from farm to table …

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… or to the White House.

Hi there!

“Agriculture is the most healthful, most useful and most noble employment of man.”

hat George Washington, einer der Gründerväter und erster Präsident der USA gesagt. Wenn er nicht gerade für die Unabhängigkeit kämpfte oder sein Land später regierte, baute er Tabak, Weizen und andere Getreidesorten an. Er war für seine Zeit sogar ungewöhnlich innovativ bei der Entwicklung neuer Anbaumethoden. Landwirtschaft, Präsidentschaft … in den letzten beiden Wochen waren das zwei spannende Gegenpole meiner amerikanischen Erfahrung. Vom harmonischen “farm to table dinner” zum schrillen Kampf ums Weiße Haus. Und trotzdem gibt es einen interessanten Zusammenhang. Aber mal schön der Reihe nach.

Oooooom! Entspannter und beschwingter hätte der Ausklang des vorletzten Wochenendes nicht sein können. Nur wenige Meilen von unserer Vorstadtsiedlung entfernt (dort, wo die Straßen schon nicht mehr asphaltiert sind), liegt die “White Lotus Farm”. Ein 11 Hektar großes grünes, blühendes Paradies, das von einer buddhistischen Gemeinschaft betrieben wird. Sie bewirtschaftet die Farm, auf der saisonales Gemüse angebaut, Ziegenkäse hergestellt und Brot (best Baguette and Croissants in town!!) gebacken wird, nach biodynamischen Grundsätzen. Neben den Nutzbeeten wurden wunderschöne Gärten nach dem Vorbild europäischer und asiatischer Gärten angelegt. Sie sind nicht nur blühende Schönheiten, sondern haben auch eine praktische Funktion. Getreu dem Grundsatz des englischen Gartengurus und Pioneers der biologischen Landwirtschaft, Alan Chadwick, der in dem Nebeneinander von Nutz- und Ziergarten eine “ganzheitliche Umgebung für Fruchtbarkeit” sah. Neben den Einflüssen aus Europa und Asien, werden auch alte, einheimische Apfelsorten angebaut. Die restaurierte Scheune, eine der letzten Original Scheunen in Michigan, die von der Lutherischen Glaubensgemeinschaft erbaut wurden, beherbergt heute Räume für Meditation und Yoga. Die Einkünfte der Farm unterstützen das spirituelle Leben der Gemeinschaft. Ein deutsches Mitglied erzählte uns, dass ein solcher Ort, wo Buddhismus ganz praktisch gelebt wird, sehr selten zu finden ist. Spanned war es, mehr über das Konzept der White Lotus Farm zu erfahren, deren Produkte ich schon länger auf dem Markt kaufe. Und das fünfgängige Dinner, das uns im Anschluss an eine Farm-Tour an zwei langen Tischen mitten auf der grünen Wiese serviert wurde, war ein kulinarischer Traum. Zubereitet hatte es der asiatische Chefkoch eines lokalen Restaurants. Bon Appétit & Oooooom!

Los ging’s mit lecker Blubberbrause aus Michigan, Farmbrot, Ziegenkäse und anderen köstlichen Kleinigkeiten. Trotz Porzellan und goldenem Besteck … ohne den guten alten Plastikcooler geht bei amerikanischen Outdoor Veranstaltungen nix. 😉

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Der Besitz und das Bewirtschaften von Land ist tief in der amerikanischen Kultur verankert. Sowohl bei den Ureinwohnern als auch bei den frühen europäischen Einwanderern, den Pilgrims, hat die Landwirtschaft eine wichtige Rolle bei der Bildung und Entwicklung des Landes gespielt. Die Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika waren Farmer, ebenso eine ganze Reihe späterer Präsidenten. Nach George Washington war auch Thomas Jefferson ein experimentierfreudiger Farmer, der nach Feierabend mit unzähligen Frucht- und Gemüsearten experimentierte, u.a. mit für diese Zeit exotischen Sorten wie Kichererbsen und Kale. Abraham Lincoln wuchs auf einer Farm auf und nutzte seine “farm boy” Kindheit, um seine bescheidenen Wurzeln zu demonstrieren. Theodore Roosevelt nannte sich selbst “Cowboy of Dakota”, er unterhielt eine Viehfarm, bevor er Präsident wurde. Harry S. Truman wuchs auf einer Farm in Missouri auf. Seine Mutter sagte später über ihn: “Auf der Farm hat Harry seinen gesunden Menschenverstand ausgebildet”. Lyndon B. Johnson, oft in Cowboy Boots und mit Stetson Hut zu sehen, wurde auf einer Ranch geboren, die er später selber führte. Während seiner Präsidentschaft lud er Staatsgäste dorthin ein, u.a. Bundeskanzler Konrad Adenauer. Der berühmteste “Farm-Präsident” ist sicherlich Jimmy Carter. Er wuchs auf der Erdnussfarm seiner Eltern in Georgia auf. Ronald Reagan und George W. Bush nutzten ihre Farmen in Kalifornien und Texas, um dort mit Staatsgästen Gespräche in einer informellen Atmosphäre abseits von Washington D.C. zu führen. Einige der ehemaligen Präsidentschaftsfarmen werden heute vom “National Park Service” bewirtschaftet und stehen Besuchern offen.

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Auch am Weißen Haus legten verschiedene First Ladies seit seiner Fertigstellung 1800 Gemüsegärten an. Eleanor Roosevelt pflanzte während des zweiten Weltkrieges den “White House Victory Garden”, um für Zeiten möglicher Lebensmittelknappheit für das Anlegen von Gärten bei der amerikanischen Bevölkerung zu werben. Hillary Clinton ließ einen Gemüsegarten auf dem Dach des Weißen Hauses anlegen und Michelle Obama erweitere die Gartenflächen erheblich, um Grundschulkindern die Vorzüge einer gesunden Ernährung nahe zu bringen. Farmen und Farmland sind für Amerikanern mehr als ein Ort für Landwirtschaft. Sie stehen für Tradition und harte Arbeit. Der Wunsch, Land zu besitzen und es zu bewirtschaften, scheint noch immer tief in den meisten Amerikanern verwurzelt zu sein.

