicklungsraum an jenem Produkt, dass unsere Lebensweise so massiv veränderte wie kaum ein zweites. “From here, he put the world on wheels”, sagt einer der freiwilligen Tour-Guides und ehemaliger Ford Mitarbeiter stolz zu Beginn unserer Tour. In Kleidung jener Zeit wird hier die Geschichte erzählt, die den Transport und die amerikanische Industrie revolutionierte. Aber eins nach dem anderen …
Dem Model T gingen verschiede Modelle voraus, aber keines war geeignet für die Serienproduktion. Schließlich ließ Henry Ford einen “Experimental Room” im dritten Stock des Piquette Avenue Gebäudes einrichten, wo er mit einem kleinen Team an einem neuen Model arbeitete. Endlich 1908 gelang es, das Fahrzeug, von dem der umtriebige Tüftler geträumt hatte, zu entwickeln. Es war leichter als seine Vorgänger, günstiger in der Produktion, einfach zu fahren, auch auf schlechten Landstraßen oder in widrigen Wetterbedingungen, sehr stabil, und hatte fünf Sitzplätze. In den nächsten 15 Monaten rollten 12.000 (!) Model T’s aus der Piquette Avenue Plant und wurden von hier auf die Schiene verladen. Ich bin immer noch beeindruckt, das in diesen heute so nostalgisch anmutenden Räumen tatsächlich so viele Autos – quasi von Hand – gefertigt worden sind.
Der “Experimental Room” mit Zeichentisch und Henry Ford’s Sitzplatz
Das Model T wurde zu einem der beliebtesten Fahrzeuge und die Ford Piquette Plant schnell zu klein, um den steigenden Bedarf zu decken. Mit dem Umzug in die neu gebaute “Highland Park Plant” schlug Ford ein neues Kapitel in der Automobilproduktion auf. Highland Park wurde 1913 die erste Produktionsstätte weltweit, die Autos per Fließband produzierte. Die Produktionszeit eines Model T sank von 728 auf 93 Minuten. Kostete ein Fahrzeug in der herkömmlichen Methode 700 Dollar, konnte es nun für 350 Dollar angeboten werden. Das machte es für die meisten Amerikaner erschwinglich. Henry Ford wollte, dass auch seine Arbeiter sich einen Ford leisten konnten und zahlte ihnen mit 5 Dollar pro Stunde einen drei Mal höheren Stundenlohn als allgemein üblich. Außerdem reduzierte er die Arbeitszeit von 9 auf 8 Stunden und etablierte einen 3-Schichtbetrieb. Das Model T wurde nun rund um die Uhr produziert und zum meistverkauften Auto der Welt. Zwischen 1908 und 1927 wurden in den USA 15 Millionen Stück gebaut. Heute existieren nur noch ca. 1% aller gefertigten Exemplare. Das Konzept des Fließbandes entstammt übrigens nicht einem Geistesblitz von Henry Ford. Er schaute sich das Prinzip der Fertigungsstraße auf den großen Schlachthöfen von Chicago ab, und kopierte es nach monatelangen, aufwändigen Versuchen für seine Autofertigung.
Trotz mehrfacher Erweiterung der Highland Park Plant, wurde Ende 1920 ein weiterer Umzug in die “River Rouge Plant” notwendig. Über die Rouge Plant, wo heute der Pick-up Truck F-150 produziert wird, dann ein anderes Mal. Für heute mag ich es bei einem Stück faszinierender Industriegeschichte belassen.
