Die schiere Größe beeindruckt und schockiert gleichermaßen. Das ist es also, das größte Loch Europas. Ich kannte es bisher nur von Bildern. Und wie immer ist das live Erlebnis durch kein Foto zu ersetzen. Was ich sehe, erinnert mich an den Grand Canyon. Die Weite, die Tiefe, die unterschiedlichen Gesteinsschichten. Nur ist der Tagebau Hambach kein spektakuläres Naturphänomen. Er ist eine von Menschenhand in Wälder und Felder hinein gefräste Mondlandschaft. Ein gigantischer Krater, in dem sich riesige Schaufelradbagger seit Jahrzehnten unerbittlich durch die Erde fressen, um unseren Energiehunger zu stillen. Ich fühle mich beim Anblick dieses Teils des Rheinischen Braunkohlereviers sehr klein und unbedeutend. Wie am Rand des Grand Canyons. Wenn auch aus anderen Gründen.
Der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle ist beschlossen, noch wird um das Timing gerungen. Ebenso wie um den Erhalt einiger Dörfer. Aus dem großen Loch des Tagebau Hambach soll einmal ein großer See werden. Ein Naherholungsgebiet wie die Sophienhöhe. Die ehemalige Abraumhalde ist inzwischen renaturiert. 100 km Wanderwege ziehen sich durch die 13 Quadratkilometer wieder aufgeforstete Fläche. Dass die Natur zurückkommen kann, macht zumindest Hoffnung.
Der Braunkohle mussten neben gewachsenen Naturlandschaften auch ganze Dörfer weichen. Manheim ist einer dieser Orte. Die meisten der Bewohner sind mittlerweile nach “Manheim neu” umgesiedelt. “Manheim alt” ist zu einem Lost Place geworden. Wir parken an der ehemaligen Dorfkirche, die großflächig abgesperrt und deren Fenster mit Brettern vernagelt sind. Sie wurde 2019 mit einem letzten Gottesdienst entweiht. Nur nach einer solchen “Profanierung” können nach katholischem Kirchenrecht die Reliquien anschließend an einen neuen Ort mitgenommen werden. Nach “Manheim neu”, wo nun der Großteil der ehemaligen Bewohner:innen lebt.
In “Manheim alt” geht derweil der Abriß der leerstehenden Häuser weiter. Viele sind bereits komplett abgetragen, von anderen stehen noch traurige Reste. Ein halbes Badezimmer, eine verfallende Werkstatt, eine geschlossene Dorfkneipe. Die Straßen sind verwaist. Mir kommt das Bild vom Heuknäuel, das der Wind in amerikanischen Western gerne mal durch den menschenleeren Ort fegt, in den Sinn. Eine einsame Mülltonne steht an diesem Nachmittag zur Abholung bereit. In dem Haus wohnen Menschen, die sich bisher nicht aus ihrer Heimat haben verdrängen lassen.
Unser letzter Stopp an diesem Tag gilt “Manheim neu”. Ich möchte wissen, wie so ein auf dem Reißbrett geplantes, frisch umgesiedeltes Dorf aussieht. Im Herbst 2020 wurde an vielen Häusern noch gewerkelt. Der Ort fühlte sich noch unfertig an. In der Zwischenzeit ist er sicherlich weiter zusammengewachsen. Den umgesiedelten Menschen ist zu wünschen, dass “Manheim neu” zu einem echten neuen Zuhause wird. Und uns allen, dass mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien möglichst viel klimaschädliche Kohle im Boden bleibt.
Irgendwie kam sie mir bekannt vor. Die Diskokugel, die Besucher am Eingang zum Holzmarkt willkommen heißt. Sie war schon da, als hier noch die Bar25 stand. 10 Jahre liegen zwischen meinen beiden Besuchen auf dem direkt an der Spree gelegenen Quartier unweit des Ostbahnhofs. Das Gelände, einst Teil des ehemaligen Mauerstreifens, sollte eigentlich auch im Rahmen des groß angelegten Investorenprojektes “Mediaspree” bebaut werden.
Der Holzmarkt ist ein Gegenentwurf zu einer Stadtentwicklung, die nur durch private Investoren getrieben ist. Ein Gegenpol zu langweiliger Einheits-Architektur. Berlin wird ärmer an solchen bunten, unvollkommenen Orten, die Raum für Kreative und Kulturschaffende bieten.
Die Bar25 begann 2004 hier als Zwischennutzung. Aus einer kleinen Holzbude, an der man Bier kaufen konnte, wurde ein international bekannter Techno-Club. Das Außengelände war ein Spielplatz für Große. Es gab Schaukeln, ausrangierte Autoscooter und Karusselpferde, die Bar war wie ein amerikanischer Saloon gestaltet. Ich habe mit einer Freundin inmitten dieser bunten, urbanen Subkultur 2010 einen unvergleichlichen Sommerabend verbracht. Kurz danach musste die Bar25 schließen. Die Erinnerung an diesen Ort mit seiner besondere Stimmung ist uns geblieben.