Vom harmonischen “Oooom” am Sonntagabend, ging es nahtlos über zu den lauten und schrillen Tönen des Präsidentschaftswahlkampfes. Der erreichte in den letzten beiden Wochen mit den Parteitagen der rivalisierenden Parteien seinen vorläufigen Höhepunkt. Puuh – anstrengend war das … jeden Abend vor der Glotze. Aber besondere Ereignisse bedürfen besonderer Maßnahmen. Jeweils von Montag bis Donnerstag: Reden, Reden, Reden. Einige davon sehr bewegend, viele mit enormen Pathos, dazu viel Lobhudelei, unglaubliche Inszenierungen, den ein oder anderen Skandal, wenig neue Inhalte. Und am Ende die obligatorischen Ballons (viele Ballons in rot, weiß, blau), die von den Arenen-Decken in Cleveland and Philadelphia auf die nun offiziell gekürten Präsidentschaftskandidaten und ihre Anhänger hinab schwebten. Das ist das Bild, das ich auch von der Berichterstattung in Deutschland von vergangenen US-Wahlkämpfen im Kopf hatte. Nun bin ich zum ersten und vermutlich zum letzten Mal während des langen Wahlkampfes im Land und finde es super spannend, das alles “vor Ort” zu erleben. Auch wenn es, wie alle Amerikaner um mich herum nicht müde werden zu betonen, ein ungewöhnlicher, nicht typischer Wahlkampf ist. Wäre ich jetzt gar nicht drauf gekommen. Trotzdem habe ich so manches Detail besser verstanden, vom komplizierten Vorwahl-System über die Bedeutung von Super-Pacs, “the winner takes it all”-Staaten bis hin zu den Wahlmännern und -frauen. Nun geht der Wahlkampf in seine finale Phase. 45. Präsident(in) gesucht! Demokratin vs. Republikaner. Elefanten vs. Esel. Blau vs. rot. Am 8. November wissen wir mehr. Ein Dienstag übrigens. Weil ein Sonntag nicht geht, da steht der traditionelle Kirchenbesuch an. Und Montag ist Anreisetag zum Wahllokal. Mit der Kutsche kann das halt schon mal dauern.

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Ach je … ich könnte mich jetzt richtig in Schwung schreiben … und zum Beispiel hinterfragen, wie zeitgemäß das 2nd Amendment (Recht auf Selbstverteidigung) der vor rund 240 Jahren geschriebenen “Constitution” noch ist, aber ich mache lieber einen Punkt und rufe zuversichtlich “Let’s go blue”!

 

Ann Arbor – how are you?

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“When I arrived in 1934, at the bottom of the Depression, I fell in love with the place, as groggy as I was from the bus ride, because I was out of the warehouse at last and at least formally part of a beautiful town, the college town of Ann Arbor.” (Arthur Miller)

Hi there!

Wie versprochen: Ann Arbor! Für den Schriftsteller Arthur Miller, der als Student der University of Michigan einige Jahre in Ann Arbor lebte, war es Liebe auf den ersten Blick. Für mich eher eine auf den zweiten oder dritten Blick. Letzte Woche vor genau drei Jahren fand meine erste Begegnung mit Ann Arbor statt, und es sah erst mal nicht danach aus, als würden wir beide gute Freunde werden. Es war heiß und schwül. Ich mochte das Hotel nicht. Die Klimaanlage war furchtbar laut. Ein Zimmerwechsel machte es nur unwesentlich besser. Also erst mal nach Downtown, soll ja so hübsch sein. An diesem Ankunftstag hätte es mir die malerischste Innenstadt wohl nicht recht machen können. Neun Stunden Flug, Jetlag, Hitze. Fast so schlimm wie Hunger, Pippi, Durst. Und “on top” die permanente Frage: “How. are. you. doing?”. Schlecht!! Ich sah mein Leben gerade für ein paar Jahre im “fast forward” Mode an mir vorüber rasen. Meinen 8-Jährigen vom Kind zum Teenager mutieren. Und plötzlich war ich mir alles andere als sicher, ob ich bei der “Mission Michigan” noch mitmachen wollte. Ganz unglücklich nippte ich auf der belebten Main Street an meinem Getränk. Um uns herum tobte das Leben, Ann Arbor feierte den Sommer. Ein Setting, das ich heute ganz wunderbar finde. Aber an jenem ersten Michigan-Tag war ich kurz davor, dem nächsten, der mir ein “How are you” entgegen schmetterte, an die Gurgel zu gehen. Umso größer war meine Überraschung, als ich mich einige Monate später “Fine. How are you?” antworten hörte. Da war ich wohl angekommen. Im Land des zwanglosen Small Talks, in dem es den Fragenden nicht wirklich interessiert, wie es einem geht. Hauptsache, man hat mal drüber gesprochen. Die Steigerung von “how are you?” ist übrigens “how is your day going so far?”. Gerne zwischen Schinken abschneiden und über die Theke reichen untergebracht. Meine gute Erziehung verbietet mir die Gegenfrage: “was zum Teufel geht dich das denn an?”.

How is Ann Arbor? Ann Arbor ist liberal und weltoffen. Ein bunter Mix verschiedener Kulturen und Nationalitäten. Politisch betrachtet ist Ann Arbor eine demokratische Insel im republikanischen Michigan. Eine Insel, hinter deren Stadtgrenzen erst die amerikanische Wirklichkeit zu beginnen scheint. Fallen in der Stadt die Bernie Sanders Plakate in den Vorgärten ins Auge, weht einige Meilen außerhalb, wo es gleich deutlich ländlicher zugeht, die ein oder andere Südstaaten Flagge. Ann Arbor ist grün, bunt, ein wenig Hippie, viel Yuppie. Die Kleinstadt Oase landet regelmässig auf den vorderen Plätzen, wenn es um Orte mit hoher Lebensqualität und Familienfreundlichkeit geht. Die Innenstadt ist ein gewachsenes Zentrum mit vielen schönen alten Backsteinhäusern, einer lebendigen Gastronomie- und Einzelhandelsszene. Einige Mikrobrauereien brauen hier leckere Biere, auch für verwöhnte deutsche Gaumen. In den Cafés sitzen Studenten mit ihren Laptops. Die kleine Stadt ist an vielen Ecken Großstadt. Und in vielerlei Hinsicht nicht Amerika.

