In the Motor City

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Hi there! Start your engines …

Jedes Jahr im Januar übernimmt die “North American International Auto Show” mit viel glänzendem Chrom und Lack die Bühne im Cobo Center in Downtown Detroit. Sie ist eine der wichtigsten Automobilmessen der Welt. Selbst in den schwierigsten Zeiten der Automobilwirtschaft öffnete sie ihre Tore. Diese Woche, und zum ersten Mal in seiner Amtszeit, machte auch Präsident Obama einen Messe-Rundgang. Meine persönliche Premiere in Sachen Auto Show fand schon letzten Freitag statt: “Charity Preview”. Der Vorabend der offiziellen Messeeröffnung steht traditionell im Zeichen der Wohltätigkeit und gilt als das gesellschaftliche Ereignis in Detroit. Hui, hui – musste ich erst mal shoppen gehen. Zwischen Jeans und Kapuzenpulli gab selbst der große begehbare Kleiderschrank nix her, das dem Dresscode “Black Tie” auch nur annähernd gerecht geworden wäre.

Et voilà: zwischen poliertem Stahl gab es viel glänzendes bei den Damen, die Herren trugen mehrheitlich Smoking, bzw. “Tuxedo”, wie der feine Zwirn mit Fliege in den USA heißt. Weniger fein ging es an der Bar zu, wo der Schampus – ganz stilecht amerikanisch – in Plastikkelchen gereicht wurde. Stil hin oder her: das Happening erzielt jedes Jahr rund 5 Millionen Dollar, die wohltätigen Organisationen im Bereich Kinder und Jugendliche in Detroit und Michigan zu Gute kommen. Da schmeckt die Prickelbrause halt auch mal aus Plastik.

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Aber zurück zum Auto … da war doch was … ja, genau, das Automobil hat uns überhaupt erst nach Michigan verschlagen. Detroit. Die Motor City. Die Geburtsstätte der modernen Automobilindustrie. Auch wenn die Tage als DER Standort der Autoproduktion im Land längst vorbei sind, schlägt in Detroit auch heute noch das Herz der amerikanischen Automobilwirtschaft. Hier haben die “big three”, Ford, General Motors und (Fiat)Chrysler ihre Konzernzentralen. Hier hat Henry Ford das berühmte Model T (Tin Lizzie) entwickelt und 1913 angefangen, erschwingliche Autos in hohen Stückzahlen zu produzieren. Hier überraschte er 1914 mit der Ankündigung, den Tageslohn seiner Fabrikarbeiter auf 5 Dollar zu verdoppeln. Mit dem neuen Einkommen konnten sich Ford Mitarbeiter neben einem Eigenheim auch die von ihnen gebauten Autos leisten. Hier in Detroit entstand in den Hochzeiten der Automobilindustrie eine neue Mittelklasse. Detroit eine schillernde Stadt mit schicken Geschäften, Bars und Restaurants und einer lebendigen Theater- und Musik-Szene. Man lebte und arbeitete in Downtown Detroit. Bis die Zeiten schwieriger wurden.

Ein besonderer Ort, der auf bizarre Weise dokumentiert, wie eng Aufstieg und Niedergang der Stadt Detroit mit dem Automobil verknüpft ist, ist das ehemalige “Michigan Theatre” im Zentrum Detroits. Liebe Auto-Freaks verzeiht mir: es gibt jetzt keine weiteren bunten Bilder mit Fahrzeugen der neuesten Generation. Viel spannender finde ich es, diese Geschichte zu erzählen:

In einem Kohlenschuppen hinter seinem Wohnhaus in der Bagley Street in Downtown Detroit hat Henry Ford 1898 sein erstes Fahrzeug, das Quadricycle, zusammen geschraubt. Was folgte, ist Geschichte. Ein Nachbau dieses Schuppens steht heute im historischen Freilichtmuseum “Greenfield Village” in Dearborn. 1926 eröffnete an genau dieser Stelle das prunkvolle “Michigan Theatre” mit 4000 Sitzplätzen. Stars wie Frank Sinatra, Louis Amstrong, Glenn Miller, Doris Day, Benny Goldmann standen hier bis in die späten 40er Jahre auf der Bühne. Außerdem war das Michigan Theater ein Film-Theater. Die Besucher blieben aus, als immer mehr Menschen aus der Innenstadt in die Vorstädte zogen. 1967 flimmerte der letzte Film im Michigan Theatre Detroit über die Leinwand.

Nach einigen Jahren als “Supper Club” fanden hier ab 1973 für kurze Zeit Rockkonzerte statt. David Bowie, The Stooges, Aerosmith, Bob Seger spielten hier, bis der Veranstaltungsort 1976 endgültig seine Tore schloss, und kurz darauf zu einem der ungewöhnlichsten Parkhäuser der Welt wurde. Unfassbar, aber in den im italienischen Renaissance Stil erbauten prunkvollen Innenraum wurden kurzerhand drei Parkebenen eingezogen. Detroiter parkten nun unter den bröckelnden Decken- und Wandornamenten und dem rotem Bühnenvorhangs des einst glanzvollen Theaters ihre Autos. Seltsame Ironie des Schicksals: der Ort ist in gewisser Weise zu seiner ursprünglichen Nutzung zurück gekehrt. Glücklicherweise beginnt aber auch das Leben seit einiger Zeit wieder in die Innenstadt zurück zu kehren.