Als wir den Geburtsort des Model T verlassen und noch einmal zurück blicken, scheint es fast so, als würde Henry Ford uns hinterher schauen …
“Mr. Gorbatschow. Tear down this wall,”
Ronald Reagan
1987 forderte der damalige US-Präsident Ronald Reagan in seiner historischen Rede am Brandenburger Tor das Ende der Berliner Mauer. Zwei Jahre später fiel sie. Friedlich. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich an die Fernsehbilder von vor fast 27 Jahren denke. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich im August 1990 zum ersten Mal durch das Brandenburger Tor ging. Der Potsdamer Platz damals noch eine riesige Brache. Aber die Idee der Freiheit hatte sich durchgesetzt. Heute möchte ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat wieder Mauern errichten. “Beautiful” soll sie werden, und die Mexikaner sollen für sie bezahlen. Eines der traurigen und verstörenden Details des US-Wahlkampfes 2016. Diese Woche flimmerte das letzte TV-Duell Clinton vs. Trump über die amerikanischen Bildschirme, live aus Las Vegas. Anlässlich des Mega-Events säumte eine Mauer aus Taco Food-Trucks das Trump International Hotel. Als symbolischer Protest gegen den Hass, den der Hotelbesitzer immer wieder gegenüber anderen Nationalitäten und Religionen sät.
Auch Detroit hat eine Mauer, die “8 Mile Wall”. Die knapp einen Kilometer lange Mauer wurde 1940 als physische, wenn auch mehr symbolische Barriere, errichtet, um schwarze und weiße Wohngebiete voneinander zu trennen. Einheimische nennen sie auch “Berlin Wall of Detroit”. Die erste große Welle an schwarzen Einwanderern aus dem Süden kam mit dem ersten Weltkrieg um 1914 nach Detroit. Sie siedelten sich auf der einen Seite der später errichteten Mauer an. In der wachsenden Automobilindustrie der 20er und 30er Jahre fanden Schwarze wie Weiße Einwanderer neue Chancen in Detroit. Wo einst nur Farmland war, fand nun eine rasante industrielle Entwicklung statt. Damit einher ging eine flächenmäßige Ausdehnung der Stadt und die Errichtung neuer Wohngebiete. Der Häuserbau wurde teilweise über Regierungskredite finanziert. Diese Kredite wurden jedoch oft nicht für Häuser in Nachbarschaften mit überwiegend schwarzer Bevölkerung gewährt. Somit blieben die Schwarzen um die 8. Meile herum zunächst unter sich. Als eine Baufirma nach neuen Möglichkeiten der Landerschließung suchte, kam sie auf die Idee, eine visuelle Trennung zwischen den bestehenden schwarzen und den geplanten neuen weißen Vierteln zu errichten. Diese absurde Maßnahme reichte, um weitere Regierungskredite zu erhalten.
Über die Jahre gelang dann doch mit der Bürgerrechtsbewegung und einer wachsenden schwarzen Mittelschicht eine gewisse Integration. Nach den schlimmen Rassenunruhen 1967 beginnt die weiße Bevölkerung jedoch die Innenstadt Detroits zu verlassen und hinter die 8. Meile in die Vororte zu ziehen. Heute hat Detroit einen schwarzen Bevölkerungsanteil von 85%. Künstler aus Detroit haben die Mauer 2006 mit bunten Wandgemälden bemalt. Die plakativen Szenen zeigen Bilder und Botschaften eines friedlichen und freiheitlichen Miteinanders, unabhängig von der Hautfarbe. Sie erinnern u.a. an die enormen Anstrengungen der Bürgerrechtsbewegung im Kampf gegen die Rassentrennung.
Ein Abschnitt zeigt sie die bekannte Bürgerrechtlerin Rosa Parks beim Einsteigen in jenen gelben öffentlichen Bus, in dem sie sich im Dezember 1955 in ihrer Heimatstadt Montgomery (Alabama) den Anweisungen des Busfahrers widersetzt, ihren Sitzplatz für Weiße zu räumen. Diese mutige Aktion und ihre anschließende Verhaftung führten zu einem über ein Jahr andauernden Bus-Boykott der schwarzen Bevölkerung von Montgomery. Sie boykottierten solange die Busse, bis die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln im Bundesstaat Alabama schließlich aufgehoben wurde. Erst 1964 beende der “Civil Rights Act” offiziell überall in den USA die Rassentrennung.