10 Jahre später. Die Macher der Bar25 habe auch das neue Quartier Holzmarkt geschaffen. Seit 2017 ist hier ein “urbanes Dorf für Menschen aus der Nachbarschaft und aus der ganzen Welt” entstanden. “Lebendig, grün und kreativ – nie fertig, stets im Werden”, wie auf ihrer Webseite zu lesen ist. Und mit den leckersten Apfel-Zimt-Schnecken (aus der Bäckerei Backpfeife) Berlins, wie ich ergänzen möchte. Mit warmer Schnecke und Kaffee aus der French Press setzt man sich dann auf eines der Holzpontons direkt am Spreeufer und genießt. Den Blick auf’s Wasser, die Sonnenstrahlen, die unbekümmerte Stimmung.
Anschließend kann man im World Trash Center exzentrische Kunst und Möbel anschauen. Im Weinladen nach leckeren Tropfen stöbern. Es sich bei Kater Schmaus schmecken lassen. Craft Beer in der Holzmarkt Brauerei kosten. Oder sich einfach von der besonderen Atmosphäre des Holzmarktes verzaubern lassen.
Der Holzmarkt25 soll dauerhaft bleiben, und diesen Spreeufer-Abschnitt für alle offen halten. Die Diskokugel scheint beim Hinausgehen zuversichtlich in der Sonne zu glitzern.
… ups, wer hat da den Kalender so schnell umgeblättert? Hello spring!
“So muss man leben: Immer die kleinen Freuden aufpicken, bis das große Glück kommt. Und wenn es nicht kommt, dann hat man wenigstens die ‘kleinen Glücke’ gehabt”. Theodor Fontane
“Der Stechlin” ist Theodor Fontane’s letzter Roman. Er erschien 1898, einen Monat nach seinem Tod. Sein Titel bezieht sich auf die Hauptfigur im Roman, den alten Dubslav von Stechlin. Benannt nach dem “Großen Stechlinsee” im Norden Brandenburgs. Der herrliche See schmiegt sich idyllisch in die märkische Landschaft hinein, und ist umgeben von Mooren und Moorwäldern, die weitestgehend sich selbst überlassen werden. Seit 1938 steht er unter Naturschutz und gehört zum Naturpark Stechlin-Ruppiner Land.
Es wird ja derzeit viel über die positive Wirkung des Waldes auf Körper und Geist gesprochen, Stichwort “Waldbaden”. Als ich letzten Sommer am bewaldeten Ufer des Stechlinsee entlang ging, bekam ich zum ersten Mal eine Ahnung davon, was damit gemeint sein könnte. An diesem trüben Tag im Juli waren kaum Menschen unterwegs. Und es war Dienstag, da nimmt der Osten Deutschlands einen kollektiven Ruhetag. Mich überkam beim Spazieren entlang des Seeufers auch eine tiefe innere Ruhe. Ein Gefühl von Entschleunigung, von “nur im Augenblick” sein. Bevor ich aus dem Schwärmen über diese fantastische, sehr ursprünglich wirkende Natur nicht mehr herauskomme, zurück zu einem der größten deutschen Dichter und Schriftsteller.
Theodor Fontane wird am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geboren. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane “Effi Briest”, “Irrungen, Wirrungen” und eben der “Der Stechlin”.
Als Teenager hat mich sein Gedicht “John Maynard” eine Weile nicht mehr losgelassen. Immer wieder habe ich die Ballade vom tapferen Steuermann, der sein Schiff von Detroit nach Buffalo über den stürmischen Eriesee manövriert, rezitiert. Es war die tragische Geschichte, die mein Herz berührte. Aber auch die Faszination einer für mich damals sehr fernen Welt, Amerika. Dass ich viele Jahre später in der Nähe von Detroit und Eriesee eine Weile leben würde, wusste ich da ja noch nicht. Auch nicht, dass mein Sohn sich dieses Gedicht für den Vorlesewettbewerb an der Deutschen Schule aussuchen würde. Like mother like son 😉
Zur Erinnerung die ersten Zeilen …
“John Maynard war unser Steuermann, aushielt er bis er das Ufer gewann, er hat uns gerettet, er trägt die Kron’, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard. Die “Schwalbe” fliegt über den Erie-See, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee, von Detroit fliegt sie nach Buffalo – Die Herzen aber sind frei und froh.”
Fontane widmete sich erst 1949 ausschließlich dem Schreiben, nach verschiedenen Stationen als Apotheker. Von 1855 – 1859 arbeitete er als Korrespondent für die Berliner “Zentralstelle für Presseangelegenheiten” in London. Zurück in der Heimat begann er Reiseliteratur zu verfassen. Seine Bücher und Artikel über unbekannte Länder erfreuten sich großer Beliebtheit, da es zu dieser Zeit nur wenigen Menschen vergönnt war, selber zu reisen. Auch seine Heimatstadt Neuruppin wurde zum Gegenstand seiner Reisebeschreibungen. 1861 entstand das Buch “Grafschaft Ruppin” gefolgt von mehreren Bänden “Wanderungen durch die Mark Brandenburg”.