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Übrigens wurden in dem heutigen Parkhaus einige Szenen des Eminem Films “8 Mile” (1995) gedreht. Der Filmtitel bezieht sich auf den Highway “8 Mile”. Er bildet eine Art Grenzlinie zwischen den heute überwiegend schwarzen, ärmeren Vierteln der Innenstadt und den überwiegend von der weißen Mittelklasse bewohnten Vororten im Norden von Detroit.

“It’s alright, it’s OK, I’m gonna make it anyway, I’ma make it, I’ma make it, I’ma make it.., somehow…”      

(Intro “8 Mile”, Eminem)

Detroit wird es irgendwie hinkriegen … somehow.

Mit viel Aloha durch Hawai’i

Hi there!

A day without Aloha is just another mainland day.

Buck Buchanan (American football player)

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Es war ruhig hier auf dem Blog, denn ich habe ein wenig mehr blau gemacht als üblich ;-). Drei Wochen, drei Inseln und unendlich viele Paradiese. Noch im Aloha-Mode weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass “Aloha” mehr meint, als ‘Hallo’ und ‘Auf Wiedersehen’.  In Aloha drückt sich das hawaiianische Lebensgefühl aus, die Liebe der Hawaiianer zum Leben. Es meint auch Zuneigung, Sympathie, Freundlichkeit und Respekt. “Drive with Aloha” begegnet uns auf zahlreichen Schildern, “Made with Aloha” auf vielen lokalen Produkten. Hawai’i wird seinem Spitznamen “Aloha-State” in jeder Lebenslage gerecht. Und das ist richtig ansteckend.

Hawai’i – seit langem einer meiner Sehnsuchtsorte. Mit dem Umzug nach Michigan sind wir zwar schon einiges näher an die Inseln heran gerückt, aber selbst von Detroit gilt es noch 12-14 Stunden Reisezeit gen Westen und 5 Zeitzonen zu überwinden. Rund 3700 Kilometer und mindestens 5 Flugstunden vom amerikanischen Festland entfernt, liegt der 50. Bundesstaat (seit 1959) der USA. Geografisch liegt die Inselkette im pazifischen Ozean jedoch in der Südsee und gehört zum polynesischen Kulturraum. Es ist die am abgelegenste Inselgruppe der Welt. Die polynesischen Ureinwohner lebten hier bis zur Landung von Captain Cook im Jahre 1778 völlig unbehelligt von westlichen Einflüssen. King Kamehameha I vereinte die Inseln zum Königreich Hawai’i. Ihr letzter König Kalakaua baute den einzigen Königspalast der USA in Honolulu. Seine Schwester Lili’uokalani war die letzte Regentin, bevor Hawai’i 1898 von den USA annektiert wurde. In Gefangenschaft schrieb sie den Welthit “Aloha Oe”.

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Von den über 137 Inseln und Atollen Hawaii’s sind nur die acht größten bewohnt. Wir haben drei von ihnen – O’ahu, Maui und Hawai’i (Big Island) – bereist. Angereist bin ich mit einem festen Hawai’i Bild im Kopf. Meine Generation hat schließlich Magnum geschaut und wir Mädels waren alle ein bißchen verliebt in den coolen Privatdetektiv, der im roten Ferrari über die Straßen von O’ahu fuhr, oder sich von T.C. im rot/gelb/braunen Hubschrauber über die Insel fliegen ließ. Ein Flashback hatte ich, als ich einen solchen Hubschrauber gleich am zweiten Tag auf O’ahu am Himmel sah. Huch, sollte da gleich Thomas Magnum landen und mir eine Blumenkette um den Hals legen, oder mich gar nach Robin’s Nest einladen? Schöne Illusion … aber die Firma “Magnum Helicopter” nutzt heute das gleiches Modell mit gleichem Design für ihre Rundflüge. Aber davon mal abgesehen war Hawai’i fast genau so, wie ich es mir immer ausgemalt hatte:    

On the Beach Waikiki ist Urlaubskitsch pur: Ein Palmen gesäumter Strand vor einer Hochhauskulisse. Japanische Honeymooner, die sich bei Sonnenuntergang am Strand ablichten lassen. Coole Beach-Boys und -Girls, die ihre Surfbretter lässig unterm’ Arm durch die Großstadt zum Strand tragen. Waikiki wirkt wie ein kleines Manhattan als Ferienparadies. Krasse Kontraste, surreal, herrlich kitschig schön. Aber so viel angenehmer als Miami & Co. Halt exotisch entspannt und mit Aloha!

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Die einsameren Traumstrände mit Postkartenidylle haben wir natürlich auch gefunden …

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Into the Green … all is lush, all is green. An dieses unglaublich üppige, tropische Grün werde ich denken, wenn die Wintertage in Michigan grau sind. Am grünsten ist es in der Region Puna auf Big Island, der regenreichsten Region der Erde.

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Over the rainbow … Sattes Grün braucht Regen. Der kommt oft mehrfach am Tag, aber meist nur kurz und nieselig. Und er sorgt für die sensationellsten Regenbögen der Welt, oft mehrfach übereinander.

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After the sunset … Ein wunderbares tägliches Spektakel, dass mir so manchen Seufzer abringt. Hach, was viel schön!