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Gegründet wurde Ann Arbor 1824. Die beiden Gründer benannten Ann Arbor nach ihren Ehefrauen, die beide Ann hießen, und nach den Eichenbaum-Alleen, die auf ihrem neu erworbenen Land standen. Die vielen baumgesäumten Straßen in und rund um Downtown geben Ann Arbor heute den Beinamen “Tree Town”. Außerdem gibt es viele Parks und Grünflächen, Gärten und das bewaldete Ufer entlang des Huron River. Von den 120.000 Einwohnern (“Ann Aborites”) sind rund 40.000 Studenten der University of Michigan. Downtown und der zentrale Campus entwickelten sich parallel, so dass es keine direkte Trennung zwischen der Innenstadt und dem Gelände der Universität gibt. Das macht Ann Arbor heute sehr jung und lebendig. Leute, die hier aufgewachsen sind oder schon sehr lange hier leben, nennen sich “townies”. Domino’s Pizza wurde hier gegründet, die Konzernzentrale befindet sich auch heute noch hier. Bob Seger und Iggy Pop wuchsen in Ann Arbor auf. Madonna hat an der University of Michigan studiert, heute ist ihre Tochter hier eingeschrieben. Ann Arbor hat den persönlichen Konsum von Marijuana legalisiert. Seit 1972 findet jeden April das “Hash Bash” Festival auf dem Gelände der Uni statt. Google’s hoch profitables Programm “AdWords” sitzt in Ann Arbor. Bei der lokalen Institution “Zingerman’s”, die weit über Ann Arbor für ihr unglaublich leckeren Sandwiches bekannt ist, hat schon President Obama 2014 ein Reuben Sandwich verspeist. Soweit ein paar Ann Arbor “(fun) facts”.

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Die kleine Stadt Ann Arbor und ich –  wir sind heute ganz dicke. Auch wenn es mir nach drei Jahren immer noch so manches Mal unwirklich erscheint, wenn kurz vor dem Abzweig in unsere Neighborhood das Schild “Ramp to Detroit” in Sicht kommt. Heimatgefühl stellt sich dafür ein, wenn mich der junge Mann am Marktstand meines Vertrauens mit “wie geht es” begrüsst, oder die Dame an der Supermarktkasse sich nach unserem letzten Urlaub erkundigt. Das ist dann etwas mehr als das allgegenwärtige “how are you”. Aber letztlich, da bin ich einer Telefonstimme voll auf den Leim gegangen, und habe auf die Standardfrage mit einem zwar knappen, aber gutgläubigen “good” geantwortet. Nach einer unnatürlichen Pause ging das übliche Verkaufsgeblubber vom Band los … reingefallen!

I hope everybody is having a wonderful Sunday! And a fun and safe summer! Wherever you read this!

 

Cereal City

Hi there!

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Wer A sagt, muss auch B sagen. Und weil mir C wie “Cereal” dazwischen gekommen ist, sage ich nun erst mal B wie “Battle Creek”, bevor es mit A wie “Ann Arbor” weitergeht. Hä? Also, dann mal der Reihe nach. Ich war letzte Woche (eher zufällig) in Battle Creek, Michigan – das ist 80 Meilen westlich von Ann Arbor. In dieser adretten, aber unscheinbaren Kleinstadt, die an der Bahnlinie zwischen Detroit und Chicago liegt, hat William Keith Kellogg 1894 die berühmten Kellogg’s Corn Flakes erfunden. Vom Kellogg Company Headquarter werden heute über 100 unterschiedliche Kelloggs Produkte in mehr als 180 Länder verkauft. Ich war schon im letzten Jahr auf die Geschichte der Cornflakes aufmerksam geworden, als ich T.C. Boyle’s Roman “Willkommen in Wellville” las. Sie spielt in Battle Creek und erzählt vom “Battle Creek Sanitarium”(“The San”), dass von dem exzentrischen Dr. James Harvey Kellogg geleitet wurde. Kellogg führte die Klinik für Ernährung nach den Prinzipien der Glaubensgemeinschaft “Seventh-day Adventist”, die eine rein vegetarische Diät und ein striktes Verbot von Alkohol und Tabak propagieren. In dem luxuriösen medizinischen Zentrum wurden die Patienten mit teils skurrilen Methoden auf eine gesündere Ernährungs- und Lebensweise umgestellt. Dr. Kellogg setzte dabei auf Gemüse, Früchte, Nüsse und Getreide, viel frische Luft, Sonne, Bewegung und Entspannung. Der Roman von T.C. Boyle ist zwar Fiktion, ihm liegen jedoch historische Fakten zugrunde. Die Vorgänge im Sanitarium und der Gesundheitswahn von Dr. Kellogg werden von dem amerikanischen Autor wunderbar satirisch beschrieben. Ein empfehlenswertes Buch übrigens.

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Und weil Unmengen von Eiern mit Speck das gängige Frühstück der amerikanischen Oberschicht dieser Zeit war, wurde im Sanitarium ständig an der Entwicklung von neuen, gesünderen Alternativen gearbeitet. Hier tritt der späterer Cornflakes-Erfinder, William Keith Kellogg, in die Geschichte. Dr. Kellogg stellte seinen Bruder William Keith 1880 als Buchhalter und Geschäftsführer ein. Neben diesen Tätigkeiten half er bei zahlreichen Lebensmittelexperimenten unter der Federführung von Ella Eaton Kellogg, Dr. Kellogg’s Frau. Über 80 Getreide- und Nuss-Gerichte wurden so entwickelt, u.a. verschiedene Frühstücksflocken und die heute in keinem guten amerikanischen Haushalt fehlende Erdnussbutter. Bei dem Versuch, ein neues Müsli zu kreieren, ließen die Kelloggs Brüder eines Abends versehentlich gekochte Weizenkörner im Wasserbad zurück. Am nächsten Morgen rollten sie diese über eine Walze, ließen sie trocknen und erhielten so perfekt geformte Weizenflocken. 1895 meldet Dr. Kellogg ein Patent für diese Art der Flocken an, und listetet neben Weizen auch Mais und andere Getreide.