Nach zahlreichen Reisen durch Europa fand er, dass seine Heimat es auch verdient hätte, von ihm gewürdigt zu werden. Er nahm sich vor, die Besonderheiten von Landschaft und Kultur seiner brandenburgischen Heimat zum Gegenstand seiner Arbeit zu machen. Dreißig Jahre lang wanderte er fortan durch “seine” Mark Brandenburg. “Ich bin die Mark durchzogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte.” Auf Fontane’s Spuren kann man heute Schlösser, Klöster, Orte, Landschaften, Menschen und deren Geschichten entlang der Fontanewege entdecken – zu Fuß oder mit dem Rad. Eine Portion Ost-Charme inklusive. Draußen nur Kännchen und Dienstags geschlossen. Hatte ich erwähnt, dass wir an einem Dienstag dort waren?
Heimat entdecken – das war für viele im letzten Jahr das Gebot der Stunde. Wanderungen und Radtouren in der nahen Umgebung, Stadtspaziergänge, Mikroabenteuer vor der eigenen Haustüre, Urlaub in Deutschland. Wir haben Großartiges und Neues in den kleinen Unternehmungen gesucht. Sehr oft waren wir überrascht, was wir fanden. Viele “kleine Glücke” eben.
Großer Lauschangriff. Die zweithöchste Erhebung Berlins bot ideale Bedingungen zum Abhören. Das machte sich der US-Geheimdienst NSA in den 1950er Jahren zu Nutzen. Zunächst mobil, bevor er in den 1960er Jahren auf dem Teufelsberg im Stadtteil Grunewald eine stationäre Abhöranlage mit fünf Türmen errichtete, um Informationen aus dem damaligen Ost-Block und aus den Institutionen der ehemaligen DDR abzufangen. Auch der britische Geheimdienst nutzte die Anlage. Jedoch operierten die beiden Alliierten vollkommen getrennt voneinander. Man munkelt sogar, sie hätten sich gegenseitig abgehört. Bis zu 1.500 Menschen arbeiteten in den markanten weißen Kuppeln der “Field Station Berlin” im Drei-Schicht-Betrieb. Mit immer ausgefeilterer Technik wurde der Teufelsberg zur wichtigsten Lauschstation der Welt. Die “Ohren” reichten bis nach Moskau. Bis heute herrscht über die gesammelten Informationen strenge Geheimhaltung. Erst 2022 sollen sich in den USA die Archive öffnen.
Der Berg, der heute mit seinem fantastischen Blick über Berlin so grün und beschaulich wirkt, ist aufgebaut auf den Trümmern des Wahnsinns der NS-Regierung und des darauf folgenden Zweiten Weltkrieges. In den 1940er Jahren ließ Hitler hier eine “Wehrtechnische Fakultät” bauen. Sie sollte der erste Schritt zur Umgestaltung Berlins zur Hauptstadt von “Germania” sein. Nach Ausbruch des Krieges wurde das Vorhaben 1940 gestoppt, der Rohbau wenig später durch Bomben zerstört. Ein Fundament aus Trümmern blieb, worauf nach Kriegsende rund die Hälfte der Trümmer des zerstörten Berlins gestapelt wurde. Nach und nach wuchs der Berg, dessen Namensgeber der unterhalb gelegenen Teufelssee ist, an. Im letzten Schritt wurde der südliche Teil bepflanzt und aufgeforstet, so dass aus Kriegsruinen ein grünes Naherholungsgebiet entstand.
Nach dem Mauerfall verlor die Abhörstation ihre Daseinsberechtigung. Sie operierte noch bis 1992 und wurde anschließend kurze Zeit für die zivile Luftüberwachung genutzt. Nachdem einige private Investoren mit ihren Projekten (Exklusive Appartements, Hotel, Spionage Museum, Yoga-Zentrum) scheiterten, begann die Anlage zu verfallen.
Seit 2018 steht der Teufelsberg als Relikt des Kalten Krieges unter Denkmalschutz. In der von Wäldern umgebenen Anlage dürfen keine neuen Gebäude errichtet werden. Das Gelände befindet sich aktuell im Privatbesitz der Investorengemeinschaft Teufelsberg Berlin und kann offiziell besichtigt werden. Künstler aus aller Welt haben auf den Wänden der Gebäude eine riesige Graffiti-Galerie errichtet. Die eindrucksvollen, bunten Wandbilder sind bis zu 270 Quadratmeter groß.
Die herrlichen Rundum-Blicke, die bunte Street Art Szene, die geheimnisumwitterte Geschichte und der morbide Charme machen den Teufelsberg zu einem spannenden Ziel im Grunewald. Die ehemaligen Abhörtürme mit den im Wind flatternden Stofffetzen wirken wie aus einer anderen Welt.
An diesem grauen Donnerstag braucht es Blumen. Viele Blumen. Und Farbe. Viel Farbe. Und blauen Himmel. Viel blau.