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In the water … der Pazifik ist überall klar und sauber und schimmert in den kräftigsten Blau-Grün-Tönen. Die Unterwasserwelt der Riffe ist überwältigend bunt und artenreich. Die Investition in eigenes Schnorchel-Equipment hat sich absolut gelohnt. Toll, wenn dir knallgelbe Butterfly-Fische mit und ohne Streifen, rote oder pastellfarbene Papageienfische, blau-pinke Triggerfische direkt vor der Brille entlang schwimmen. Einem Riff-Hai sind wir glücklicherweise nicht begegnet. Aber ihren größeren Kollegen, den Buckelwalen. Im Winter tummeln sie sich hauptsächlich vor der Küste von Maui. Ein weiterer Wasserbewohner Hawaii’s ist die Grüne Meeresschildkröte. Faszinierende Tiere, die gerne auch mal unvermittelt neben einem im Wasser auftauchen. Huch!

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On a board … Der dreifache hawaiianische Schwimm-Olympiasieger Duke Kahanamoku (The Big Kahuna) gilt als Begründer des modernen Wellenreitens. Seiner Statue am Strand von Waikiki werden täglich frische Lei’s (Blumenketten) als Zeichen der Verehrung umgelegt. Am berühmten North Shore von O’ahu rollen im Winter gigantische Wellen von bis zu 10 Metern heran.  Surfmekka und Austragungsort internationaler Wettbewerbe. Ich habe mich bei sanfteren Wellen auf Maui aufs’ Bord gestellt und mich von einem braun gebrannten Surflehrer (grins) in die Geheimnisse des Wellenreitens einführen lassen. Nach nur zwei Stunden kann ich die Faszination verstehen … das Warten auf die perfekte Welle macht süchtig.

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Mit Bastrock, Ukulele und Blume im Haar … Zur Einstimmung auf Hawai’i hatte ich mir (zufällig entdeckt, ich schwöre!!) ein Hula-Girl aus Plastik aufs Armaturenbrett geklebt. Bei jeder Kurven schwingt sie sanft ihre Hüften. Genau so, wie die Damen aus Fleisch und Blut beim hawaiianischen Festmahl “Luau” es tun. Hawai’i Folklore als Touristenattraktion, aber wunderschön gemacht. Außerdem finde ich, dass wir öfter mal Blume im Haar tragen sollten.  

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Für den Gaumen … “Und die Plörre von der Tanke schmeckt wie Kaffee auf Hawai’i”, singt Namika in ihrem Song “Lieblingsmensch”.  Wie “Kona-Kaffee”, eine der besten und teuersten Kaffeesorten der Welt. Auf kleinen Plantagen rund um Kona auf Big Island wird er angebaut, per Hand gepflückt und traditionell weiter verarbeitet. Ein Genuss! Abends trinken wir ‘Mai Tai’ oder ‘Lava Flow’, manchmal auch ‘Liquid Aloha’ – ein auf Hawai’i gebrautes Indian Pale Ale. Von wegen kein Bier auf Hawai’i und so … Dazu Mahi Mahi gegrillt und mit Macademia-Nuss Kruste, Ahi – gelber Thunfisch, Poke (roher, gewürfelter Fisch in Sojasauce mariniert) viel Ananas und Papayas, Kokosnuss, Banana Bread. Yum! Kulinarisch paradiesische Zustände.

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Auf dem Vulkan …Wie alle wollte ich auch unbedingt flüssige Lavaströme sehen. Derzeit fließt die Lava allerdings nur unterirdisch ins Meer. Aber die Felder aus erkalteter Lava, die der aktivste Vulkan der Erde, der ‘Kilauea’ (seit 1983 dauerhaft aktiv) hinterlassen hat, sind beeindruckend. Wie bizarre Mondlandschaften erstrecken sie sich über riesige Flächen. Bei einem Helikopterflug haben wir Glück, und konnten doch noch flüssige Lava sehen. An einer Stelle, wo die Kraterkruste aufgebrochen war. Wahnsinn! Genau wie der Blick auf den Krater nach Einbruch der Dunkelheit. Spürbare Naturgewalt.   

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In Gedenken … an 2400 amerikanische Soldaten, die bei dem japanischen Überraschungsangriff 1941 auf den Marinestützpunkt “Pearl Harbor” ihr Leben verloren haben. Kernstück der Erinnerung an diesen Schicksalstag, der die USA in die Geschehnisse des 2. Weltkriegs eingreifen ließen, ist das ‘USS Arizona Memorial’. Eine Gedenkstätte, die über dem gesunkenen gleichnamigen Schlachtschiff errichtet wurde. Per Boot werden Besucher auf die Plattform gebracht. Es ist eine schlichte, angemessene Erinnerungsstätte. Bedrückend fand ich die Tatsache, dass unter der Gedenkstätte über 900 Mitglieder der Besatzung begraben sind.

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Hawai’i hat uns auf auf Trab gehalten. Selbst am Strand gab es immer etwas zu tun oder zu gucken. Ich habe es nicht einmal geschafft, ein Buch zu Ende zu lesen. Dafür war das tägliche Wetter-App checken nicht notwendig, das Wetter auf Hawai’i ist quasi immer gleich perfekt.

Perfekt war auch, dass wir den letzten Teil unserer Reise gemeinsam mit guten Freunden, die wir seit unserem Weggang nach Michigan nicht mehr gesehen hatten, verbringen konnten. 11 Stunden nachdem in Deutschland die Korken geknallt hatten, haben wir mit ihnen in Waikiki auf ein glückliches, neues Jahr angestossen. Wie schön, dass wir uns am “Ende der Welt” getroffen haben, lieber Kevin, lieber Knut!

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Begeistert und mit vielen wunderbaren Erinnerung sind wir nach Michigan zurückgekehrt.