W.K. Kellogg experimentierte anschließend so lange, bis es ihm gelang, auch Maiskörner in Flocken zu verwandeln. Die Geburtsstunde der Cornflakes. Die Flocken sollten etwas später die amerikanischen Frühstücksgewohnheiten für immer verändern. Bis dahin war jegliche Form von Müsli trocken verzehrt worden. W.K. sah in der Kombination des Cereals mit Milch eine schnelle, nahrhafte Frühstücksalternative. Um Patienten des San auch nach ihrem Aufenthalt mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen, gründeten die Brüder die “Sanitas Food Company”. Während Dr. Kellogg dies nur zum Wohle der Gesundheit seiner Patienten tat und nicht an einer kommerziellen Vermarktung interessiert war, wurde W.K. Kellog mit seiner 1902 gegründeten Firma “Battle Creek Toasted Corn Flake Company” und späteren Kellogg Company ein Pioneer in der Massenvermarktung eines Produktes. Aus seiner kleinen Firma wurde der weltweit größte Cereal Hersteller. Die Erfindung der Kellogg Brüder rief um die Jahrhundertwende über hundert Firmen auf den Plan, die in Battle Creek ihr Glück mit dem Frühstücksgeschäft versuchten. Damit Kunden zwischen Original und Kopie unterscheiden konnten, ließ W.K. Kellogg seine Unterschrift mit dem Hinweis “The Original” auf jede Schachtel drucken. Und so ist es bis heute geblieben.

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Während ich den Roman las, habe ich mir das Sanitarium als ein beeindruckendes Gebäude vorgestellt, als eine Art amerikanischen “Zauberberg”. Und tatsächlich: gut erhalten und eindrucksvoll thront es auf einer leichten Anhöhe und überblickt Battle Creek. Es beherbergt heute ein Regierungsgebäude. In den Lobbies sind Artefakte der Klinik und persönliche Gegenstände von Dr. Kellogg ausgestellt. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges logierten dort 1.250 meist gut betuchte Patienten, die von 1.800 Angestellten umsorgt wurden. Zu den Gästen gehörten u.a. Berühmtheiten wie President William Howard Taft, Henry Ford, Thomas Edison, Eleanor Roosevelt, Bernhard Shaw und Amelia Earhart. Insgesamt besuchten über 400.000 Gäste aus aller Welt den schicken Gesundheitstempel.

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Der heutige Firmensitz der Kellogg Company ist auch ein dominantes Gebäude in der Stadt, in dessen Lobby stolz die Geschichte der Cornflakes bebildert ist. Auf der Internetseite der Kellogg Company liest man heute folgendes: “Today — We’re proudly upholding the values W.K. Kellogg instilled more than 100 years ago — but now we’re doing it in 180 countries across the world. We still provide you and your family with better breakfasts that lead to better days, and we flake corn the same way W.K. Kellogg did back in 1898. It just tastes better that way.” 

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Was als gesunde Frühstücksalternative erfunden wurde, ist heute eine industrielle Massenware mit ordentlich Zucker und Kalorien. Da halte ich mich lieber an “Overnight-Oat” und Chiapudding mit Früchten. Und sonntags gibt’s dann Rührei mit Speck. Yum! Aber erzählt es Dr. Kellogg bitte nicht weiter. 😉

Was immer morgens auf Euren Frühstücksteller landet: lasst’ es euch schmecken!

 

blooming beauties

Hi there!

Rolle rückwärts! Mir ist aufgefallen, dass ich im letzten Jahr (by the way: “brittamachtblau” hat heute Geburtstag. Vor genau einem Jahr ist der Blog online gegangen. Darauf einen Cupcake!) viele Beiträge über Detroit gemacht habe. Damit bin ich auch noch nicht durch. Aber unser täglicher Lebensmittelpunkt ist Ann Arbor, hier hat unsere “Mission Michigan” vor fast drei Jahren (wer hat da eigentlich an der Uhr gedreht?) begonnen. Ein prima Zeitpunkt, um den ein oder anderen Blick auf diese kleine, aber feine Midwest College-Stadt zu werfen.

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Zum Geburtstag gibt’s erst mal Blumen. Und zwar Peonies (Pfingstrosen) aus dem größten “Peony Garden” Nordamerikas. Der befindet sich im “Nichols Arboretum”, ein zur University of Michigan gehörender herrlicher Park/Garten. Üppige Trauben in pink, fuchsia, zart rosa und schneeweiß bilden ein farbenfrohes Spektakel in den fast 30 bepflanzten Beeten. An diesem Wochenende steht der Garten fast in voller Blüte. Bis zu 10.000 Blüten an 800 Pflanzen erfreuen das Auge der vielen Blumenfreunde, die jedes Jahr im Frühling zu diesem phantastischen Garten Ann Arbors’ pilgern. Von den mehr als 270 historischen Sorten aus dem 19en und frühen 20sten Jahrhundert kann man nur noch knapp die Hälfte kaufen. Pfingstrosen stammen ursprünglich aus China. Dort findet man sie auch häufig in der Kunst vor. Außerdem sind sie in Japan und Korea sehr beliebt. Über Europa gelangten sie nach Nordamerika. Eine großzügige Pflanzen-Spende alter Sorten von europäischen und nordamerikanischen Züchtern des Unternehmers Dr. W.E. Upjohn an die University of Michigan legte 1922 den Grundstein für den Peony Garden, der 1927 für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. Soweit kurz ein paar Fakten … ich lass’ nun die Blumen sprechen. Enjoy! 

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Ein Jahr Blog. 25 Beiträge. Viel Arbeit. Noch mehr Freude. Viele schöne Rückmeldungen über diverse Kanäle. Ich mach’ dann mal weiter. 🙂
Ann Arbor und so … und wie das so war, als es 2013 “welcome to Michigan” hieß … nicht immer nur rosarot … stay tuned!

 

Schöne neue mobile Welt

Hi there!