Wie wäre es mit einer kleinen Reise in das bezaubernde Blumenmeer der Max Liebermann Villa am Wannsee. Der Maler war 62 Jahre alt, als er 1909 eines der letzten freien Wassergrundstücke am Wannsee erwarb. Der vorderseitige Bauern- und Staudengarten ist wunderschön angelegt und zeigt sich dem Besucher zuerst. Im ehemaligen Gärtnerhaus kauft man heute Tickets und Souvenirs. Die eigentliche Villa mit ihrer riesigen Terrasse, die von jedem Raum im Erdgeschoß betreten werden kann, öffnet sich zum Wasser hin. Sie dient heute als Restaurant. Der fantastische Blick über die Blumenterrasse, eine große Wiese, Heckengärten und Birkenallee bis hin zum Wannsee ist inklusive.
1910 bezog Max Liebermann mit seiner Familie das Haus. Bis kurz vor seinem Tod 1935 verbrachten sie hier die Sommermonate. Was folgte war eine wechselhafte Geschichte. Von den Nazionalsozialisten gezwungen musste Martha Liebermann die Villa 1940 an die Deutsche Reichspost verkaufen. Gegen Ende des Krieges wurde dort ein Lazarett eingerichtet. Nach 1945 erwarb die Chirurgische Abteilung des Städtischen Krankenhauses Wannsee das Gebäude und Max Liebermanns Atelier wurde zum Operationssaal umfunktioniert. Die mittlerweile in den USA lebende Tochter der Liebermanns erhielt die Villa 1951 zurück. Deren Tochter wiederum verkaufte sie 1958 an das Land Berlin, die den Standort an den Deutschen Unterwasser-Club als Vereinsheim und Ausbildungsstätte für Taucher verpachtete.
Schließlich konnte die Max-Liebermann-Gesellschaft 1995 erreichen, das die Villa unter Denkmalschutz gestellt wird. Zwei Jahre später beschloss der Berliner Senat endlich die Nutzung als Museum. Von 2002 bis 2006 restaurierte die Max-Liebermann-Gesellschaft die Gebäude mit privaten Mitteln. Der alte Glanz kehrte zurück und für heutige Besucher sehen Haus und Garten so aus, als würde die Familie Liebermann hier noch ihre Sommer verbringen. Auch der historische Liebermann-Steg, über den man auf eine Aussichtsplattform im Wasser gelangt, ist wieder hergestellt.
Noch ein paar Worte zum Maler und Grafiker Max Liebermann selbst. Er wurde 1848 in Berlin geboren und gehört zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Von 1920 bis 1933 leitete er die Preußische Akademie der Künste. Diese Arbeit legte er, der jüdischen Glaubens war, 1933 aus Protest gegen die antisemitische Propaganda der Nationalsozialisten nieder. “Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen könnte” soll er beim Anblick eines Fackelzuges anläßlich der Machtübernahme Hitlers gesagt haben. Puh, jetzt hat das viele Bunt doch noch ein dunklen Schleier bekommen. Aber er gehört leider dazu. Zur Lebensgeschichte von Max Liebermann.
Wenn das einstige Sommerhaus des Malers mit seinem Museum wieder öffnet, ist die Dauerausstellung “Die Gartenbilder” neben dem spektakulär schönen Außenbereich mit seiner üppiger Bepflanzung und der einmaligen Lage am Wannsee einen Besuch wert. Sie umfasst mehr als 200 Gemälde von Max Liebermann, die er alle in dem nach seinen eigenen Ideen gestalteten Garten malte. Was für ein großes Glück, in einer so fantastischen Kulisse arbeiten zu können.
Über den Grenzübergang Helmstedt/Marienborn bin ich zum letzten Mal Anfang der Achtziger Jahre nach West-Berlin gelangt. Mit klopfendem Herzen und übergroßem Respekt vor den Grenzbeamten, die schwer bewaffnet und mit grimmiger Miene meinen Pass und den meiner Mitschwimmer*innen im Bus kontrollierten. Kurz vor Berlin, auf dem Weg zu unserem befreundeten Schwimmverein Nixe Charlottenburg. Seitdem bin ich zwar ungezählte Male nach Berlin gereist, aber hauptsächlich mit der Bahn. Corona bedingt haben wir die Hauptstadt im letzten Jahr mehrfach mit dem Auto angesteuert. Auf der ersten Reise im Mai rutschte ich nervös auf meinem Sitz hin und her, als ich plötzlich den Kontrollturm des größten ehemaligen Grenzübergangs an der innerdeutschen Grenze sah. Am liebsten hätte ich sofort angehalten, aber es war schon spät.
Gestoppt haben wir einige Wochen später, um uns den ehemaligen Kontrollpunkt, der zwischen 1945 und 1989 den größten Teil des Transitverkehrs zwischen Westdeutschland und West-Berlin abgewickelt hat, anzuschauen. Seit Sommer 1996 ist das Areal eine Gedenkstätte der deutschen Teilung, betreut durch die Stiftung “Gedenkstätten Sachsen-Anhalt”. Die meisten Gebäude und Außenanlagen des Bereichs Einreise konnten erhalten und saniert werden.