Aloha’oe Hawai’i! Until we meet again …

 

 

 

Give thanks!

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Hi there,

Was bei uns “Dinner for one” am Silvesterabend ist, ist hier dieser Tage  “Charlie Brown Thanksgiving”. Das TV-Special wurde 1973 erstmalig ausgestrahlt. Snoopy serviert seinem Freund Woodstock am Ende ein traditionelles Thanksgiving “Dinner for two”, auf einem Tisch vor seiner Hundehütte. Wie bei den Peanuts ist auch bei amerikanischen Familien (die für diese Fest aus nah und fern zusammen kommen, und damit die größte Reisebewegung des Jahres in den USA auslösen) das gemeinsame “Thanksgiving Feast” der Mittelpunkt der Feierlichkeiten. Es gibt gefüllten Truthahn mit Bratensauce, süße Kartoffeln (gerne mit Marshmallows im Ofen gegart, wie wir seit heute wissen), Kartoffelpüree, Maisbrot, Kürbis und Cranberry Sauce. Den süßen Abschluss bilden Pies in den den Varianten Kürbis (sehr gewöhnungsbedürftig), Pecan-Nuß oder Apfel.

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Die Thanksgiving Tradition wurde einst von den Pilgervätern der Neu-England Staaten um 1620 begründet. Die Siedler waren nach einem ersten harten Winter in der neuen Heimat besonders dankbar für ihre gute Ernte, die sie über den Winter bringen würde. Die Indianer hatten den Neuankömmlingen gezeigt, wie man Mais anbaut. Der Gouverneur erklärte daraufhin den Tag des “Thanksgiving”, den die Siedler mit ihren eingeborenen Nachbarn gemeinsam feiern sollten. Dieser Erntedank Tag wurde in den Folgejahren zu einem festen Ritual. 1863 erklärte Präsident Lincoln den Tag, der nun immer am vierten Donnerstag im November begangen wird, zum Nationalen Feiertag. Er markiert auch den Beginn der Weihnachtssaison, vor allem des Weihnachtsgeschäfts.

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Um die weihnachtliche Kauflust anzuheizen, kam das Kaufhaus Macy’s in New York auf die Idee, eine Christmas Parade am Thanksgiving Tag zu veranstalten. Die Parade endete mit Santa Claus und dem Enthüllen der weihnachtlich dekorierten Schaufenster. Einige Jahre später wurde sie in “Thanksgiving Day Parade” umbenannt und ist heute die bekannteste Parade dieser Art. Neben dem obligatorischen Truthahn schweben bekannte Comic Charaktere wie Snoopy, Mickey Mouse oder Kermit der Frosch als gigantische Ballons an Schnüren durch die Straßen. Begleitet von zahlreichen Marching Bands, Cheerleadern, Tänzern und bekannten Persönlichkeiten. Auch Santa läuft natürlich mit … und nach aller Besinnlichkeit startet der Einkaufsrausch. Stichwort “Doorbuster” und “Black Friday”. Der letzte Happen Turkey ist kaum verspeist, da öffnen die meisten Geschäfte am Abend ihre Pforten und der Run auf die “Doorbuster” (Preishammer) geht los. In vielen Geschäften können die Kunden sogar die ganze Nacht in den “Black Friday” hinein Schnäppchen shoppen. Als wir im ersten Jahr in Chicago waren, bildeten sich bereits am Nachmittag lange Schlagen vor den Kaufhäusern.

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Dieses Jahr durften wir hier in Ann Arbor ein typisches amerikanische Familien-Thanksgiving bei unseren Nachbarn erleben. Festlich und lecker war es. Nach dem Turkey Dinner um 4 (ja, die Amerikaner speisen oft zu ungewöhnlichen Zeiten), machte sich auch tatsächlich die Hälfte der Gästeschar auf den Weg in Richtung “Target” (so was wie “Real”: einmal hin, alles drin). Um 7 tauchten alle wieder auf und neben vielen Tüten wurde ein gigantischer Flachbild-Fernseher in den Flur geschoben. Zeit für Pumpkin Pie!

Happy Thanksgiving! Und ein schönes erstes Advents-Wochenende!

 

Mein Haus, mein Boot, meine Disney-Trips

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Alaaf, Ihr Lieben!

Hab’ mich auch ein wenig verkleidet! Und von Ferne höre ich “dat trömmelche” … Perfekte Gelegenheit, mal schnell meinen Beitrag zu Disney in den Blog zu mogeln. Geschrieben hatte ich ihn schon im April, kurz nach dem wir über Springbreak in Florida waren.  Aber da war der Blog noch nicht online … jetzt aber! In Disney World gibt es 365 Tage im Jahr Karneval: Fantasievolle, bunte Kostüme. Viele Menschen. Lange Schlangen. Sich wiederholende musikalische Beiträge. So manche Parade, bei der man sich rechtzeitig die besten Plätze sichern muss.