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Welcome to Mcity! Ampeln, Fussgängerüberwege, Bürgersteige, Straßenlaternen, Parkplätze, Fahrradwege, ja sogar Hydranten, Parkbänke und Briefkästen – alles scheint so, als würde man durch Downtown Ann Arbor schlendern. Aber im “Literati Bookstore” werden keine Bücher verkauft, im Restaurant nebenan bleiben die Teller leer und die Brauerei schenkt auch kein leckeres Michigan Bier aus. Was wie eine Filmkulisse à la “The Truman Show” wirkt, ist ein Forschungsgelände für autonomes und vernetztes Fahren im Norden von Ann Arbor. Letzte Woche war es zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich.

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Mcity ist das weltweit erste Testgelände dieser Art. Eine sicherere Umgebung, in der das Verhalten von vernetzten, autonomen und fahrerlosen Fahrzeugen unter realen Bedingungen getestet werden kann. Die unterschiedlichsten Verkehrs-Szenarien lassen sich hier simulieren, um die Autos an ihre Grenzen zu führen. Sie sollen lernen, sich an die vorhandene Verkehrs-Infrastruktur mit ihren unterschiedlichsten Herausforderungen anzupassen. Wie reagiert ein Fahrzeug beispielsweise, wenn die Sicht eingeschränkt ist, ein Fussgänger oder Radfahrer unerwartet die Straße kreuzt, es plötzlich keine Fahrbahnbegrenzung mehr gibt.

Entwickelt und errichtet wurde Mcity im Juli 2015 vom “Mobility Transformation Center” der University of Michigan. Das Center ist eine Kooperation der Uni mit dem Michigan Department of Transformation, Fahrzeugherstellern wie Ford, GM, Toyota und BMW sowie vieler weiterer Partnerfirmen, die die notwendige Technologie für “fahrerloses Fahren” bereit stellen. Neben “little downtown Ann Arbor” gibt es auf dem 130.000 Quadratmeter großen Testgelände Straßenabschnitte mit verschiedenen Oberflächen wie Asphalt, Beton, Stein oder Schotter, mehrspurige Straßen inklusive eines Highways, Rampen, Kreisel und Tunnel. Hindernisse, wie Baustellen, können variabel aufgebaut werden. Sogar einen mechanischer Fußgänger spaziert je nach Testsituation über die Straße.

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Sobald die Technologie in der kontrollierten Umgebung von Mcity getestet wurde, geht es auf die Straße. Bereits 3.000 vernetzte Fahrzeuge fahren auf den Straßen von Ann Arbor. Sie sind in der Lage, sowohl miteinander als auch mit der Infrastruktur – z.B. mit Ampeln – zu kommunizieren. 2020 sollen auf den öffentlichen Straßen im südöstlichen Teil von Michigan rund 30.000 vernetzte Fahrzeuge im Testbetrieb fahren.

“Southeast Michigan ist das Epicenter für Mobilität im 21. Jahrhundert”, sagt der Direktor des Mobility Transformation Centers, Peter Sweatman. Die autonome Mobilität werde die Sicherheit und Energieeffizienz im Straßenverkehr radikal verändern, verbessern. Ein “Game Changer”, wie die Amerikaner sagen. “Smart Mobility” wird die übervollen Großstädte entlasten. Der autonom gesteuerte Verkehr soll für einen sicheren und effizienten Fluss von Menschen und Waren sorgen. Ziel ist es auch, einen Großteil der schweren Unfälle, die in den USA jährlich 33.000 Todesopfer fordern, zu vermeiden. Unaufmerksame Fahrer, deren Blick mehr auf dem Handydisplay als auf der Fahrbahn ist, werden dann der Vergangenheit angehören.

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Darüber hinaus arbeiten die Autobauer mit Hochdruck daran, die individuelle Mobilität mit anderen Verkehrssystemen wie dem öffentlichen Nahverkehr zu verknüpfen. Die Zukunft könnte also so aussehen: wir werden von einem per App bestellten Auto entspannt und fahrerlos bis an den Rand der Innenstadt fahren. Dort wird es uns absetzen, und sich auf den Weg zum nächsten Fahrgast machen. Wir steigen auf ein öffentliches Verkehrsmittel um, da die Innenstädte (wie heute schon in London) den Individualverkehr zukünftig weitgehend einschränken werden. Die Abfahrtszeit des autonomen Elektrobusses wurde uns bereits auf dem Display unseres vorher genutzten Fahrzeugs angezeigt. Vielleicht haben wir via App auch schon einen Cappuccino in unserem Lieblingscafé geordert, den wir vor der Shoppingtour genießen.

Schöne neue mobile Welt? Es klingt zum Teil noch ein wenig nach Science Fiction … aber die automobile Zukunft hat eindeutig begonnen. Nicht nur hier vor den Toren der Autostadt Detroit. 2025 sollen 20% aller Fahrzeuge in den USA fahrerlos unterwegs sein.

Gute Fahrt! Safe travels!

 

NEIIIIIIIIIN! Ich brauche keine Tüte!!!!

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Ich habe hier fast immer das Gefühl, ich müsste die Person an der Kasse förmlich anbrüllen, damit die Tatsache, dass ich keine Tüte möchte, auch bei ihr ankommt. Mit dem Wunsch nach keiner Tüte störe ich derartig den antrainierten Ablauf beim Scann-/Bezahl-/Einpackvorgang, dass es das Personal hinter der Kasse extrem nervös macht. Sie fuchteln dann immer mehrfach hektisch in dem Plastiktüten-Rondell neben ihnen herum. Immer wieder zuckt die Hand in eine Tüte, um sie für Ware aufzufächern. Nichts hinein tun zu dürfen, scheint eine Qual zu sein. Totales Unverständnis. Gerne versichert man sich erneut: “Are you sure, you don’t need a bag?????” NOOOOOOOO!! I. do. not. need. a. bag! Und auch keinen Deckel für den Kaffeebecher. Nein, und schon gar keine EXTRA Plastiktüte für Blumen, Fisch oder Käse, wenn sie ohnehin bereits fett in Plastik verpackt sind.