Rosa Parks verlor trotz allem ihren Job, und zog zwei Jahre später mit ihrem Mann nach Detroit. Bis zu ihrem Tod 2005 setzte sie sich für eine Chancengleichheit von African Americans ein. Sie wird hier wie im ganzen Land auch heute noch als “First Lady of the Civil Rights” verehrt. Im US Kapitol in Washington D.C. steht ihre Statue zwischen anderen amerikanischen Persönlichkeiten, die das Land entscheidend prägten. Der gelbe Bus steht übrigens im Henry Ford Museum in Dearborn. Das “Charles H. Wright Museum of African American History” in Detroit erzählt ihre beeindruckende Geschichte.
Von einer echten Chancengleichheit scheint Amerika auch über 50 Jahre nach der Aufhebung der Rassentrennung noch weit entfernt zu sein. Das hat leider auch der erste schwarze Präsident nicht ändern können. Ganz sicher wird es jemand, der den Wahlkampf mit rassistischen Äußerungen vergiftet, nicht ändern. “When they go low, we go high”, hat Michelle Obama in ihrer beeindruckenden Rede auf dem Parteitag der Demokraten gesagt. Ich spiel’ jetzt mal die Frauenpower Karte aus und hoffe, dass im Januar die erste Mrs. President ins Weiße Haus einziehen wird.
Der Super Tuesday wirkt noch nach, während der amerikanische Vorwahl-Wahnsinn weiter läuft. Nächste Woche wird auch hier in Michigan gewählt. Vorgestern Abend war das “Fox Theatre Detroit” Bühne für die TV-Debatte der Republikaner. So ein schöner Ort für so schrille Töne. Aber das geht auch anders, wie wir letzten Samstag erleben durften: Una notte italiana in Detroit Downtown. Da bespielte “Il Volo” mit einem Mix aus Pop und Opera das fantastische Haus. Das italienische Trio vertrat Italien im letzten Jahr beim Eurovision Song Contest und wurde mit “Grand Amore” Dritter. Die eigentliche Show des Abends war allerdings das Theater selbst. Schon beim Betreten der Lobby staunten wir nicht schlecht. Reich verzierte Ornamente, große Säulen, Steinfiguren, farbenfrohe Mosaiken. Eine gigantische Lobby, die sich über sechs Etagen erstreckt. Der Innenraum nicht minder spektakulär, üppig mit ägyptischen, indischen und orientalischen Motiven und Figuren dekoriert. Alles glitzert, glänzt und leuchtet. Ein Fest für die Augen.
William Fox, ein Pionier in Sachen Film, ließ das Theater erbauen. Entworfen vom Detroiter Architekten Charles Howard Crane, eröffnete es 1928 mit über 5000 Sitzplätzen. Shirley Temple, Elvis Presley und viele Motown Künstler wie The Temptations, The Supremes oder Smokey Robinson standen hier schon auf der Bühne.
1987 nahm ein Detroiter Geschäftsmann 12 Millionen für eine aufwändige Sanierung in die Hand und machte das Theater erneut zu einer Top-Location für Konzerte, Comedy und Musicals. Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Liza Minnelli traten in den Folgejahren im Fox Theatre auf. Musikgrößen wie Prince, Bruce Springsteen, Bob Dylan oder Cher gaben Konzerte. Das Fox Theatre ist heute der größte noch existierende ehemalige Filmpalast seiner Art. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Schätze diese Stadt zu bieten hat.
Auch der US-Wahlkampf wird uns in den nächsten Monaten, da bin ich mir sicher, weiterhin in ungläubiges Staunen versetzen. Morgen Abend kommt es rund 50 Meilen nördlich von hier zum nächsten Schlagabtausch der beiden verbleibenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders. Schauplatz ist Flint. Jene Kleinstadt, die durch den unglaublichen Trinkwasserskandal in die internationalen Medien geraten ist.
Ob wir als Ausländer auch Schilder im Vorgarten aufstellen dürfen? “Der Platz einer Frau ist im weißen Haus” oder so?
Schönen Sonntag!