Das Blaue an meinem Handgelenk? Das ist ein Magic Band. Das kann alles: es gewährt Zutritt ins magische Königreich von Mickey & Co, hat alle “Fast Passes” für die attraktivsten Fahrgeschäfte gespeichert, öffnet Hotelzimmer-Türen und bezahlt Burger und Milchshakes. Außerdem kann man damit Disney Souvenirs (you name it, they have it) erwerben. Genau, auch diese entzückenden Minnie Maus-Ohren, zu denen ich mich am letzten Tag habe hinreißen lassen. Natürlich schon in Gedanken beim nächsten Kölner Karneval …

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Meine Disney-Trips

Von der Main Street, über Cinderella’s Castle bis hin zum Adventure- und Fantasyland wurde mein seit längerem gehegter Verdacht, dass Reisen zum selbst ernannten “Happiest Place on Earth” einen Top-Platz unter den Statussymbolen der Amerikaner einnehmen, gründlich bestätigt. Wahrscheinlich rangieren die Ausflüge in die bunte Vergnügungsindustrie sogar noch vor dem Besitz eines John Deere Aufsitz-Rasenmäher, einer leistungsstarken Schneefräse, einem XL-Grill, dem PS-starken SUV oder dem Erfolg der Kinder beim Sport. But that’s another story. Klar ist, dass in punkto Walt Disney World zählt, wie oft man die künstliche Zauberwelt besucht hat. Viele Familien kommen Jahr für Jahr, Paare verbringen ihre Flitterwochen dort, beliebt sind Reisen über drei Generationen.

Dicke Disney-Reiseführer und unzählige Webseiten beschäftigen sich mit der perfekten Planung der magischen Tage. Disney Travel Agents beraten, wie man am optimalsten (sprich mit möglichst geringen Wartezeiten) den Attraktionen-Parcours durch die fantastische Park-Parallelwelt durchläuft. Noch bevor man sein Zuhause verlässt, ist festgelegt, wann man welchen “Ride” unternimmt und wo man wann zum Essen geht (Stichwort ‘Dining Plan’). Ob man sich ein Blumenbouquet mit Mickey-Ohren aufs’ Zimmer bringen lässt oder Fotos für die nächste Weihnachtskarte per ‘Memory Maker’ vom Disney Fotoprofi an festgelegten Picture Spots schießen lässt. Der gesamte Aufenthalt kann selbstverständlich per “My Disney” App gemanaged werden.

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“Extra Magic Hour”

Wer in einem Disney Resort wohnt, darf schon um 7 Uhr, und nicht erst zur regulären Öffnungszeit um 8 in den Park. “Extra Magic Hour” heißt das Konzept, mit dem man den Gästen anderer Hotels ein Schnippchen im Morgengrauen schlägt. Wenn man die Zeit für den Weg per Bus-Shuttle vom Hotel zum Parkeingang und vielleicht noch den schnellen Schluck Kaffee zum Wachwerden (natürlich nur aus dem Coffeemaker im Zimmer, für ein ausgedehntes Frühstück gibt es keine extra magic minutes) berücksichtigt, heißt das um 5.30 Uhr raus aus den Federn. Hatte jemand gesagt, dass Disney ein Erholungsurlaub ist?

Erholen können Sie sich woanders .. vielleicht auf einer Disney-Cruise. Da sitzt man mit Mickey und seinen Freunden in einem Boot und macht an Disney-eigenen Inseln halt. Oder man wird Mitglied im Disney Vacation Club … die magischen Möglichkeiten sind unbegrenzt. Your bank account is the limit.

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Trotz vieler wunderlicher Dinge hatten wir eine ‘super jeile zick’ in Florida. Zu unseren Abenteuern beim großen Wettbewerber “Universal Studios” mit seinen fantastischen Harry Potter Welten dann ein anderes Mal. Feiert’ erst mal schön, liebe Kölner! Schließlich hält der Karneval ja auch jede Menge magische Momente bereit. 😉

Leise “En unserem Veedel” summend sage ich …

 

goodbye halloween! hello holiday season!

Hi there,

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Halloween war vorvorgestern! Unser drittes Grusel-Fest in Amerika, und wie schon in den Jahren zuvor passte das Wetter wieder bestens. Grrrrr! Aber auch wie schon so oft hier in Michigan, fährt es Rollercoaster mit uns. Seit Sonntagmorgen hat sich die Sonne wieder am Himmel erhoben, heute war es gefühlte 25 Grad warm. No kidding: kurze Hosen und T-Shirt im November. Natürlich gilt es auf der Hut zu sein: am nächsten Wochenende könnte ja der erste Schnell fallen. Das wäre dann wiederum passend zur seit Montag befohlenen Saison, der “Holiday-Season”. Erster Akt: Thanksgiving. Zweiter Akt: Christmas.

Die Transformation in den Geschäften erfolgte umgehend: schwarz-graue Halloween Reste ab in die letzte Ecke, 70 % off Schild dran. Rot-grün-weiße Weihnachtsartikel in Pool-Position. Eine weitere Ecke ist für Thanksgiving reserviert – alles in braun, orange-Tönen. Erntedank auf amerikanisch.

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Sonntag haben die Fenstermaler in Downtown mit ihrer Arbeit begonnen. Sie verpassen Ann Arbors’ Schaufenstern jedes Jahr im November ein winterlich-weihnachtliches Fensterbild. Per Hand phantasievoll aufs’ Glas gepinselt. Das sieht wunderschön und weniger kommerziell wie so vieles andere aus.

Auch die Supermärkte legen den Schalter um: Halloween Candy auf die Reste-Theke, Hochglanz-Holiday-Kataloge mit Truthahn & Co. raus.

Klar, auch in Deutschland sind Weihnachten und andere Festivitäten ein großes Geschäft. Ich erlebe das hier aber um ein vielfaches krasser. So manches unsinnige Produkte bringt das Saisongeschäft dabei in die Läden: Trick or Treater Klamotte und Halloween Candy für den Hund, weihnachtliche Leckerlis und Spielzeuge für Hund und Katze, die Weihnachtswindel fürs’ Baby. Really??