Wie gerne sie Ware in Tüten gleiten lassen, zeigt sich an der schieren Menge der dünnen, häßlichen Plastiktüren, die sie für jeden einzelnen Kunden bepacken. (Kleine private Studie dazu: in 15 Minuten verließen 50 Kunden einen großen Supermarkt. 49 von ihnen mit durchschnittlich 8 Plastiktüten, eine Kundin mit wiederverwendbaren Taschen) Fast hat man den Eindruck, sie bekommen pro Tüte einen Extra-Bonus. Keine einzige Tüte wird wirklich voll gemacht. Lieber noch eine Tüte. Und noch eine Tüte. Oder gleich mehrere Tüten ineinander, damit die 2l Coke-Flasche den Weg im Einkaufswagen zum Auto auch übersteht. Ohne Auto kauft hier nämlich niemand ein. Gerade deshalb kann ich auch nur schwer verstehen, warum die Leute nicht einfach wiederverwendbare Einkaufstaschen im Kofferraum mit sich herum fahren. Natürlich gibt es die hier – im vergleichsweise umweltbewussten Ann Arbor – auch, aber die Mehrheit karrt täglich Tüte über Tüte nach Hause. Und hat gefühlt permanent einen Wegwerfbecher (natürlich mit Deckel und Pappmanschette) in der Hand oder im Auto.

Auch das ist so ein Automatismus. Bei Starbucks & Co. kommt der Deckel eben erst mal drauf auf den Becher. Völlig egal, ob das Getränk im Café (Deckel gleich wieder runter und in den Müll) oder außerhalb konsumiert wird. Auch hier ist es extrem anstrengend, ein Getränk OHNE Deckel zu bekommen. Während des Prozesses von der Bestellaufnahme bis zur Produktion eines Kaffees ist die Info meist bereits wieder verloren gegangen. Also muss man wie ein Fuchs an der Ausgabetheke lauern, um gegen das Fauchen der Espressomaschine anzuschreien “no lid please”! Denn auch hier greift die Hand automatisch zum Deckel. Und ist die Hand einmal dran am Deckel, kommt er entweder auf meinen Kaffee oder wird weggeworfen. Ja richtig. Für den nächsten Kaffee ist das Plastikstück angeblich nicht mehr sauber genug. Alles schon erlebt.

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Der Deckel-Wahn erreichte kürzlich in Chicago seinen vorläufigen Höhepunkt. Wie immer äußerten wir bereits an der Kasse den Wunsch nach “no lid please”. Zwar ernten wir überall in den USA verwirrte Blicke, der Wunsch wird aber in der Regel durch eine Notiz auf dem Becher registriert. Nicht so bei dieser Starbucks Filiale in Chicago. Hier erklärte uns gleich die Kassiererin, dass wir unseren Kaffee MIT Deckel nehmen müssten. Firmen-Regel! Wer mich etwas besser kennt, weiß, dass an einer solchen Stelle mein Blutdruck augenblicklich nach oben schnellt. Ein kurzes aber heftiges Gespräch mit der Filialleiterin ergab ebenfalls, dass hier nicht der Kunde über Deckel oder nicht Deckel zu entscheiden hätte. Aha. Bin gespannt, wann eine Firmenpolitik mich dazu zwingt, meinen Kaffee mit Zucker zu trinken.

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L1080976Der gnadenlose und gedankenlose Verpackungs-Wahnsinns nervt mich hier fast täglich. Umso begeisterter habe ich diese Woche gelesen, dass zuhause in Köln-Sülz (gleich bei uns um die Ecke) der erste verpackungsfreie Laden in Köln eröffnet. Sehr fein! Eine gute Idee vom amerikanischen Markt kann ich an dieser Stelle aber doch vermelden. Die Supermärkte mit hohem Bio-Anteil, allen voran die nationale Kette Whole Foods, zieht 10 cent für jede mitgebrachte Tasche von der Einkaufssumme ab, oder man kann sie für ein Umwelt-Projekt spenden.

In den anderen Geschäften lassen wir uns gerne weiterhin schräg anschauen, wenn wir unsere eigenen Taschen auspacken. Total verdächtig machen wir uns übrigens, wenn wir auch noch mit dem Rad oder gar zu Fuß den Weg zum Laden antreten. An einem kühlen Wintertag gar stapften wir mal von der “Strip-Mall” (mmmh, vielleicht 7 Minuten per pedes) nach Hause zurück, als eine Nachbarin neben uns ihr Auto stoppte und total besorgt fragte: “Is everything ok? Did your car break down? Do you need a ride home?” “No! We. just. walk”.

Ein bewegungsreiches und weitgehend Plastik-freies Wochenende wünsche ich euch!

 

Florida mit Familienanschluss

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Hi there!

Plopp. Wieder geht ein Tag im Paradies zu Ende. Der feuerrote Sonnenball ist förmlich ins Meer gestürzt. Kurz sah es so aus, als würde er langsam an der scharfen Horizontlinie in sich zusammen schmelzen. Er hält aber nur ganz kurz inne, und versinkt im nächsten Augenblick hinter der Linie zwischen Himmel und Wasser. Das ist es wohl, was Sonnenuntergänge in Äquatornähe so spektakulär macht. Zum ersten Mal habe ich das vor vielen Jahren auf Key West erlebt. Am “Southernmost Point” der USA (ab dort noch 90 Meilen bis Kuba) ist der Sunset ein richtiges Happening. Dort verabschieden viele Menschen die Sonne täglich unter großem Applaus. Ich persönlich mag den Sonnenuntergang ja eher als ruhigen, privaten Augenblick. Ich klatsche auch nicht beim Touchdown eines Flugzeugs. Da bin ich nur still für mich dankbar, wieder Boden unter den Füßen zu haben.

Auf Anna Maria Island im Golf von Mexiko geht es sowieso viele Gänge gemächlicher zu. Springbreak! Unser kleines Ferienhaus liegt in einer ruhigen Straße, die zum Strand führt. Gleich am ersten Abend schlendern wir mit einem kühlen Weißen (im Kaffeebecher getarnt, denn Alkohol ist am amerikanischen Strand selbstverständlich verboten) der untergehenden Sonne entgegen. Eine Stunde später kennen wir die meisten Bewohner (alles keine Urlauber!) der kleinen Straße mit Namen. Bis zum Ende der Woche auch ihre Geschichten.