Jedes Jahr im Januar übernimmt die “North American International Auto Show” mit viel glänzendem Chrom und Lack die Bühne im Cobo Center in Downtown Detroit. Sie ist eine der wichtigsten Automobilmessen der Welt. Selbst in den schwierigsten Zeiten der Automobilwirtschaft öffnete sie ihre Tore. Diese Woche, und zum ersten Mal in seiner Amtszeit, machte auch Präsident Obama einen Messe-Rundgang. Meine persönliche Premiere in Sachen Auto Show fand schon letzten Freitag statt: “Charity Preview”. Der Vorabend der offiziellen Messeeröffnung steht traditionell im Zeichen der Wohltätigkeit und gilt als das gesellschaftliche Ereignis in Detroit. Hui, hui – musste ich erst mal shoppen gehen. Zwischen Jeans und Kapuzenpulli gab selbst der große begehbare Kleiderschrank nix her, das dem Dresscode “Black Tie” auch nur annähernd gerecht geworden wäre.
Et voilà: zwischen poliertem Stahl gab es viel glänzendes bei den Damen, die Herren trugen mehrheitlich Smoking, bzw. “Tuxedo”, wie der feine Zwirn mit Fliege in den USA heißt. Weniger fein ging es an der Bar zu, wo der Schampus – ganz stilecht amerikanisch – in Plastikkelchen gereicht wurde. Stil hin oder her: das Happening erzielt jedes Jahr rund 5 Millionen Dollar, die wohltätigen Organisationen im Bereich Kinder und Jugendliche in Detroit und Michigan zu Gute kommen. Da schmeckt die Prickelbrause halt auch mal aus Plastik.
Aber zurück zum Auto … da war doch was … ja, genau, das Automobil hat uns überhaupt erst nach Michigan verschlagen. Detroit. Die Motor City. Die Geburtsstätte der modernen Automobilindustrie. Auch wenn die Tage als DER Standort der Autoproduktion im Land längst vorbei sind, schlägt in Detroit auch heute noch das Herz der amerikanischen Automobilwirtschaft. Hier haben die “big three”, Ford, General Motors und (Fiat)Chrysler ihre Konzernzentralen. Hier hat Henry Ford das berühmte Model T (Tin Lizzie) entwickelt und 1913 angefangen, erschwingliche Autos in hohen Stückzahlen zu produzieren. Hier überraschte er 1914 mit der Ankündigung, den Tageslohn seiner Fabrikarbeiter auf 5 Dollar zu verdoppeln. Mit dem neuen Einkommen konnten sich Ford Mitarbeiter neben einem Eigenheim auch die von ihnen gebauten Autos leisten. Hier in Detroit entstand in den Hochzeiten der Automobilindustrie eine neue Mittelklasse. Detroit eine schillernde Stadt mit schicken Geschäften, Bars und Restaurants und einer lebendigen Theater- und Musik-Szene. Man lebte und arbeitete in Downtown Detroit. Bis die Zeiten schwieriger wurden.
Ein besonderer Ort, der auf bizarre Weise dokumentiert, wie eng Aufstieg und Niedergang der Stadt Detroit mit dem Automobil verknüpft ist, ist das ehemalige “Michigan Theatre” im Zentrum Detroits. Liebe Auto-Freaks verzeiht mir: es gibt jetzt keine weiteren bunten Bilder mit Fahrzeugen der neuesten Generation. Viel spannender finde ich es, diese Geschichte zu erzählen:
In einem Kohlenschuppen hinter seinem Wohnhaus in der Bagley Street in Downtown Detroit hat Henry Ford 1898 sein erstes Fahrzeug, das Quadricycle, zusammen geschraubt. Was folgte, ist Geschichte. Ein Nachbau dieses Schuppens steht heute im historischen Freilichtmuseum “Greenfield Village” in Dearborn. 1926 eröffnete an genau dieser Stelle das prunkvolle “Michigan Theatre” mit 4000 Sitzplätzen. Stars wie Frank Sinatra, Louis Amstrong, Glenn Miller, Doris Day, Benny Goldmann standen hier bis in die späten 40er Jahre auf der Bühne. Außerdem war das Michigan Theater ein Film-Theater. Die Besucher blieben aus, als immer mehr Menschen aus der Innenstadt in die Vorstädte zogen. 1967 flimmerte der letzte Film im Michigan Theatre Detroit über die Leinwand.