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Um den Spuk vor dem 31.10. so richtig anzuheizen, gibt es einen relativ neuen Trend in Sachen Halloween: Haunted Attractions, Orte, an denen es spukt. Wir haben dieses Jahr einen “Haunted Hayride” gemacht, eine nächtliche Ausfahrt auf einem Heuwagen durch das “Valley of the Lost” … boooo! Das war vergleichsweise harmlos, da gibt es üble Sachen, wo einem tatsächlich das Gruseln gelehrt wird.

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Soweit noch schnell zu Halloween 2015. Ach ja
und noch was: trotzdem ich den Kölner Karneval vermisse, habe ih auch im dritten Jahr so gar keine Lust verspürt, mich zu verkleiden. Halloween liegt mir nicht im Blut. Und der ganze Wahnsinn drumherum wohl auch nicht so. Ich freue mich dann mal auf Glühwein, Cookies & Co. 🙂

 

Flower House Detroit

Every flower must grow through dirt.
Laurie Jean Seenot

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Hi there!

Während die Natur bunte Blätter in irre intensiven Farben präsentiert, hat sich in Detroit ein altes, leer stehendes Haus in ein Meer aus frischen Blüten und Pflanzen verwandelt. Blossoms against Blight. Blüten gegen den Verfall. ‘Beauty’ und ‘Blight’ gaben ein ungleiches, und doch harmonisches Paar bei dieser außergewöhnlichen floralen Installation ab.

Eine Floristin aus Ann Arbor hatte das Haus mit angrenzenden Grundstücken im letzten Jahr für 250 Dollar (!) erworben. Inspiriert wurde ihre Idee zum “Flower House Detroit” von Christo und Jeanne Claude, die 2012 eine Pariser Villa anlässlich der Dior Fashion Show mit Blumen füllten.

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Das Flower House Detroit macht bereits von außen seinem Namen alle Ehre. An der verwitterten Fassade der Rückseite hat die lokale Künstlerin Ouizi ein buntes Blumenbouquet aufgemalt. Überall ums Haus ranken Blumen und Blüten. Im Haus gibt es 15 Räume. In jedem dieser Zimmer haben über 30 Flower-Designer aus dem ganzen Land ungewöhnliche Blumenarrangements geschaffen. Mal protzig prächtig, mal zart und fein. Alle dabei verwendeten Blumen und Pflanzen stammen aus amerikanischem Anbau.

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Nach dem Veranstaltungswochenende wird das Gebäude sorgfältig zurück gebaut. Unterstützt von ReClaim Detroit, die die Materialien für andere Wiederaufbau-Projekte in Detroit einsetzen. Auf dem Grundstück wird eine Blumen-Farm und ein Design Zentrum entstehen. “Leidenschaft für Nachhaltigkeit. Liebe zur floralen Kunst. Verantwortung und Respekt für die Geschichte der Stadt Detroit”, von diesen Ideen lässt sich die Initiatorin und Besitzerin Lisa Wand leiten. Möglichst viele Menschen möchte sie mit ihrer Arbeit bereichern.

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Mit dem “Flower House Detroit” ist das hervorragend gelungen. Die farbenfrohe, üppig blühende Kunst aus Blüten, Blättern, Pflanzen und Gemüse sah fantastisch aus. Schönheit in jeder Ecke. Prächtige Details für Augen und Seele. Pure Freude über die Schönheit von Mutter Natur.

Genießt die bunten Bilder. Und die letzten goldenen Oktobertage, in denen die Natur noch mal alles gibt!

Detroit Ruins – Inside

Hi there!

Detroit hat viele Geschichten zu erzählen, wenn man sich auf das große “D” einlässt. Ich mag diese kantige Stadt, die mich oft an Berlin kurz nach dem Mauerfall erinnert. Letzte Woche war ich gleich zwei Tage in Folge in Detroit und der Gegensatz hätte nicht krasser ausfallen können. Donnerstag: Sightseeing bei Hochglanzwetter für meinen Besuch aus Deutschland.

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Freitag: Dicke Wolken über Detroit. Foto-Tour durch verlassene Gebäude. Mit einer deutschen Freundin, die auch zur Zeit hier lebt und wie ich von Detroit fasziniert ist. Warum guckt man sich so was an? Um die Stadt und ihre reiche, aber komplizierte Geschichte zwischen Boom und Abschwung, zwischen Abgrund und Aufbruch ein wenig besser zu verstehen.

Als ich 2013 zum ersten Mal das Ausmaß des urbanen Verfalls in Detroit sah, war ich schockiert. Absolut ungläubig darüber, wie eine nordamerikanische Stadt so derartig herunter kommen konnte. Ich blickte fassungslos auf gigantische Industrieruinen, leer stehende Bürohäuser und Hotels in Downtown, verlassene Schulen, Theater, Kirchen und Krankenhäuser, verwaiste Straßenzüge in den Neighborhoods, herunter gebrannte, verlassene, zerstörte Häuser. So deprimierend der Anblick auch war, ich konnte mich nur schwer der Faszination dieser zum Teil morbiden Schönheit entziehen. Find beauty in the ruins. Wie muss es erst im Inneren der Gebäude aussehen? Welches Zeugnis einer ehemals lebendigen Vergangenheit legen sie ab?  “Detroit Urbex” führt kleine Gruppen durch leer stehende, seit vielen Jahren verlassene Gebäude. Über 70.000 gibt es davon heute in Detroit. Seit den 50er Jahren, als viele Produktionsstandorte der Automobilindustrie die Stadt verließen, ist die Einwohnerzahl von knapp 2 Millionen auf heute rund 700.000 geschrumpft. Mit verheerenden Folgen für die Infrastruktur im gesamten Stadtgebiet.