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Allabendlich versammelt sich die kleine Nachbarschaftsgruppe am Strandzugang zum Sundowner … das fitte Rentner-Ehepaar aus Colorado, die Mittvierzigerin aus Kentucky mit ihrem kleinen Hund (die in der Heimat mit ihrem Mann nebenbei eine Blaubeerfarm betreibt), der Veteran aus Ohio (der jeden Abend eine andere Kappe seiner US-Army Kollektion trägt), die ehemalige Professorin aus New York (die gerade ein neues Haus auf der Insel baut, und der man ihre 83 Jahre so überhaupt nicht ansieht), die resolute Dame aus New Jersey (die immer froh ist, wenn ihr Mann auf Geschäftsreise ist). Wir werden spontan in die lustige Truppe aufgenommen, man bietet uns Fahrräder und Kanus zur Ausleihe an.

Locker, offen, neugierig, unkompliziert und sehr mitteilsam. Die Amerikaner sind Meister im Kontakte und Konversation machen. Ich bin ja auch kein Stummfisch (dazu möchte ich keinen Kommentar lesen!!), aber doch bin ich immer wieder erstaunt, wie oft und und unvermittelt (ob auf dem Supermarktparkplatz, in der Bücherei, im Wartezimmer) man hierzulande von Fremden angesprochen wird. Ebenso gerne und häufig vergeben Amerikaner aus dem Nichts heraus Komplimente. „I like your skirt“. „Nice haircut“. „Cool bag“. Wenn ich gelobt werden will, ziehe ich immer meinen bunten Desigual Rock an 😉 Bei drei Themenbereichen hört der Spaß aber auf: Politik, Religion und Geld. Die spricht hier keiner locker an, und man ist gut beraten, diese Themen auch auszuklammern.

Wie Sonnenuntergang in Florida geht, ist jetzt klar. Die ungeschminkte Schönheit von Anna Maria Island offenbart sich nach Sonnenaufgang. Anna Maria ist ein 7 Meilen langes Inselparadies an Floridas’ Westküste. Zwei Brücken verbinden sie mit dem Festland. Es gibt keine gigantischen Hotelklötze und keine 4-spurigen Highways, die parallel zum Strand verlaufen, keine Mickey Mouse und keinen Glamour-Faktor. Dafür Puderzucker weiße Postkartenstrände, weite Dünen, farbenfrohe, liebevoll restaurierte Häuser. „Old Florida Feel“ in Pastell. Umgeben von karibisch-blau-grünem Wasser, in dem sich Delfine – und wenn man Glück hat auch Manatees (eine Art Sehkuh, sehr drollig) – tummeln. Frühmorgens stehen die Angler am Strand, während die Touristen nach Sanddollars suchen, die das Meer über Nacht an den Strand gespült hat.

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“Nachglühen” am Florida Himmel ist übrigens nicht minder spektakulär. Die Natur tunkt ihre Pinsel in die gesamte rot-lila-rosa Farbpalette und malt kräftig drauf los. Schön kitschig, ich weiß. Aber Sonnenuntergang gucken ist nun mal ein wunderbares Ritual, um einen schönen Ferientag zu beenden. Vielleicht bis im nächsten Jahr, Anna Maria!

 

Go green!

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Hi there!

Happy St. Patrick’s Day! Ein ganzer blauer Schrank voll nix zum Anziehn’. Denn heute hieß es “aufgepasst bei der Klamottenwahl”, sonst kneifen die Leprechauns. Das sind kleine Kobolde, Naturgeister aus der irischen Mythologie, die jede Jahr am 17. März ihr Unwesen treiben und vor allem den Kindern lustige Streiche spielen. Sie kommen über Nacht in die Häuser und Wohnungen, sorgen für Unordnung und färben alles grün … das Toilettenwasser, die Milch, Plätzchen.

In Chicago wird sogar der Chicago River jedes Jahr anlässlich der St. Patrick’s Day Parade grell grün eingefärbt. Der Springbrunnen vorm’ Weißen Haus in Washington D.C. spuckte heute grünes Wasser. Und die Bars servieren grünes Bier. St. Paddy’s Day ist in Amerika aller Orten ein willkommener Anlass, die Fastenzeit zu unterbrechen und Corned Beef und Kohl mit ordentlich Bier und Whiskey herunter zu spülen. Über 33 Millionen Amerikaner sollen irische Wurzeln haben. Der irische Bischof Patrick, den die katholische Kirche als Heiligen verehrt, soll der Legende nach ein dreiblättriges Kleeblatt zur Erläuterung der heiligen Dreifaltigkeit genutzt haben. However – das Shamrock ziert heute T-Shirts, Ketten, Hüte und allerlei mehr. Denn natürlich ist der Tag auch ein großes, grünes Saisongeschäft.

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Ab morgen geht hier dann alles wieder seinen gewohnten blauen Gang.

Sláinte! Happy weekend!

 

Schöne & schrille Töne im Fox Theatre Detroit

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Hi there!

Der Super Tuesday wirkt noch nach, während der amerikanische Vorwahl-Wahnsinn weiter läuft. Nächste Woche wird auch hier in Michigan gewählt. Vorgestern Abend war das “Fox Theatre Detroit” Bühne für die TV-Debatte der Republikaner. So ein schöner Ort für so schrille Töne. Aber das geht auch anders, wie wir letzten Samstag erleben durften: Una notte italiana in Detroit Downtown. Da bespielte “Il Volo” mit einem Mix aus Pop und Opera das fantastische Haus. Das italienische Trio vertrat Italien im letzten Jahr beim Eurovision Song Contest und wurde mit “Grand Amore” Dritter. Die eigentliche Show des Abends war allerdings das Theater selbst. Schon beim Betreten der Lobby staunten wir nicht schlecht. Reich verzierte Ornamente, große Säulen, Steinfiguren, farbenfrohe Mosaiken. Eine gigantische Lobby, die sich über sechs Etagen erstreckt. Der Innenraum  nicht minder spektakulär, üppig mit ägyptischen, indischen und orientalischen Motiven und Figuren dekoriert. Alles glitzert, glänzt und leuchtet. Ein Fest für die Augen.

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William Fox, ein Pionier in Sachen Film, ließ das Theater erbauen. Entworfen vom Detroiter Architekten Charles Howard Crane, eröffnete es 1928 mit über 5000 Sitzplätzen. Shirley Temple, Elvis Presley und viele Motown Künstler wie The Temptations, The Supremes oder Smokey Robinson standen hier schon auf der Bühne.