Nach einigen Jahren als “Supper Club” fanden hier ab 1973 für kurze Zeit Rockkonzerte statt. David Bowie, The Stooges, Aerosmith, Bob Seger spielten hier, bis der Veranstaltungsort 1976 endgültig seine Tore schloss, und kurz darauf zu einem der ungewöhnlichsten Parkhäuser der Welt wurde. Unfassbar, aber in den im italienischen Renaissance Stil erbauten prunkvollen Innenraum wurden kurzerhand drei Parkebenen eingezogen. Detroiter parkten nun unter den bröckelnden Decken- und Wandornamenten und dem rotem Bühnenvorhangs des einst glanzvollen Theaters ihre Autos. Seltsame Ironie des Schicksals: der Ort ist in gewisser Weise zu seiner ursprünglichen Nutzung zurück gekehrt. Glücklicherweise beginnt aber auch das Leben seit einiger Zeit wieder in die Innenstadt zurück zu kehren.
Übrigens wurden in dem heutigen Parkhaus einige Szenen des Eminem Films “8 Mile” (1995) gedreht. Der Filmtitel bezieht sich auf den Highway “8 Mile”. Er bildet eine Art Grenzlinie zwischen den heute überwiegend schwarzen, ärmeren Vierteln der Innenstadt und den überwiegend von der weißen Mittelklasse bewohnten Vororten im Norden von Detroit.
“It’s alright, it’s OK, I’m gonna make it anyway, I’ma make it, I’ma make it, I’ma make it.., somehow…”
Every flower must grow through dirt.
Laurie Jean Seenot
Hi there!
Während die Natur bunte Blätter in irre intensiven Farben präsentiert, hat sich in Detroit ein altes, leer stehendes Haus in ein Meer aus frischen Blüten und Pflanzen verwandelt. Blossoms against Blight. Blüten gegen den Verfall. ‘Beauty’ und ‘Blight’ gaben ein ungleiches, und doch harmonisches Paar bei dieser außergewöhnlichen floralen Installation ab.
Eine Floristin aus Ann Arbor hatte das Haus mit angrenzenden Grundstücken im letzten Jahr für 250 Dollar (!) erworben. Inspiriert wurde ihre Idee zum “Flower House Detroit” von Christo und Jeanne Claude, die 2012 eine Pariser Villa anlässlich der Dior Fashion Show mit Blumen füllten.
Das Flower House Detroit macht bereits von außen seinem Namen alle Ehre. An der verwitterten Fassade der Rückseite hat die lokale Künstlerin Ouizi ein buntes Blumenbouquet aufgemalt. Überall ums Haus ranken Blumen und Blüten. Im Haus gibt es 15 Räume. In jedem dieser Zimmer haben über 30 Flower-Designer aus dem ganzen Land ungewöhnliche Blumenarrangements geschaffen. Mal protzig prächtig, mal zart und fein. Alle dabei verwendeten Blumen und Pflanzen stammen aus amerikanischem Anbau.
Nach dem Veranstaltungswochenende wird das Gebäude sorgfältig zurück gebaut. Unterstützt von ReClaim Detroit, die die Materialien für andere Wiederaufbau-Projekte in Detroit einsetzen. Auf dem Grundstück wird eine Blumen-Farm und ein Design Zentrum entstehen. “Leidenschaft für Nachhaltigkeit. Liebe zur floralen Kunst. Verantwortung und Respekt für die Geschichte der Stadt Detroit”, von diesen Ideen lässt sich die Initiatorin und Besitzerin Lisa Wand leiten. Möglichst viele Menschen möchte sie mit ihrer Arbeit bereichern.
Mit dem “Flower House Detroit” ist das hervorragend gelungen. Die farbenfrohe, üppig blühende Kunst aus Blüten, Blättern, Pflanzen und Gemüse sah fantastisch aus. Schönheit in jeder Ecke. Prächtige Details für Augen und Seele. Pure Freude über die Schönheit von Mutter Natur.
Genießt die bunten Bilder. Und die letzten goldenen Oktobertage, in denen die Natur noch mal alles gibt!