Es wird wohl noch viele Jahre dauern, bis die ungenutzten Gebäude abgetragen oder einer alternativen Nutzung zugeführt worden sind. Ich finde es unglaublich spannend, Detroit eine Weile dabei zuzusehen, wie es wieder auf die Beine kommt. Zu spüren, wie sich diese Stadt neu erfindet. Die Ruinen, der Verfall, all das gehört heute zu Detroit dazu, ist ein Stück authentischer Zeitgeschichte. Wie die Berliner Mauer.

Ich bin noch immer ganz geflasht von dem Erlebten. Ich hätte nie gedacht, dass ich selber einmal vom Dach einer Industrieruine auf Detroit schauen würde. Mich berührt am meisten, dass dies alles “moments in time” sind, denn Detroit verändert sich jeden Tag. Beim nächsten Mal ist ein Gebäude vielleicht nicht mehr zugänglich, abgerissen oder Renovierungsarbeiten haben begonnen. Who knows. Viele kleine Dinge werden dabei hoffentlich schon bald wieder zu einem großen Ganzen.

So, jetzt aber! Eine kleine 😉 Auswahl meiner Foto-Ausbeute ..

John S. Gray Branch (built 1906), first branch of the Detroit Public Library 

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“EYE DONT CARE ABOUT REAL LIFE – Servite High School (built 1924), East Side Detroit

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St. Margaret Mary Catholic Church (built 1923), East Side Detroit, von 1984-2011 als Baptist Church genutzt

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Fisher Body Plant 21 (built 1926 by Albert Kahn), 1926 von General Motors übernommen, 1984 wird hier die letzte Karosserie produziert, seit 2000 ist die Stadt Detroit Eigentümer. Der Besitzer des Berliner Techno-Clubs Berghain wollte hier einen Club aufmachen. Der Nutzungsplan der Stadt sieht dies offenbar nicht vor. Für 300.000 Dollar steht die asbestbelastet Industrieruine zum Verkauf.

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Abends um 7 …

Hi there!

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Der September-Himmel hier in Michigan hatte sich mit meinem Blog abgesprochen: er war fast jeden Tag blau! Und so schön sommerlich warm, dass ich am liebsten 24/7 draußen gewesen wäre. Die Wetterstatistiker stehen schon mit “Hottest September in Michigan ever” in den Startlöchern. Trotz herrlicher Tage und Abende bleiben aber viele Amerikaner innerhalb ihrer – meist klimatisierten – vier Wände. Auch im 3. Jahr finden wir das immer noch total komisch …

Deutschland, abends um 7 an einem warmen Sommerabend: Geschirrgeklapper, Gewusel, Gespräche, Kinderlachen. Das Leben spielt sich draußen ab, ob auf Balkonien, Terrasse oder im Garten. Und das vom ersten wärmeren Frühlingstag bis zum letzten Hurra des Sommers.

Amerika (Vorstadt), abends um 7, auch schön warm: kein Mensch, kein Laut, nirgends. Verlassene Terrassen, Gartenmöbel und Hollywoodschaukeln, die vergeblich auf Gäste (oder Pokerrunden … ;-)) warten. Oft steht auf dem großen Holzdeck (Standardfarbe: irgendwas zwischen Vollmilch und Prinz Harry-Rot), das offenbar im Bausatz mit jedem Haus geliefert wurde, aber auch nur ein XL-Grill – oder: gar nichts. Leer – den ganzen wunderschönen Sommer lang.

Erklärungsversuche: zu heiß, zu windig, zu viele Fliegen, kein Fernseher, draußen nur Kännchen? Gegrillt wird manchmal an der frischen Luft, gegessen aber garantiert drinnen. Tür zu, Klimaanlage an. Unser Deck ist hier in der Nachbarschaft weit und breit das einzige, auf dem regelmäßig gelebt und mit Geschirr geklappert wird. Jedenfalls solange kein Schnee liegt ;-). Wahrscheinlich finden unsere Nachbarn das total seltsam.

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Denn um uns herum schirmt man sich zusätzlich sommers wie winters, bei Tag und in der Nacht mächtig ab. Überall dichte Rollos oder schwere Gardinen. Der Amerikaner mag es nach unseren Beobachtungen offenbar gerne dunkel. Und das nicht nur im eigenen Heim. Ihm macht es auch nichts aus, in schummrigen Restaurants mit dunklen Holzvertäfelungen und schweren, dunklen Möbeln zu essen. Tageslicht wird von uns wohl total überbewertet. So manches Restaurant haben wir schon für geschlossen  gehalten. Hätte da nicht ein grelle Neonschriftzug “Open” angezeigt.

Ein beliebter Indoor-Aufenthaltsort (egal wie herrlich es draußen sein mag) ist auch das Auto. Selbstverständlich bei laufendem Motor, um eine gleichmässige (tendenziell Kühlschrank) Temperatur zu gewährleisten. “Nicht aufregen, nur wundern”, hat man mir als Kind oft gesagt.

Na denn. Auf einen goldenen, hellen Oktober! Wo immer Ihr dies hier gerade lest.