1987 nahm ein Detroiter Geschäftsmann 12 Millionen für eine aufwändige Sanierung in die Hand und machte das Theater erneut zu einer Top-Location für Konzerte, Comedy und Musicals. Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Liza Minnelli traten in den Folgejahren im Fox Theatre auf. Musikgrößen wie Prince, Bruce Springsteen, Bob Dylan oder Cher gaben Konzerte. Das Fox Theatre ist heute der größte noch existierende ehemalige Filmpalast seiner Art. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Schätze diese Stadt zu bieten hat.

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Auch der US-Wahlkampf wird uns in den nächsten Monaten, da bin ich mir sicher, weiterhin in ungläubiges Staunen versetzen. Morgen Abend kommt es rund 50 Meilen nördlich von hier zum nächsten Schlagabtausch der beiden verbleibenden demokratischen Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Bernie Sanders. Schauplatz ist Flint. Jene Kleinstadt, die durch den unglaublichen Trinkwasserskandal in die internationalen Medien geraten ist.

Ob wir als Ausländer auch Schilder im Vorgarten aufstellen dürfen? “Der Platz einer Frau ist im weißen Haus” oder so?
Schönen Sonntag!

Just in time

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Hi there!

meine letzten Wochen waren und sind ein einziges “Just in time”. Ende Januar fliege ich zum ersten Mal alleine nach Deutschland. Mission: Karneval feiern! Endlich mal wieder. Nach zwei Jahren Abstinenz. Und immer großem Heimweh nach Kölle, wenn der Kalender Weiberfastnacht anzeigte. Und “meine” Mädels mir Fotos vom kölsch-seligen Feiern schickten. Drei Kostüme reisten mit: Kölnisch Wasser (unser diesjähriges Gemeinschaftskostüm für den großen DonnerstTAG), Frida Kahlo (einmal die von mir tief verehrte mexikanische Künstlerin sein) und “Michigan Cheerleader” (eine sportliche Referenz an unseren aktuellen Wohnort). Dazu ein paar Klamotten fürs’ Leben vor und nach dem tollen Tagen. Und ob ihr das glaubt oder nicht: 21 Kilo und kein Gramm mehr!

Moment, ich muss mal eben raus: Schnee schaufeln. Denn wir sind “just in time” nach Michigan zurück gekehrt, um den ersten (drückt ihr wohl die Daumen, dass es der letzte ist!) Schneesturm dieses Winters mitzuerleben. Argh!!

So, da bin ich wieder. Besonders schön ist es, wenn der Schnee so seitlich herein weht …

Aber zurück nach Köln. Einen Tag nach meiner Ankunft erlitt mein Vater einen schweren Schlaganfall. Schock, aber was für ein unglaubliches Timing. Ich bin immer noch so froh darüber, dass ich quasi um die Ecke war. Und nicht wie sonst 6.500 km entfernt auf einem anderen Kontinent. Noch am gleichen Abend kehre ich vorsichtig optimistisch aus dem Krankenhaus nach Köln zurück. Just in time (oder “innerhalb des entsprechenden Zeitfensters”) wurde in der Uniklinik Bonn der richtige operative Eingriff vorgenommen. Erfolgreich. Mittwoch Nachmittag bescheinigt der behandelnde Arzt beste Chancen für eine vollständige Genesung. Tolle Neuigkeiten “just in time” für Weiber-Donnerstag.

Karneval feiern war für mich zunächst einmal ziemlich unwichtig geworden. Aber nach den guten Nachrichten gab mein Vater meiner Schwester und mir zu verstehen, dass er uns morgen nicht an seinem Krankenbett sehen wolle … wir sollten feiern gehen. Und das haben wir dann auch getan. Ordentlich. Und das ein oder andere Kölsch auf ihn und seine Genesung getrunken! Hat offenbar gewirkt 😉 Noch bevor ich vorgestern wieder in den Flieger nach Detroit stieg, hatte er enorme Fortschritte gemacht. Mach’ nur weiter so, lieber Papa. Wir freuen uns schon riesig auf ein sommerliches Bad im Lake Michigan mit dir!

Mein kölsches Karnevals-Herz hat auch Freudensprünge gemacht. Denn Karneval zuhause in Köln zu sein, ist noch mal etwas ganz besonders. Wenn die Hände zum Himmel gehn’. Wenn das Veedel Arm in Arm mit alten und neuen Freunden besungen und “beschunkelt” wird. Wenn immer ein Kranz mit Kölsch kreist. Wenn wir alle einmal Prinz oder Prinzessin sein möchten. Wenn die Schlangen vor Kneipen- und Toilettentüren lang sind. Wenn alle die gleiche Sprache sprechen … in der Stadt mit K (nicht in Amerika, schalalala ;-)). Wenn alle Kölle sind. Dann hat man das Gefühl zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Die Kölner Gruppe “Klüngelköpp” hätte es nicht besser für mich singen können:

“Wenn am Himmel die Stääne daanze
Un dr Dom sing Jlocke spillt
Jo dann weiß ich, dat ich doheim bin
Jo daheim bin, heh am Ring.”

Ihr Lieben: es war mir ein Fest, mit euch zu feiern!

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Huch, vor lauter Köln-Seligkeit habe ich ganz vergessen, dass ich im Auge eines Schneesturms sitze. Ich bin dann noch mal …

Dicke Flocken, die neben kleinen Eiskörnchen seitlich herein wehen, sind übrigens auch was feines. Ich könnte eigentlich gleich draußen bleiben, aber dann würde der Beitrag hier ja nicht fertig. Übrigens wurden während meiner Schaufel-Phase alle “after school activities” für heute abgesagt. Ich bin gespannt, wann der morgige Schultag gecancelt wird. Das wäre in diesem Jahr der erste “Snow-Day” … in den letzten beiden Winter durften die Kids jeweils 5 Tage zuhause bleiben. Nicht nur wegen der Schnee-Mengen. Wenn das Quecksilber unter – 20 Grad rutscht, möchte niemand eine Frostbeule am Kind verantworten.

So, fertig … just in time für die nächste Runde Schnee schippen.