Die Fläche mit den Abfertigungsbereichen für die Einreise in die ehemalige DDR ist weitläufig und zu einem großen Teil frei zugänglich. Ende Juni 2020 besuchen jedoch nur wenige Besucher diesen Ort des Erinnerung. Informationstafeln zeigen, wie sich hier während der deutschen Teilung die Autos und LKW’s stauten. Zusammen mit meinen persönlichen Erinnerungen bekomme ich wieder eine Ahnung davon, wie es hier vor 1989 zuging. Als rund 200 Kontrolleure mit der Hilfe von Hunden Pässe und Fahrzeuge kontrollierten.
Was ich damals nicht wusste: die Passkontrolle wurde von Mitarbeiter*innen der Stasi durchgeführt, die zur Tarnung ihrer geheimdienstlichen Arbeit Uniformen der Grenztruppen trugen. Der Verkehr von Personen und Waren stellte eine potentielle Gefahr für das sozialistische System dar.
Die Pässe wurden auf diese 50 Meter langen Metallförderbände gelegt.
In den Abfertigungsbaracken wurden die Reisedokumente überprüft und die Visa für die Einreise in die DDR oder die Durchfahrt über die Transitstrecke nach West-Berlin ausgestellt.
Riesige Flutlicht-Scheinwerfer sorgten für eine “schattenfreie und taghelle” Durchführung der Kontrollen bei Dunkelheit.
Um Fluchtwillige zu stoppen, wurde der Grenzübergang Marienborn in den 70er Jahren weiter ausgebaut. Das letzte Element in einem gestaffelten System aus Ampeln, Schranken, Schlagbäumen und Stacheldraht waren Stahl-Rollsperren auf Rädern. Sie wurden “Fiffi” genannt und konnten Grenzdurchbrüche mit Fahrzeugen verhindern. Im Alarmfall rollte die auf Schienen gelagerte Sperre in wenigen Sekunden auf die Straße. Selbst 50 Tonnen schwere LKW’s in voller Fahrt ließen sich so stoppen.
Ich bin froh, dass wir nicht noch einmal an dem geschichtsträchtigen Ort vorbei gerauscht sind. An dieser Nahtstelle zwischen Ost und West, die neben der innerdeutschen Teilung und der damit verbundenen grausamen Praktiken des DDR Regimes auch die Spaltung Europas in zwei konträre politische Systeme manifestierte.
Die Gedenkstätte Marienborn macht heute zahlreiche Bildungsangebote. An Projekttagen für Schulklassen werden die unvorstellbaren Ereignisse der deutsch-deutschen Geschichte für junge Menschen zugänglich gemacht. Zeitzeugen erzählen oft ihre persönlichen Geschichten.
Ich fand die Einreise-Kontrollen am Grenzübertritt Helmstedt/Marienborn damals hoch spannend, aber auch unheimlich und bedrohlich. Der Besuch der ehemaligen Grenzübergangsstelle hat bei mir heftige Erinnerungen an damals geweckt. Während der Verkehr der A2 vorbei donnert, als wäre nichts gewesen. Umso wichtiger, dass die Erinnerung an diesen Teil deutsch-deutscher Geschichte nicht im Grundrauschen unseres Alltags untergeht.
“Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht.”
Jean Paul
Hi there!
Das klappt ja seit dem Wochenende schon mal prima. Meine Lockdown-Laune steigt mit jedem lauen Luftzug, mit jedem noch so kleinem Grün da draußen. Der kalendarische Frühlingsbeginn ist am 20. März. Wer Lust auf frisch servierte brittamachtblau Geschichten vom deutschen Reisesommer und -herbst 2020 hat: voilà! “Endspurt in den Frühling” – fröhlich in die nächsten vier Wochen eingestreut. Vielleicht mit der ein oder anderen Anregung für deutsche Reise-Abenteuer 2021. Who knows? Die Meteorologen “befehlen” den Frühling übrigens schon für den 1. März. Da mischen sich in diesem Jahr dann frisch geschnittene Köpfe ins frische Grün. 😉
Hier geht es mit einem “Lost Place” los, einem vergessenen Ort. Eingeworfene Scheiben, wild wucherndes Grün, vor sich hin gammelnde Gebäude, staubige Relikte aus besseren Zeiten signalisieren mir nicht “hier gibt es nix zu gucken”, sie ziehen mich magisch an. Ich mag es, das Morbide festzuhalten und die einstige Schönheit hinter Staub und Verfall zu erahnen. Mir vorzustellen, wie das Leben war, bevor der Ort verlassen wurde. Aber das wisst ihr ja schon.
Im letzten Jahr sind einige verlassene Orte vor meine Fotolinse gehuscht. Und da ich bei diesem frühlingshaften Wetter leicht übermütig werde und an den ersten Sprung in einen See oder Pool denke, habe ich mich als erste Geschichte für das Strandbad Tegel im Berliner Bezirk Reinickendorf entschieden. Seit 2016 steht dort die Uhr still.