 

Lunar Eclipse

Hi there!

Na, wer ist für den blutroten Supermond aufgestanden … oder gar wach geblieben? Da waren wir ja eindeutig im Vorteil, und konnten das beeindruckende Phänomen der totalen Mondfinsternis ab 22.11 Uhr am klaren Nachthimmel von Ann Arbor beobachten. Faszinierend (und irgendwie ein gutes Gefühl), dass am rund 6.500 Kilometer entfernten deutschen Himmel das gleiche Bild zu sehen ist.

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Good Night Michigan, good Morning Deutschland!

 

GameDay

Hi there,

Football’s here! Erstes Heimspiel heute: Michigan vs. Oregon State. Im Michigan Stadium in Ann Arbor. Im “Big House”, wie es hier überall genannt wird. In der kleinen Stadt Ann Arbor steht das größte Stadium der USA. Wenn wir aus unserer Vorstadt-Siedlung nach Downtown fahren, passieren wir es auf halber Strecke. Fast alle 120.000 Einwohner Ann Arbors’ (rund ein Drittel davon sind College Studenten) würden hier einen Sitzplatz finden. Der Zuschauerrekord liegt bei rund 115.000. Die offizielle Kapazität beträgt aktuell 107,600. Weltweit gibt es nur zwei Stadien, die größer sind, in Indien und in Korea. Das Big House gehört der University of Michigan und in der Hauptsache wird hier von Anfang September bis Ende November Football gespielt, College Football. Das ist Big Business für die Uni. Manchmal “mogeln” sich andere sportliche Highlights dazwischen. Das war im letzten Sommer das Spiel Real Madrid vs. Manchester United im Rahmen des “International Champions Cups”. Im Winter zuvor wurde der Rasen zur Eisfläche und das Stadium zum Gastgeber der “NHL Winter Classics”: Detroit Red Wings vs. Toronto Maple Leafs. Auch eisige Temperaturen und Schneefall hielten keinen Fan ab: beide Ereignisse fanden vor ausverkauftem Haus statt.

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Acht Heimspiele absolviert die Michigan Football Mannschaft im Inneren des roten Backsteinbaus pro Saison. An jedem dieser Samstage steht die Stadt und vor allem der Bereich rund um das Stadion Kopf. Anwohner machen Kasse mit der Vermietung von Parkplätzen. Ein Farbenmeer aus blau und gelb. “Go Blue” Rufe aller Orten. Grillschwaden und Partystimmung lange vor dem ersten Touchdown auf dem gegenüber dem Stadium liegenden Golfplatz sowie auf dem großen Parkplatz der angrenzenden Highschool. “Tailgating” heißt diese Tradition. Und das geht so: Früh morgens Platz für Fahrzeug sichern; Kofferraum/Ladeklappe auf; Campingstühle (idealerweise natürlich wie die Kühlbox im Michigan Design!) und Tische aufstellen; Grill aufbauen; Kühlbox mit Bier, Bratwurst & Co. ausladen; los geht’s! Die Hardcore Fans flippen bereits ihre Frühstücks-Pancakes auf der Grillplatte. Kontakte mit den Tailgate Nachbarn sind schnell gemacht. “How are you”, “nice to meet you” gilt auch hier. Grillgut und Bier (ah ein Kölsch-Style-Bier brewed in Detroit, lecker!) werden fleißig ausgetauscht. Im Stadion ist Alkoholverbot, schließlich gehört es zur Uni und die meisten Studenten haben das Drinking Age von Michigan (21) noch nicht erreicht.
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Kölle meets Michigan

 

Stichwort Stadion: Von außen sieht es gar nicht so riesig aus. Es liegt tief, wie eine Schüssel. Die Größe erfasst man erst, wenn man mitten drin sitzt, einer der rund 110.000 Zuschauer bei einem Heimspiel ist. Football zählt sicher nicht zu meinen sportlichen Leidenschaften. Aber ein Spiel in diesem gigantischen Stadion zu erleben, ist ein beeindruckendes Erlebnis. Im Rahmen einer Stadion-Tour konnte ich zwei Mal hinter die Kulissen schauen: Presseräume, VIP-Logen, Umkleidekabinen. Dazu gab es viele spannende Fakten und Geschichten rund um den gesamten Sportbereich der University of Michigan, der in diesem College-Jahr seinen 150-sten Geburtstag feiert. Im Locker Room hat der spätere US Präsident Gerald Ford einen Ehrenplatz. Er hat während seines Studiums an der U-M von 1930-1935 zwei Jahre für Michigan Football gespielt. Höhepunkt der Tour war der Gang durch den Tunnel – hinein in ein leeres Stadium.

Befremdlich finde ich die Tatsache, dass während der Football Spiele Scharfschützen auf dem Dach Stellung beziehen. Aber das ist wohl dem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner geschuldet. Unten auf dem Feld läuft vor dem Spiel die “Michigan Marching Band” auf und stimmt die gelb-blaue Fangemeinde (die College-Studenten tragen meist komplett “maize”, wie das gelb genannt wird, und bilden einen unübersehbaren Block im Stadion) mit schmissigen Songs auf das Football Spektakel ein und sorgt auch während Tackles und Touchdowns für eine einzigartige Stimmung.

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Let’s go blue! Haben auch heute die Michigan Fans wieder gesungen. Das Spiel ist soeben mit einem 35 – 7 Sieg für Michigan zu Ende gegangen. Hail to the Victors!