Also nüscht wie raus zum Tegeler See. Wunderschön liegt das leere Strandbad mitten im Tegeler Forst. Die Berliner sind Wasserratten, die Berliner Bäder Betriebe die größte Betreibergesellschaft von Bädern und Badeseen in Europa. Bis 2016 betrieb die BBB auch das Strandbad Tegel. Zuletzt kamen wohl immer weniger Besucher, wofür u.a. die Einstellung der Buslinie, die bis zum Bad fuhr, verantwortlich gemacht wird.
Das Schild am Eingang hat Moos angesetzt, die Tischtennisplatten auch.
Der Spielplatz ist leer, hier hört man keine Kinder toben und lachen.
Die blauen Schließfächer in der Umkleide scheinen hoffnungsvoll auf Badegäste zu warten. Einige kommen trotz verschlossener Tore dennoch. Sie werden regelmässig von einer Sicherheitsfirma verscheucht. Dann haben die Enten und Schwäne die Bucht zwischen dem 500 Meter langen Sandstrand, der einsam vor sich hin dümpelnden Badeinsel, der Rutschen-Platform und der verwahrlosten Bademeisterkabine, die man über einen zugewucherten Steg erreicht, wieder für sich.
Aber es gibt gute Neuigkeiten: das seit fast fünf Jahren vor sich hin rottende Strandbad soll im Mai zu neuem Leben erweckt werden. Eine der größten Nachbarschaftsinitiativen der Stadt Berlin hat eine Betreibergesellschaft gegründet, um das Strandbad aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Kinder und Jugendliche sollen freien Eintritt bekommen, es sind Freizeit- und Kulturangebote geplant. Liebe Berliner: ihr müsst jetzt janz stark sein. Kulinarisch soll hier demnächst gesund und vorwiegend vegetarisch gekocht werden. Also ran an die Buletten, äh Tofuburger. Es sieht also nach einem Happy End für das 40.000 Quadratmeter große Naturschwimmbad, das 1933 die ersten Badegäste empfing, aus.
“Mit Kind & Kegel auf nach Tegel” steht immer noch trotzig über dem Restaurant. Die Eistafel am Kiosk verspricht “Sommer im Herzen”. Ein einsamer Sonnenschirm würde wohl gerne wieder Schattenspender für Badegäste sein.
Ich freue mich wie Bolle auf Badespaß und Tofubulette im neuen Strandbad Tegel … aber auch überall sonst. Bis dahin versuche ich mit Sommer im Herzen durch den Lockdown zu kommen.
„Ich sauge den Sommer in mich ein wie die Wildbienen den Honig“, sagte sie. „Ich sammle mir einen großen Sommerklumpen zusammen, und von dem werde ich leben, wenn es nicht mehr Sommer ist.“
aus: Ronja Räubertochter, Astrid Lindgren
Lieber Sommer 2020,
der Herbst hat dich schon vorletzte Woche abgelöst. Aber ich möchte dir gerne noch ein paar Zeilen schreiben. Du warst ein besonderer Sommer, in sehr besonderen Zeiten. „Wir müssen halt das Beste draus machen“, hörte man oft im Zusammenhang mit deinen großen Ferien. Hand auf’s Herz: ich habe das auch einige Male gedacht. Das Beste? Eigentlich komisch, dass damit gar nicht das Beste gemeint ist. „Das Beste“ meint in dieser Formulierung bestenfalls einen Kompromiss. Einer schlechten Situation irgendwie etwas Gutes abringen. Hoffen, dass man in all‘ dem Schlechten doch noch eine kleine Freude findet.
Das Beste aus dem Urlaub machen, hieß rein praktisch für viele Menschen Urlaub in Deutschland. Kein ‚Dolce Vita‘ in Italien, kein ‚Buenos Dias Matthias‘ in Spanien, kein „Savoir vivre“ in Frankreich. Höchststrafe? Nein!
Und wenn dann „das Beste“ noch viel besser wird, ist die Überraschung perfekt. Ganz nah reisen, aber gefühlt ganz weit weg sein. Geht.
Sehr, sehr nah in der eigenen Stadt, ein bisschen weiter raus in der Eifel, etwas weiter nordöstlich in die Hauptstadt und in den hohen Norden an die See. #heimatentdecken. #wirbleibenindeutschland.
Jetzt wird es Zeit zum Einwecken der Erinnerungen an dich, lieber Sommer 2020. Ich werde meinen großen Sommerklumpen ein wenig entbröseln und nach und nach ein paar frische Blog-Geschichten daraus machen.
Endlich fließen wieder Worte in meine virtuelle Feder. Lange Zeit fiel es mir schwer, zu schreiben. Die Pandemie überstrahlte alles. Keine Geschichte erschien mir wichtig genug in dieser bedrückenden Zeit, in der wir uns alle auf das Wesentliche und „Systemrelevante“ zu konzentrieren schienen. Aber irgendwann wurde auch klar, dass die Freude nicht auf der Strecke bleiben darf. Wir uns Dinge suchen müssen, die „Freuderelevant“ sind.
Ach, du lieber Sommer 2020, ich habe dich mit unzähligen Geschichten gefüllt. Viele wunderbare Erinnerungen gemacht, an die ich noch lange zurückdenken werden.
Und du hast mich endlich verstehen lassen, was meine Eltern mit dem Satz „Davon werden wir noch lange zehren“ meinten.
Während des Lockdowns habe ich oft (und sehr viel intensiver als sonst) an die Zeit in den USA und unsere vielen Erlebnisse und Reisen dort denken müssen. Und siehe da, so vieles wirkt nach. Und wie. Die Erinnerungen an all’ die nachhaltigen Eindrücke und an das viele Schöne legen sich wie eine gemütliche Kuscheldecke auf meine Seele. Ich bin nicht unglücklich darüber, dass das Reisen aktuell eingeschränkt ist. Ich bin zufrieden und versöhnt mit allem, was ich bis hierher erleben durfte. Dankbar für das Bilder in meinem Kopf, die dadurch erst möglich geworden sind.
Nun halte ich deine besonderen Geschichten fest, lieber Sommer 2020. Werde im Herbst und Winter davon zehren. Wenn es früher dunkel wird, der Regen an die Scheibe prasselt und wir weniger Zeit draußen verbringen. Aber es wird auch dann Gelegenheiten geben, kleine Reisen zu machen und daraus neue Energie und Motivation zu schöpfen. Ganz sicher.
Hoppla. Erster Dezember. Erster Advent! Erstes Törchen im brittamachtblau Adventskalender. Ich werde euch das Warten auf’s Christkind versüßen. Als Wiedergutmachung für die zurückliegenden beitragsfreien Monate. Keine Ausreden, ich mache mich lieber froh und munter ans vorweihnachtliche Werk.
Los geht es mit einer noch frischen Erinnerung – mein Berlin Besuch rund um das 30 Jahre Mauerfall Jubiläum. Kurz ausgeholt: Berlin begleitet mich seit meiner Kindheit. Viele Fahrten mit meinem Schwimmverein führten uns zu einem befreundeten Verein in West-Berlin. Wir vom Dorf in die große Stadt und umgekehrt. Mit dem Reisebus über die Transitstrecke. Herzklopfen am Grenzübergang Helmstedt/Marienborn, wenn der DDR-Grenzbeamte mit erster Miene und Kalaschnikow im Anschlag durch den Bus schritt und unsere Pässe kontrollierte.
In Berlin wohnten wir meist im Olympiastadion, in dessen Räumlichkeiten im Innen- und Außenring damals eine Art Jugendherberge untergebracht war. Abends streunten wir durch das riesige Stadion, saßen auf den Tribünenplätzen, die Älteren feierten unbemerkt vom Trainerteam hinter der großen Anzeigetafel. Heute undenkbar. Wir trainierten im ehemaligen Olympiabecken, die olympischen Ringe beim Rückenschwimmen fest im Blick. Das fühlte sich groß an, fast so als würden wir bei Olympia selber mit schwimmen. Klein fühlten wir uns an der großen Mauer, die die Stadt durchschnitt. Als etwas Unbegreifliches hat sich bei mir der Blick von der Aussichtsplatform am Brandenburger Tor auf den Todesstreifen mit seinen patrouillierenden Grenzbeamten, dem Stacheldraht und den scharfen Hunden eingeprägt. Ein wiederkehrendes Erlebnis auf jeder Schwimmerfahrt.
Als die Mauer am 9. November 1989 überraschend fiel, war ich 22 und habe vor dem Fernseher geweint. Das ging sicher vielen so. Da hat man eine leise Ahnung davon bekommen, wie viel bewegender diese Nacht für die Menschen in der DDR gewesen sein muss. Im Herbst 1990 war ich dann zum ersten Mal wieder in Berlin. Der Potsdamer Platz – eine riesige Brache. Ehemaliges Niemandsland, über das man nun einfach spazieren konnte. Der Gang durch das Brandenburger Tor, ein unbeschreibliches Gefühl. An der Stelle, wo ich als Kind und Jugendliche so oft auf diese grausame, unüberwindbare Grenze geschaut hatten, war nun ein Hin- und Her zwischen den Säulen und zwischen West und Ost möglich.
In den Folgejahren habe ich miterlebt, wie der Potsdamer Platz bebaut wurde, wie die neue Mitte Berlin entstand. Ich habe in der Oranienburger Straße noch im kultigen Kneipencafe “Obst & Gemüse” (einem ehemaligen Obst & Gemüse Konsum) gesessen, als die Zeile gegenüber dem alternativen Kunst- und Kulturhaus Tacheles noch nicht aufpoliert war und ihren speziellen Subkultur Charme verloren hatte. Die originellen Läden aus der Zeit zwischen Wende und Nullerjahren sind alle verschwunden. Schicke Bars, austauschbare mexikanische oder indische Kettenrestaurants und andere Trendläden sind eingezogen. Das ist kein Einzelschicksal, auch andere Stellen in der Stadt haben Stück für Stück ihren unfertigen Charme und ihre freien Flächen verloren. Sind aufgemotzter, aber auch langweiliger geworden. Eine gesunde Subkultur in einer wachsenden Stadt zu erhalten ist nicht einfach. Noch gibt es sie zum Glück – diese rauen, nicht Hochglanz renovierten, besonderen Orte. Berlin muss aufpassen, dass sie nicht zu selten werden.
Schwenk zurück zu meiner persönlichen Geschichte mit Berlin. Vier Jahre lang, von 2007 bis 2011, haben wir als Familie jobbedingt viel Zeit in Berlin verbracht. Da wurde das Bund für’s Leben mit dieser großartigen Stadt endgültig besiegelt. Unser Sohn wuchs mit Berlin auf. Wenn wir heute an den Spielplätzen in “unserem” Kiez vorbeikommen, hört man ihn “weißt du noch …” sagen. Wir haben irre viel gesehen und erlebt in diesen vier Jahren. Nicht nur in Berlin, auch im bislang fast unbekannten Ostdeutschland. Die vielen Erinnerungen haben uns mit der Stadt zusammengeschweißt.
Als sich der Mauerfall zum 25. Mal jährte, konnten wir die bewegende Berichterstattung nur über den Bildschirm in den USA verfolgen. Schon damals nahm ich mir vor, zum 30jährigen live dabei zu sein. Vor Ort spüren, welche unglaublich große Bedeutung diese friedliche Revolution für Deutschland, für Europa hatte. Wie wichtig es ist, immer wieder daran zu erinnern, mit welcher Kraft und Entschlossenheit die Menschen für ihre Freiheit eingetreten sind. Aber auch mit welchen unvorstellbar grausamem Methoden der sozialistische Staat der DDR gearbeitet hat.
Die Geschichten der 28jährigen Teilung Deutschlands und die Ereignisse rund um die Öffnung der Mauer wurden eine Woche lang mit Outdoor-Ausstellungen und Veranstaltungen an Original-Schauplätzen erzählt. Besonders beeindruckend waren die 3D Videoinstallationen, die nach Einbruch der Dunkelheit auf verschiedene historische Fassaden projiziert wurden. “Geschichte wird gemacht, an alltäglichen Orten von ganz unterschiedlichen Menschen” , so beschrieb es das Programm zur Mauerfall-Festivalwoche “7 Tage – 7 Orte” sehr treffend.
Ich habe alle 7 Orte besucht, teilweise mehrfach. Als am ersten Abend die Bilder am Alexanderplatz, projiziert auf zwei riesige Fassaden und mit bewegender Musik untermalt, vor meinen Augen lang flimmerten, war ich sehr berührt. Und dankbar, an diesen besonderen Tagen in Berlin sein zu können.
Alexanderplatz und Schlossplatz (wo einst der Palast der Republik stand) waren am 4.11.1989 Schauplätze der größten Protestaktion der DDR-Geschichte für Reisefreiheit, freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Zulassung neuer Parteien.
East Side Gallery: hier entstand die größte Outdoor Galerie der Welt. 118 Künstler/innen aus 21 Ländern bemalten das 1,3 km lange Mauerstück an der Spree: ein Symbol internationaler Verständigung.
Brandenburger Tor. Hier gab es zwar keinen offiziellen Grenzübergang, aber vor allem West-Berliner/innen zog es zu den wohl symbolträchtigsten Ort der Teilung Deutschlands. Hier wurde mit Hammer und Meißel mit dem Abbau der Mauer begonnen. Für die Installation “Visions in Motion” hatte der amerikanische Künstler Patrick Shearn 30.000 Fähnchen mit Wünschen, Hoffnungen und Visionen beschreiben lassen.
Ehemalige Stasi-Zentrale. Im Januar 1990 wurde das Ministerium für Staatssicherheit von Demonstranten besetzt. Das Ende des Ministeriums, der Beginn der Diskussion über den Umgang mit den Stasi-Akten. Heute befindet sich hier neben dem Aktenarchiv der Campus für Demokratie und das Stasi-Museum.
Gethsemanekirche am Prenzlauer Berg. Als es anläßlich der offiziellen Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober 1989 zu friedlichen Protestaktionen vor dem Palast der Republik kam, wurden die Demonstranten brutal abgedrängt und zogen zur Gethsemanekirche. Bilder, die sich weltweit verbreiteten.
Kurfürstendamm. Der berühmte Boulevard mit der westlichen Warenwelt lockte viele DDR-Bürger/innen in den ersten Tagen nach dem Mauerfall. Bei der Begegnung der Menschen aus Ost und West herrschte in den Anfangstagen Volksfeststimmung.
Den Veranstaltern ist es mit diesem Konzept fantastisch gelungen, alle Puzzle-Stücke noch einmal in einen Zusammenhang zu bringen. Mir ist es nicht gelungen, mich kurz zu fassen an diesem 1. Dezember. Aber mein Herz ist immer noch voll ob der Eindrücke dieser Tage. Zumal ich das alles mit einer lieben Freundin und ehemaligen Mit-Schwimmerin teilen konnte.
Ab morgen gibt es weniger Text. Und die Elfe ist auch wieder am Start. Versprochen!